Erstellen Sie einen Personal Humidor und behalten Sie die Übersicht über Ihre bereits gerauchten Zigarren und Tabake!

Length: 19.05Diameter: 1.55 TAM
Auf der Hausmesse 2019 wurde bei dem Tasting mit Jeremy Casdagli die „Sabino“ derselben Linie verköstigt. Von dieser ist mir nur die leicht sahnige Karamell-Note in Erinnerung geblieben – und der Duft von Karamell mit Leder von dem laut Jeremy für diese Noten verantwortlichen Tabaks, von dem er zum „Beschnuppern“ ein Blatt herumreichte. Er sagte damals, dass in der „Cremello“ diese Aromen weit deutlicher sein würden – das musste ich dann natürlich ausprobieren. Schon visuell macht die DOTW Cremello viel her, die wie die Liga Unico L40 aus dem Hause Drew Estate fetter und länger wirkt als eine typische Lancero. Das winzige Zöpfchen am Mundende und der sehr dünne und galant designte Ring runden das Erscheinungsbild ab. Das ledrig-lehmige Colorado Deckblatt ist stark mit sehr feinen Venen geädert. Man fühlt und sieht ein wenig Zahn, doch ansonsten fühlt sie sich „unauffällig“ glatt, trocken und dennoch etwas seifig an. Die Lancero ist wirklich sehr gut konstruiert, sehr gleichmäßig und mit ordentlich Give. Kalt duftet sie, wenn auch sehr dezent, schon nach stalligem Karamell, am Brandende kommen etwas mehr Erde, Leder und eine feine Brotwürze hinzu. Der Anschnitt gestaltet sich etwas knifflig, da die Lancero recht weich ist; der Kaltzug dann unterstreicht den Kaltduft: etwas kräftigere Noten von Karamell und Laub lassen sich erahnen, dahinter etwas Leder. Die Erwartungen werden sukzessive hochgeschraubt – und mit dem ersten Zug schon erfüllt. Noten von trocken röstig-holzigem Karamell bestimmen das Profil, retronasal ebenfalls cremiges Karamell, kontrastiert mit einer leicht grasigen Schärfe. Langsam kommen Noten von kräftigem Kakao, leichte Gewürze und süßer Soja-Sauce auf, transportiert von einer hintergründigen, an Kokosnuss erinnernden, frischen Nuss-Note. Retronasal wird es zunehmend röstiger, die grasige Schärfe weicht Noten von Pfeffer. Den Bewertungen der anderen Formate dieser Linie konnte ich entnehmen, dass diese im Bereich mittelkräftig bis voll eingestuft wurden – das habe ich bei der Cremello (und aus der Erinnerung heraus bei der „Sabino“ ebenfalls) ganz anders erfahren. Die Lancero kommt mild+ in Sachen Stärke daher, mit einem medium- Körper und einen Ticken kräftigeren, klaren Aromen. Der dichte Rauch hinterlässt ein cremig-buttriges Mundgefühl, während der komplette Raum um mich herum einen süßen Duft von holzigem Karamell angenommen hat. Mit fast weißer, gleichmäßig hellgrauer und sehr fester Asche und bei gutem Zugwiderstand brennt die DOTW Cremello perfekt, jedoch etwas zügig ab. Im 2. Drittel wird das Profil holziger, grasiger, röstiger und würziger. Noten von röstigem Kaffee löst den milchschokoladigen Kakao ab und die Noten von Soja-Sauce werden deftiger, ohne dass die cremigen Karamell-Noten verloren. Auch die frischen Nuss-Noten werden vordergründiger, Vanille kommt hinzu. Retronasal wirkt das Profil eingebundener mit Noten von Holz, Leder und röstender Chili. Im zweiten Drittel ist die Cremello etwas stärker (mild++), der Körper kratzt noch immer an der Medium-Marke, aber die Aromen sind voll. Im letzten Drittel setzt der Trend, der sich bis hierhin abzeichnete, fort, bei steigender Röst-Karamell-Süße und zunehmendem Körper (medium). Retronasal kommt Vanillepfeffer hinzu. Noten von Holz, Leder und – jetzt klare – Kokosnuss werden immer vordergründiger. Hintergründig kommen Assoziationen von Minze hinzu. Nach rund 100 Minuten habe ich den letzten Zentimeter so erstaunt wie zufrieden dem Aschenbecher geopfert. Die DOTW Cremello ist herrlich raffiniert und bietet ein zwar lineares, dabei abwechslungsreiches und komplexes Raucherlebnis – und der Preis ist mehr als gerechtfertigt. In meinen Augen sollte man diese Lancero unbedingt probiert haben!

