Humidor Stammplaetze

Geraucht als Geburtstagszigarre zum runden Geburtstag im spätsommerlichen Italien über 2 Tage mit 2 Drinks (Aperol Spritz, Cappuccino). Eine Wucht. Unmöglich bei dieser Komplexität ein Aromaprofil auch nur annähernd präzise zu beschreiben, daher hier nur eher generelle Beschreibungen. Wunderschönes, dunkel schimmernd schokoladig-mahagonibraunes Deckblatt in einmaliger hexagonaler Pressung. Ein rauchbares Kunstwerk. Schon im Kaltgeruch verheißungsvolle, intensive Gerüche - ölig, leicht und doch tiefgängig, komplex. Anschnitt (Straight Cut) etwas heikel, kurzer Angst-Moment ob eines leicht angerissenen Deckblattes, aber zum Glück kein Drama. Unter Flamme offenbart sich im üppigen und auch unter ehrlicherweise etwas gierigen Zügen absolut milden Rauch ein Geschmack seinesgleichen, der mit "ordinärem" Tabak nur noch entfernt zu tun hat und sich einer greifbaren Beschreibung weitgehend entzieht. Man schmeckt Jahre, wenn nicht Jahrzehnte Reifung, Fermentation und aromatische Entfaltung zu etwas, das man wohl legitim als die höchstmögliche Form des Tabakgenusses überhaupt bezeichnen darf. Es entwickeln sich laufend in unmöglicher Komplexität Noten von Holz, Honig, dezenter dunkler Frucht, Apfel, Leder, Kaffee, Kakao, Creme, Nuss, Zitrus-Säure, und und und... In Kombination mit Aperol Spritz überwiegen tendenziell die fruchtigen, mit Cappucino eher die dunklen Geschmacks-Noten - aber die unglaubliche Komplexität, Nuanciertheit und das gottgleiche Fermentations-Aromenfeuerwerk begleiten einen stets. Fazit: trotz teils etwas widriger äußerer Umstände eine Zigarre, die für mich eine eigene neue Liga eröffnet hat. Ein Kunstwerk, sei es in optischer oder aromatischer Hinsicht. Würde sie einen nicht so arm machen, läge der Gedanke an eine Kiste wohl fast nahe. Aber was wäre Kunst noch wert, wenn es sie kistenweise gäbe?