Length: 13.97Diameter: 2.10 TAM
Die AVO Unexpected Tour Regional Edition West ist visuell ganz großes Kino. Bei den abgesehen von dem Markenlogo modern und zurückgenommen desingten Ringen hat man farblich den Nagel auf den Kopf getroffen: das fast schon in den Augen stechende Blau lässt sie einerseits aus der Menge in jedem Humidor herausstechen und es passt auch noch hervorragend zu dem Deckblatt; hier wird durch Colorblocking alles zum Eye Candy. (Im weiteren werde ich jetzt versuchen, das Bullshitbingo des Sprechs der Modewelt zu unterlassen.) Das Torpedo-Format der AVO Unexpected Tour Regional Edition West zeigt direkt, dass man es hier mit einer Marke aus dem Hause Davidoff zu tun hat; es ist sehr gut ausgeführt und ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass diese Zigarre perfekt konstruiert ist. Sie liegt leicht in der Hand und hat einen beachtlichen, ja, schwammigen Give. Am Mundende hingegen ist sie knochenhart. Es fühlt sich ledrig und recht glatt an, das dezent ölige Deckblatt mit den wenigen, dünnen Venen. Das erdig wirkende und leicht rotstichige Milchschokoladen-Colorado schimmert leicht Orange im Sonnenlicht. Kalt duftet sie leicht stallig, leicht heuig, dabei zuckersüß und dunkel würzig. Am Brandende duftet sie ähnlich süß-würzig mit dezenten Noten von frisch gebackenem Bauernbrot. Sie lässt sich einfach anschneiden und nach einem Dickman Cut zeigt sie schon einen ordentlichen Airflow, der fühlbar nur durch das spitz zulaufende Mundende Widerstand erfährt. Auf der Hälfte zwischen Spitze und vollem Ringmaß gerade gecuttet wäre wahrscheinlich null Widerstand vorhanden. Der Kaltzug zeigt sich dann erstmal erstaunlich trocken mit zurückgenommenen Noten von Brot, nassem Gras und anröstendem Zucker. Eine leichte Würze und etwas (verschwindend gering) Lakritz zeigen sich dahinter. Einmal – und das sehr zügig – entfacht, startet die AVO Unexpected Tour Regional Edition West sehr mild und mild++ in Körper bei dezent erdig-grasig-würzigen Aromen. Das Profil wird zügig holziger und röstig süß wie von anbrennender Milch-Schokolade. Retronasal hingegen stehen süßlich-grasig-holzige Noten mit dezenter Schärfe weißen Pfeffers im Vordergrund, an der Nase kommen leicht metallisch-ledrige Noten hinzu. Eine tolle würzig-zuckrige Karamell-Röst-Süße bleibt cremig im Abgang. Alles an diesem Profil hat eine sehr interessante, "helle" Leichtigkeit. Bei fast gestochen scharfem, verzeihendem und gemütlichem Abbrand dampft die AVO Unexpected Tour Regional Edition West extrem. Der Rauch hat eine interessante erdig-zuckrig kaubare Textur. Die Asche ist im Kontrast zu der kompletten Torpedo erstaunlich unansehnlich mit einem dreckigen Hellgrau. Sie ist ziemlich flockig, aber fest, fällt per Drittel. Im zweiten dieser geht es ein wenig würziger zur Sache bei mild++ Stärke und medium- Körper. Die Aromen bekommen eine „dunklere“ Qualität und röstige Holz- und Karamell-Noten geben den Ton an. Noten von Leder, Laub und Brot liegen süßlich-cremig dahinter und an der Nase. Retronasal wird es grasiger und pfeffriger als zuvor. Hin und wieder kommen am Gaumen Röstnoten von karamellisiertem Fleisch auf. Die AVO Unexpected Tour Regional Edition West ist und bleibt top konstruiert – der recht luftigen Rollung wegen tendiert sie aber dazu, im Rauchverlauf sehr weich zu werden, hält aber die Form. Im letzten Drittel nicht spürbar stärker oder kräftiger bleibt das Profil röstig-holzig-süß mit BBQ-Assoziationen und Kaffeelikör. Frisch fruchtige Noten von Quitte und Orangenzeste kommen hinzu. Retronasal geben Leder und süßer Nussmus den Ton an, letzterer bekommt zunehmend Assoziationen von Nougat, fast schon wie Nutella. An der Nase umspielt Vanille die Orange. Dieser Flirt ist gemessen an dem gemütlichen Abbrand nach erstaunlich kurzen und kurzweiligen 80 Minuten mit erfrischend hellen und sommerlichen Aromen, die sich viel dunkler lesen als sie sich erleben lassen, schon vorbei und ich muss zugeben, ich hätte gerne mehr als nur zwei der AVO Unexpected Tour Regional Edition West gehabt. Wer noch welche davon finden kann, lasse bitte die Finger davon und sage mir Bescheid!

Length: 11.43Diameter: 1.91 TAM
Die Petite hat ein optisch wie haptisch herrliches kleines boxpressed Format. Bei der Größe fällt einmal mehr auf, wie von Ringen überladen die Linien der Marke mittlerweile sind, das braucht’s wirklich nicht, aber Hand aufs Herz: es ist bei My Father auch einfach immer herrlich anzusehen. Die Petite wirkt trotz boxpress sehr fest, das leicht gräulich stumpfe und doch schimmernde Oscuro des mexikanischen Rosado Deckblattes fühlt sich samten und etwas trocken an. Nur wenige sichtbare Blattadern, die sich etwas heller umrandet abzeichnen, sind zu sehen, dafür ziert das Deckblatt viel Zahn. Ein paar wenige fast schwarze Flecken stören das Bild. Kalt duftet sie stallig mit leichten Noten von Leder und Heu, sowie tannig-schokoladig. Am Brandende kommen mehr Erde und Würze mit etwas Zimt und einer ordentlichen Portion Pfeffer durch. Im Kaltzug bestätigt die Petite genau das: tannig-schokoladig-würzige Noten stehen im Vordergrund, Pfefferschärfe bleibt auf Lippen und Zungenspitze. Mir läuft das Wasser im Munde zusammen. Zügig entfacht startet die La Opulencia Petite bei mittlerer Stärke und leicht überwiegendem Körper (medium+) mit pfeffrigen, (schwelend)holzigen und dunkel röstigen Noten vor trockener Schokolade. Der Pfeffer bleibt lange und mit röstiger Qualität im Abgang, Chilis kommen hinzu. Retronasal findet sich viel mehr gerösteter Pfeffer mit angebrannter Schokolade und etwas sandiger Erde. Nach wenigen Zügen kommen extrem süße Nuss-Noten kommen auf. Bei einem etwas losen Zugwiderstand, den ich so bei diesem Format jedoch dennoch als „perfekt“ einstufen würde und dichtem Rauch mit pulverig-cremiger Textur brennt die Petite nur leicht wellig und völlig unproblematisch ab. Die Asche zeigt sich als schöner Kontrast zu dem dunklen Deckblatt herrlich weiß mit wenigen dunkleren Spots und ist relativ fest. Alles in allem: die Petite ist perfekt konstruiert. Im zweiten Drittel etwas kräftiger (medium+) und vollerem Körper (medium++) setzt sich der Trend zum Zuckerschock fort. Das Profil wird zunehmend süßer mit Noten von gebrannten Erdnüssen, dunkler Schokolade und etwas Honig. Noten von Erde und Pfeffer liegen dahinter und im Abgang. Im Abgang bleibt auch der Honig lange auf der Zunge. Retronasal stehen weiterhin starke Röstnoten von Pfeffer, cremig und zuckersüß, im Vordergrund, dahinter bauen sich Chili-Noten auf. Eine stallige Süße mit Heu, Leder und Erde schleicht sich ein, sirupartig. Im letzten Drittel feuern Körper und Aromen auf allen Zylindern (voll!), dabei wird das Profil etwas erdiger, etwas würziger - ist aber auch noch immer schokoladen-süß. Im Abgang zeigt sich viel gerösteter Pfeffer und etwas Holz. Retronasal bekommen die Noten von Pfeffer und Chilis röstige Sekundärnoten, dazu etwas Zimt, an der Nase erschnuppert man zum Kontrast gezuckerte Erdnüsse. Gegen Ende kommt eine florale Frische kommt auf, fast minzig. Sie heißt Petite, aber man sollte sie nicht unterschätzen! Sie hat Feuer, die Kleine, und weiß den Genießer für knapp unter anderthalb Stunden zu unterhalten. Die Petite ist für mich bisher mein persönlicher Liebling aus dieser Linie! PROBIEREN!

Length: 12.70Diameter: 1.98 TAM
Die Camacho Diploma Black kommt in einem stilvollen und einzigartigen dreieckigen, schwarz lackierten Holzsarg. Sieht gut aus, ist aber eine total unpraktische Platzverschwendung. Der Ring der Robusto, die eher nach einem 52er Ringmaß aussieht, ist passend zu dem Sarg gestaltet, mit simplem, „boldem“ Design aus klaren Formen mit einem Schwerpunkt auf die Schrift – mit dem reflektierenden Silber auf Schwarz dennoch sehr auffällig. Der Ring steht dem ledrig und fett wirkenden, dunklen Espresso-/Schokoladen-Maduro-farbenen Deckblatt gut zu Gesicht. Bei genauerer Betrachtung erst fällt der feine Zahn auf, mit dem das auf den ersten Blick glatt und fehlerfrei wirkende Deckblatt ordentlich gemasert ist. Es wirkt tatsächlich fest wie Leder und elastisch, sieht sehr ölig aus, fühlt sich aber stumpfer und trockener an als erwartet. Ein paar wenige, klare Blattadern liefern den rustikalen Look, den man bei einer Camacho erwartet. Die Robusto liegt schwer in der Hand und gibt auf Druck ein wenig nach. Kalt duftet sie ledrig-würzig-erdig, stallig, dahinter lassen sich feine Noten von Kartoffelchips und Zitrus(?) erahnen. Am Brandende duftet sie blumig-fruchtig mit leichten Heu-Noten und Maggi. Ja, Maggi. Obwohl sie am Mundende nicht unterfüttert wirkt, gestaltet sich der Anschnitt etwas schwierig; wahrscheinlich des festen Deckblattes wegen. Mehr gerissen als geschnitten bleibt man mit einem fusseligen Mundende zurück, was sich aber schnell und einfach korrigieren lässt. Der erste Kaltzug wirkt auf mich erstaunlich kühl und frisch, mit leichter Würze, dezenten Noten von Holz und salzigem Leder. Bei den darauf folgenden kommen zunehmend trocken-bittere Noten von Schokolade und schwarzen Pfefferkörnern, dahinter sehr dezente Erinnerungen an Lakritz auf. Einmal entfacht, startet die Camacho Diploma Black mit tannigen Noten vor Pfeffer, dabei erstmal sehr trocken. Schnell macht sie klar, dass sie gemächlich und bewusst geraucht werden will – sie ist nach wenigen Zügen schon klar mittelkräftig einzustufen bei vollen Aromen und einem Körper, der irgendwo zwischen mittelkräftig und voll liegt. Etwas Leder und unterschiedlichste Schokoladen-Noten bereichern zunehmend das Profil, dahinter liegen Noten von metallisch-steiniger Erde, leicht schwelendem Holz und zuerst süßtes Marzipan, das zum Glück recht schnell Noten von cremigem Nussmuß weicht. Retronasal hingegen stehen röstig-erdige Noten im Vordergrund mit schwarzem Pfeffer und etwas Senf dahinter, an der Nase wirkt sie röstig-süß mit gebratenen (karamellisierten) Chilis. Bei für mich perfektem Zugwiderstand und schon comichaft überzogen dichtem Rauch brennt die Camacho Diploma gut und leicht wellig ab – hin und wieder überholt die Einlage leicht Decker und Wrapper, jedoch korrigiert sich das jedes Mal zügig von selbst. Alles in allem kann man sie als sehr gut konstruiert bezeichnen, einziges Manko ist die hellgraue, lockere und flakige Asche, die man anschließend überall findet. Im zweiten Drittel wird die Camacho Diploma Black etwas kräftiger (medium+), bei vollem Körper und kräftigen Aromen. Dabei legt sie eine schon fast dramatische Wendung hin – das Profil wird wie aus dem Nichts sahnig-nussig-süß mit dunklen, röstigen Vanille-Noten – und das, ohne die deftig erdig-holzigen Noten (nun im Mittelgrund) zu verlieren. Retronasal und an der Nase kommen Noten von feuchtem Leder auf. Retronasal wird es zunehmend schärfer; ab der Mitte gesellt sich eine minzig-frische Note dazu. Im letzten Drittel verdrängt würziges Leder Zug um Zug die sahnig-nussigen Noten. Die im Kaltduft erahnten Kartoffelchips-Noten kommen nun auf. Die süßlich-frischen erdigen Noten werden gegen Ende immer präsenter, während die minzig-frischen Noten im Retrohale eine tannige Qualität bekommen. Die Camacho Diploma fordert gute zwei Stunden ungeteilte Aufmerksamkeit – und das hat mir leider viel zu viel Spaß gemacht, denn der Preis ist echt happig. Gemessen an der Freude, die sie mir bereitet hat, empfinde ich diesen dennoch so gerade noch gerechtfertigt – und schäme ich mich fast ein bisschen dafür. Sie ist sozusagen ein reuiges Vergnügen.

Length: 10.16Diameter: 2.38 TAM
Es ist ein herrlich eigenwilliges Format, dieses kleine dicke Stück Bacon. Das Pigtail Bun am Mundende rundet das Bild des kleinen Hausschweinchens perfekt ab, genauso wie das Brandende, das ähnlich dem Mundende wie eine Stupsnase zuläuft. Der ikonische Ring der Liga Privada und Liga Unico Reihen von Drew Estate ist und bleibt in meinen Augen schlicht und ergreifend der stilsicherste Zigarrenring schlechthin. Das kleine Schweinchen liegt trotz des brutalen Ringmaßes richtig gut in der Hand, der Wickel wirkt brutal fest und gibt auf Druck einfach nicht nach. Das wie zu erwarten rustikale, fleckige Oscuro-Deckblatt ist durchzogen von fetten, unbiegsamen Blattadern und jede Menge Zahn. Es fühlt sich typisch LP9 ledrig rau an, etwas stumpf und doch leicht ölig an. Hier zeigt sich schon, was sich im Rauchverlauf bestätigen wird: die Konstruktion dieses lustigen kleinen Formates ist top! Kalt duftet sie erstaunlich zurückhaltend (wahrscheinlich wegen der offenen Lagerung im Humidor) schokoladig-ledrig mit etwas Erde und süßen Fruchtassoziationen. Am Brandende kommen Noten von Worchestershire-Würze und mehr Erde durch. Der Anschnitt gestaltet sich problemlos, was mich aus zwei Gründen erstaunt: 1. bei anderen Formaten der LP9 und T52 der letzten Jahre machte das so gut wie immer Probleme und 2. zeigt sich der Tabak der Einlage ordentlich ölig. Der Kaltzug bestätigt den Kaltduft: Noten süßer Worchestershire-Würze mit Erde und viel dunkler Schokolade lassen sich erahnen, dahinter kommt etwas nasses Heu durch. Besagte Würze bleibt süß und lange im Abgang. Trotz dem geringeren Ringmaß an der Stupsnase gestaltet sich wahrscheinlich ob der öligen Einlage erstaunlich langwierig, doch einmal entfacht, ist sie sofort da, mit nicht ganz mittelkräftiger Stärke und einem mittelkräftigen bis vollen Körper. Erster Eindruck: sandige Erde, Pfefferschärfe und süße Worchestershire-Würze stehen cremig nebeneinander in erster Reihe. Die erdigen Noten bleiben lange im Abgang, retronasal wirkt das Profil definierter mit Espresso-Kakao, viel Holz, feuchtem Laub und süßen dunklen Beeren vor frisch gemahlenem Pfeffer. Zu Beginn gestaltet sich der Abbrand schwierig, doch einmal über den Buckel geraucht, brennt sie problembefreit und gleichmäßig ab. Auch wirkt sie eingebundener und cremiger, sobald das volle Ringmaß erreicht ist – einmal mit allem, bitte. Noten von Erde, Pfefferschärfe und Worchestershire-Würze bleiben im Vordergrund, kräftiger Espresso und süße Schokolade kommen hinzu, mit Noten von Holz, Leder und dunklen, z.T. getrockneten Beeren dahinter. Die Drew Estate Liga Privada Nr. 9 Flying Pig ist süß und deftig zugleich. So fest, wie das pralle Schweinchen wirkt, ist der Zugwiderstand erstaunlich lose – und somit perfekt, ich hatte nach Befühlen und dem ziemlich festen Kaltzug hier zuerst so meine Bedenken. Der Rauch ist typisch Drew Estate völlig außer Kontrolle und hat eine kaubare und cremige Textur. Die Asche ist gleichmäßig weiß und hält exakt bis zur Mittelmarke. Im 2. Drittel wird das fliegende Ferkel etwas kräftiger (mittelkräftig), Körper und Aromen feuern jetzt aus allen Zylindern. Die erdigen Noten werden zunehmend metallischer und Röstnoten wie von Rindfleisch auf dem Holzkohlegrill kommen auf. Dabei werden als interessanter Konterpart die beerigen Noten präsenter und alles wirkt auf eine sirupartige Art süßer. Retronasal hingegen geht es jetzt deftiger zu Sache mit mehr Röstfleisch-Noten. Ab der Hälfte wird das Profil zunehmend holziger und stalliger, bis dass im letzten Drittel leichte Bitternoten von kräftigem Espresso, röstender Schokolade und röstigem Fleisch im Vordergrund stehen. Dahinter liegen vor allem starke Noten von schwelendem Holz. Retronasal wirkt das Profil nun noch röstiger mit Erde, Heu und einer ordentlichen Portion Pfeffer. Leder und Worchestershire-Würze mit feuchten Schwarztee-Blättern liegen im langen Abgang. All das wird getragen von einer extremen, sirupartigen Süße, bis dass das fliegende Ferkel gegen Ende bitter wird – ohne unangenehm zu werden. Mit im Schnitt zwei Stunden Genuss muss sich dieses kleine Format nicht hinter der Toro und der Belicoso verstecken. Dennoch ist es ein etwas anderes Liga Privada Erlebnis – und die Corona Doble bleibt da in meinen Augen einfach ungeschlagen, gefolgt von der größeren Liga Unico Feral Flying Pig. Gemessen an diesen beiden ist bei dem kleinen Schweinchen hier das PLV hier auch ein Gegenargument. Wenn man experimentierfreudig ist und auf „verrückte“ Formate steht, kann man dieses Bömbchen mal probieren – bei einer LP kann man nichts falsch machen.

Length: 15.24Diameter: 1.98 TAM
Seit Ewigkeiten liegt diese schön anzusehende klassische Toro in meinem Humidor. Ich kann mich schon nicht mehr erinnern, bei welcher Gelegenheit/welchem Evet Darren Cioffi sie mir gab, ich glaube, es war bei einem „Grundkurs Langsamrauchen“ in 2018, aber man nagele mich nicht drauf fest. Die viel brennendere Frage ist: warum habe ich die bisher verschmäht? Die Optik kann der Grund nicht gewesen sein, denn die klassische Toro ist gekleidet in einen wirklich herrlich reduziert designtem Ring, der mich zumindest an das Setdesign und die Plakate des Filmes Metropolis von 1927 erinnert. Das Gold in Kombination mit den klaren Formen machen den Ring zum Eyecatcher. Und er steht dem komplett fehlfarbenfreien, im Licht schimmernden Milchkaffee-Braun des Colorado-Claro-Deckblattes. Dieses wirkt ledrig-elastisch, fühlt sich rau und etwas trocken an und hinterlässt einen leichten Film kristallinen Öls auf den Fingerspitzen. Wie der Ring wirkt es edel, das Deckblatt, weist nur wenige feste Blattadern auf und die Blattsäume sind kaum sichtbar. Sichtbarer Mini-Zahn und etwas Haar geben dem Deckblatt Textur. Die Toro Especial liegt super in der Hand, sie ist abgesehen vom Brandende gleichmäßig und sehr stramm gerollt. Alles in allem ist die Principle Cigars Toro Especial sehr gut konstruiert. Kalt verströmt sie einen süßlich-ledrig-holzigen Duft mit Noten von Schokolade und Nussmus. Am Brandende duftet sie etwas blumiger mit mehr Leder, Kakaopulver- und zuckrigen Noten. Der Kaltzug hingegen ist im Vergleich unspektakulärer mit gezuckertem Leder, Kakao und würzigem Abgang. Etwas Pfefferschärfe bleibt auf den Lippen und im Mundraum zurück. Ziemlich schnell entfacht startet die Toro Especial trocken holzig mit leichter Süße. Noten von Erde und Pfeffer kommen schnell auf, mit süßen Nüssen und hellem Fruchtmus vor hintergründigen reifen Noten von feuchtem Laub. Sie erinnert mich entfernt an Davidoff. Retronasal kommen Noten von gerösteten Nüssen und eine ebenfalls röstige, zuckersirupartige Fleisch-Süße auf. Bei für mich perfektem Zug und nur leicht welliger Brandlinie brennt die Principle Cigars Toro Especial sehr gemütlich ab. Easy smoking par excellence. Dabei ist das Rauchvolumen komplett over the top mit zunehmend herrlich cremig-sahniger Textur. Die Asche ist uniform hellgrau, der Zahn des Deckblattes zeichnet sich sehr genau ab. Der einzige Minuspunkt dieser Toro ist für mich bis hierhin, dass die Asche ziemlich lose ist. War sie bis hierhin mild in Sachen Stärke (mild+) und Körper (mild++), wird sie in 2. Drittel etwas gehaltvoller (mild+ und medium-). Die Noten von Holz und Fruchtmus werden röstig-süß das Leitmotiv im Profil. Dahinter liegen leichte Noten von würzigem Kakao. Die süßen nussigen Noten bekommen die Qualität von angerösteter Erdnussbutter. Retronasal kommt frisch gemahlener weißer Pfeffer vor süßen Palmzucker-Noten mit etwas Kokosnuss auf. Im letzten Drittel wird das Profil nochmal süßer, ohne dass sie kräftiger werden erschlagen die Fruchtnoten einen fast. Steter Tropfen höhlt den Stein, sozusagen. Die holzigen Noten wandern in den Retrohale, der außer des Pfeffers leider alles aus dem vorherigen Drittel verloren hat. Eine feine, süßliche Säure kommt langsam auf, wie bei Weißwein. Dazu kommen minzig frische Noten, mit einer Qualität wie von Baumrinde. Alles zusammen wirkt gegen Ende etwas lakritzähnlich. Nach exakt zwei Stunden Rauchvergnügens könnte ich mich ohrfeigen, diese wundervolle Principle Cigars Toro Especial nicht schon viel früher genossen zu haben. Die Wiederholungsgefahr hat auf jeden Fall Stufe 11 und allen, die sie bisher nicht probiert haben, möchte ich hiermit dringend dazu raten. Die hellen Fruchtnoten und die nicht abnehmende Süße sind einzigartig.

Length: 13.60Diameter: 2.10 TAM
Auf der Suche nach einer kleinen Besonderheit habe ich am gestrigen Sonntag ein letztes, verirrtes und vereinsamtes Exemplar der AVO LE05 30 Years Redux Robusto in der hintersten Ecke meines Humidors gefunden. Sie war mir relativ mild und mit recht subtilem Aromenspiel in Erinnerung und ich dachte mir: jawoll, das passt mir heute! Ihr Aussehen spielte bei der Wahl klar eine große Rolle; die irgendwo zwischen oldschool und hip designten Ringe, die einfach und doch sehr auffällig gestaltet sind, machten mir sofort Lust auf mehr. Besonders durch das hervorstehende Orange und den altweißen Grundton, die beide einen schönen Kontrast zu dem nahezu makellosen Milchkaffee-Braun des fein geäderten Colorado-Deckblattes geben. Auf den Fingerspitzen wirkt das Deckblatt weich, glatt und samten, mit einer an Leder erinnernden und dezent öligen Textur. Auch die haptisch an Büttenpapier erinnernden Ringe und der Druck auf diesen fühlt sich angenehm an. Ohne sie entfacht oder „beschnüffelt“ zu haben, ist die AVO LE05 30 Years Redux Robusto schon ein kleines Erlebnis, auch durch den Kontrast zwischen dem sich sehr weich anfühlenden Deckblatt und dem festen Wickel darunter, der auf Druck nur ganz leicht nachgibt. Die LE05 ist schlichtweg sensationell konstruiert. Kalt duftet sie sehr zurückhaltend und leicht papierern, ein wenig wie alte Bücher, vor allem mit dem dazu kommenden ledrigen Duft. Dahinter kann man etwas leicht Erdiges erahnen, mit etwas Zucker und ganz leicht blumig-heuigen Noten. Am Brandende duftet sie kräftiger und blumiger mit lehmiger Erde, etwas Holz und honigsüßer Würze. Der Anschnitt gestaltet sich als beispielhaft und schon im Kaltzug zieht sie am losesten Ende von perfekt. Dazu sind die ersten Eindrücke sehr mild. Ein wenig Erde lässt sich erahnen, dazu etwas Leder, aber vor allem die Honigsüße (Würze). Diese Süße bleibt schon im Kaltzug sirupartig und erstaunlich lange cremig im Abgang. Nach einem etwas langwierigen Entfachen – ich hatte leichte Sorge, sie wolle vielleicht gar nicht, weil sie an dem vergessenen Ort möglicherweise zu viel Feuchtigkeit abbekommen hat – startet die LE05 mit einer interessanten, cremigen Mischung aus milder Honigwürze mit süßem Leder. Ebenfalls sehr mild stehen retronasal röstige Noten mit Holz und Erde im Vordergrund, abgerundet durch röstiges Karamell und grasige Noten an der Nase. Im Verlaufe des ersten Drittels kommen nussig-florale Noten auf, die an Pinienkerne erinnern. Bei gerader Brennlinie, durchschnittlichem Rauch mit extrem mit samtig-sahniger Textur und herrlich heller, leicht flockiger Asche brennt die LE05 etwas zügig ab. Bis hierher mild in Stärke mit allerhöchstens mild+ in Körper wird es im 2. Drittel leicht holziger mit Noten von Süßholz, die cremig umspielt werden von röstigem Karamell und leichten Assoziationen von weißer Schokolade. Im Abgang liegt eine leichte Würze mit etwas Zitronenzeste und einer ganz leichten, hintergründigen Schärfe. Retronasal gibt’s noch mehr Zitronenzeste vor schwelendem Holz und etwas Erde. Bei nun etwas voller werdendem Körper (mild++) werden die süßen Noten zunehmend präsenter mit zuckriger Textur, dabei bzw. dagegen wird es retronasal grasiger, und das, obwohl ich persönlich weniger auf grasige Noten stehe, ist richtig spannend. Im letzten Drittel setzt sich der Trend fort. Nun bei milder+ Stärke und medium- Körper mit präsenten Aromen wird das Profil etwas röstiger. Leichte Noten von Kaffee kommen auf, verdrängen die Noten weißer Schokolade. Zitronenzeste liegt weiter im Abgang und Retrohale – dort mit einer zurückhaltenden Prise weißen Pfeffers. Eine holzige Bitterkeit setzt sich durch, diese kommt aber nicht gegen die zuckrig-röstige Sirupsüße an. Das einzige Manko, das ich an der LE05 nach einer Stunde und 40 Minuten finden konnte, ist, dass sich die Ringe nicht entfernen lassen, ohne dass man diese und das Deckblatt zu beschädigen. Ansonsten macht mir die AVO LE05 30 Years Redux Robusto heute besonders durch diese Süße in Kombination mit den Noten von Zitronenzeste weit mehr Spaß als vor nicht ganz anderthalb Jahren, als sie auf den Markt kam. Vielleicht findet man ja noch das eine oder andere Exemplar beim Händler des Vertrauens – wenn ja, kann ich nur empfehlen: sofort zuschlagen!

Length: 11.43Diameter: 1.98 TAM
Die Perdomo Small Batch 2005 Rothschild Maduro kommt in einem herrlichen kleinen Format daher. Der „Haupt“-Ring mit dem überbordenden Design in Gold, Schwarz und Rot gefällt und steht dem schönen, krass öligen und leicht rauen Haselnuss-farbenen Maduro-Deckblatt mit seinen paar wenigen dunkleren Spots und dem sich ebenfalls dunkler abzeichnenden Netz aus feinen Venen. Der Ring darunter, der sie als Small Batch 2005 ausweist, der ist eine andere Geschichte. Auffallen tut er, aber das eher, weil er farblich wie im Design einfach überhaupt nicht ins Gesamtbild passt. Die kleine Rothschild selbst ist erstaunlich fest gerollt, hat keinerlei Soft Spots und gibt auf Druck einfach nicht nach. Die kommenden, für das kleine Format erstaunlich langen anderthalb Stunden, werden bestätigen, was ich bereits erahne: sie ist großartig konstruiert. Kalt duftet sie recht unauffällig mit pulveriger Schokolade, feuchter Erde und etwas Leder. Am Brandende kommen fruchtige Noten von Pflaumen durch, unterlegt von würziger Erde und Kaffee. Der Kaltzug ist eine Bestätigung des Kaltduftes mit Ausrufezeichen. Dazu präsentiert er sich etwas deftiger mit einer leichten Schärfe auf den Lippen und mehr süß-würzige Noten im Abgang. Zügig entfacht ist der erste Eindruck des Aromenprofils wie zu erwarten: cremig mit salziger Erde und ledrig-süßer Schokolade. Noten getrockneter Pflaumen stellen sich mit den Schokoladen-Noten schnell süß-cremig in den Vordergrund. Retronasal stellt die Small Batch 2005 Maduro dem grasig-würzige Noten mit zurückhaltendem Pfeffer entgegen. Gemütlich und gestochen scharf brennt sie ab, die kleine, mit einem Zugwiderstand, den ich als „am unteren Ende von perfekt“ einstufen würde – erstaunlich fest für so einen kurzen Stick. Der zu Beginn sehr dünne Rauch ist zum Ende des ersten Drittels bereits überdurchschnittlich mit fetter Textur. Die Asche ist bombenfest und recht hell, wirkt ein wenig wie Winter Camo. Hätte ich sie zu Beginn vielleicht bei mild++ in Stärke mit knapp an der Mittelmarke kratzendem Körper eingestuft, so wird der Körper im zweiten Drittel etwas voller. Nun würde ich die Aromen und den Körper bei mittelkräftig einstufen – so bleibts. Dazu wird das Profil erdiger und steiniger, ohne die Süße der getrockneten Pflaumen und die Cremigkeit zu verlieren. Leichte Anklänge von Kaffee und Nuss kommen auf. Hin und wieder bekommen die nussigen Noten die Qualität von Marzipan, das eine oder andere Mal scheinen Noten von Minze durch. Die Perdomo Small Batch 2005 Rothschild Maduro ist und bleibt interessant und abwechslungsreich, ohne off zu wirken oder zu überfordern. Der Retrohale bleibt ein interessanter Konterpart zu den Noten, die am Gaumen zu finden sind, denn wie aus dem Nichts wird es retronasal röstig mit Holz und spicy mit einem gewissen Biss. Im letztem Drittel setzt sich der Trend fort: Das Profil wird erdiger. Die holzig-röstigen Noten wandern von der Nase in den Mundraum, wo sie mit den dunkel-fruchtigen Noten Erinnerungen an gegrillte Datteln im Speckmantel wecken. Die minzigen Noten wandern dafür in den Retrohale, wo sie sich interessant mit der süß-erdigen Würze und etwas Zimt verbinden. Eine sirupartige und doch körnige Zuckersüße bleibt im Abgang. Als ich diesen winzigen Stick Stunden ablege, ist das Rauchvolumen mittlerweile brutal – und ich echt begeistert. Ich verstehe nicht, warum Perdomo bei mir bisher unter dem Radar fliegt. Die Perdomo Small Batch 2005 Rothschild Maduro ist eine absolute Flavor Bomb, bei der ich nur jedem empfehlen kann: Unbedingt ausprobieren!! Die röstigen Trockenpflaumen-Noten, die das Profil dominieren, sind einzigartig.

Length: 13.97Diameter: 2.06 TAM
Lange habe ich sie nun schon nicht mehr genossen, die Reserva Especial – und jetzt, in Retrospektive, frage ich mich, warum. Das Format Belicoso steht dem sehr dunklen, an frisch aufgebrühten Kaffee erinnernden Oscuro-Deckblatt, von dem ich schwören könnte, dass es ein Connecticut Broadleaf (Maduro) ist. Ein stark ausgeprägtes Netz feiner Adern, ordentlicher Zahn, eine Maserung aus kleinen dunkeln Spots und ein öliger Schimmer zieren das Deckblatt. Es ist schön und rustikal – und der sehr zurückgenommene und auch farblich eher dezente Ring unterstreicht das nochmal durch den farblichen Kontrast. Das Belicoso-Format ist bei allen Exemplaren nahezu perfekt ausgeführt, sie gibt außer am „buckelig spitz“ zulaufen Mundende auf Druck leicht nach. Nach Soft Spots habe ich vergeblich gesucht. Kalt duftet sie nach einer interessanten Mischung aus leicht stalliger Erde, süßem Leder und Herrenschokolade, die langsam in kräftigem Espresso schmilzt – ich glaube noch immer, dass das ein Connecticut Broadleaf Decker ist. Am Brandende duftet sie würziger mit etwas Pfeffer und viel mehr Erde. Nach problembefreitem, leicht schrägen Anschnitt („Dickman Cut“) präsentiert die Belicoso einen nahezu perfekten Zug und würzigere Noten von Erde mit etwas Kaffee und Zimt. Einmal entfacht geht es dann gleich zur Sache mit schon recht kräftigen (medium++) Noten von Erde und cremiger Bitterschokolade, transportiert von nussigen Noten, etwas schwarzem Pfeffer und leicht fruchtigen Noten, bei denen es mich doch meine Zeit gebraucht hat, um sie als „Zitrus-Süße“ identifizieren zu können. Retronasal geht es würziger zur Sache mit mehr Pfeffer, etwas Zimt und einer ordentlichen Portion Erde. Bis hierher medium in Stärke mit einem Körper, der exakt auf der Mittelmarke zwischen medium und voll balanciert, macht die Don Pepin Jaime Garcia Reserva Especial Belicoso einfach richtig Spaß. Der Abbrand ist beispielhaft und gemütlich, das Rauchvolumen ordentlich aber nicht zu viel, dabei hat der Rauch eine sehr schön kaubare Konsistenz. Die Asche ist richtig schön, stabil und fast schneeweiß, ein toller Kontrast zum Deckblatt. Im zweiten Drittel wird sie nicht signifikant kräftiger, dafür würziger. Noten von cremigem Leder gesellen sich zu den erdigen Noten, die cremige Bitterschokolade bekommt Unterstützung von Ideen von Kakao-Pulver und retronasal wird als Konterpart der Pfeffer kräftiger und röstiger. Der Trend setzt sich im letzten Drittel fort. Die Zitrusnoten machen Platz für dunkle Beeren, die schokoladigen Noten werden zu bitterem Espresso und die nussigen Noten präsenter. Retronasal stellt sich eine interessante Zimt-Schärfe zum Pfeffer. Dabei wird die Don Pepin Jaime Garcia Reserva Especial Belicoso im letzten Drittel kräftiger (medium+) und der Körper bei klareren Aromen voller (voll). Nach zwischen anderthalb und knapp zwei Stunden brannten bei jedem der verköstigten Exemplare im Anschluss meine Fingerspitzen und es juckte mir unter den Nägeln, mir direkt die nächste davon anzustecken. Bei dem PLV ist die Reserva Especial Belicoso für mich gerade im Moment eine der drei Zigarren, die ich auf eine einsame Insel mitnehmen würde. Unbedingt probieren!

Length: 15.24Diameter: 2.38 TAM
Wie so gut wie alle Linien aus dem Hause Caldwell ist das Ring-Design der Eastern Standard besonders in seiner Eigenwilligkeit. Bei der Sungrown gefällt mir persönlich das grünliche Cremegelb der Ringe richtig gut, besser als bei der „normalen“ Linie. Es passt auch herrlich auf das an Karamell erinnernde Colorado Deckblatt – aber warum sie mit Tesafilm verklebt ist, erschließt sich mir nicht, sie ist doch lang genug, um um das 60er Ringmaß zu passen. Das Mini-Pigtail fällt kaum auf. Die Magnum liegt schwer in der Hand und ist richtig fest, wie zum Bersten gefüllt. Das stark geäderte Deckblatt wirkt speckig-ölig-ledrig mit fühlbarem Haar. Kalt duftet die Magnum ledrig-holzig mit dezenten, süßlichen Zitrus-Noten, am Brandende hingegen kommen würzige Noten von Nuss und Zitronen-Tarte (jap, inkl. Gebäck!) auf, mit nur ein wenig Pfefferschärfe. Problemlos gecuttet präsentiert sich der Kaltzug hingegen viel milder als erwartet. Leicht erdige Noten mit Zitronencreme und Heu lassen sich erahnen, mit frischer, kühler Qualität. Etwas Schärfe bleibt auf den Lippen zurück. Einmal und zügig entfacht beginnt die Eastern Standard Sungrown Magnum erstaunlich cremig und recht mild mit Erde, dezenten Holznoten und ein wenig gewürztem Leder. Zwei Zentimeter in die Magnum hineingeraucht, kommen dezente Gebäck-Noten auf. Die Zitruscreme-Noten ziehen langsam nach. Dann, plötzlich, kräftige Nussmuß-Noten. Alles davon wirkt klar definiert, doch wenig süß. Die Süße findet sich an der Nase. Retronasal hingegen kommt sie leicht holzig mit Zitronenpfeffer. Bei bis hierhin perfektem Zugwiderstand und Abbrand dampft die Magnum ordentlich, der Rauch hat die Textur von flüssiger Sahne. Die hellgrau marmorierte Asche ist ungeheuer flakig. Anders, als ich es nach der Robusto erwartet hätte, ist die Magnum bis hierher sehr mild (mild++) mit mittelkräftigem Körper. Im zweiten Drittel wird sie kräftiger (medium-) und voller (medium+), dabei würziger, röstiger und etwas holziger, ohne jedoch die cremigen Zitronencreme- und Nussmuß-Noten zu verlieren. Sie bekommt zunehmend eine interessante düster röstige, fast fleischige Qualität, die ich nicht so richtig zu deuten weiß, und die eine sehr willkommene, cremig-zuckrige Süße mitbringt. Leider neigt sie jetzt zu extremem Schiefbrand und muss doch einige Male korrigiert werden. Im letzten Drittel werden die Noten von röstigem Holz noch einen Ticken präsenter. Noten von gut gezuckertem schwarzen Kaffee kommen auf, dazu dunkle Früchte, beides sehr sirupartig. Zimt und Vanille-Noten spielen sich hintergründig ein. Die Gebäck-Noten bekommen etwas von Schwarzbrot. Der Zimt findet sich auch retronasal wieder, passt hervorragend zum Zitronenpfeffer. Alles bindet sich bei noch voller (medium++) werdendem Körper gut in das Profil ein. Nach nicht ganz zweieinhalb Stunden war das für mich abgesehen von den Abbrandproblemen ein sehr angenehmes Raucherlebnis, ganz anders als die Robusto. Nicht schlechter, anders. Ich würde dennoch sofort wieder zur Robusto greifen, da mir diese verspielter ist.

Length: 13.65Diameter: 1.91 TAM
Der Jubiläums-Ring zum 10. Jubiläum der Marke ist nicht schön, aber selten. Im Vergleich zum "normalen" Ring der braunen Serie jedoch ist er eine glatte 10. Das Braun des Ringes ist nur ein kleines bisschen heller als das des schönen, doch rustikalen und stark von dunkleren Punkten marmorierte Colorado-Deckblattes. Der ähnlich dem Mundende zulaufende Fuß "rundet" das generell gut ausgeführte, ansehnliche Format schön ab. Die kleine Perfecto wirkt gleichmäßig sehr fest und gibt auf Druck so gut wie gar nicht nach. Ein Exemplar hatte eine unterfüllte Stelle unter dem herrlich unansehnlichen Ring – doch das hatte keinerlei Auswirkung auf den Abbrand. Das klebrig-ölige, leicht raue Deckblatt scheint mir dunkler zu sein als das „herkömmliche“ der braunen Serie, sichtbares Haar, ordentlich Zahn und fühlbar feste Blattadern runden das von mir bei Tatuaje erwartete rustikale Erscheinungsbild ab. Hingucker: die Blattsäume des Deckblattes sind auf den ersten sowie den zweiten Blick nahezu unsichtbar. Kalt duftet die Tatuaje 10th Anniversary Belle Encre herrlich ledrig-erdig mit etwas, das mich an Anis-Likör erinnert. Am Brandende finden sich mehr Erde, dazu Heu, Laub und eine ordentliche Portion weißen Pfeffers. Der Kaltzug hält keine Überraschungen parat, es zeigen sich vordergründig Noten von Erde und mehr weißer Pfeffer, dahinter liegen dezente, verwässerte Anis-Noten. Der Pfeffer bleibt eine gefühlte Ewigkeit scharf auf Lippen und Zungenspitze zurück. Zügig entfacht, startet die Belle Encre mittelkräftig mit ab dem ersten Zug an leicht überwiegendem Körper und klaren, tannigen und erdigen Worchestershire-Würz-Noten und Waldassoziationen. Noch mehr Würze und Pfefferschärfe liegen im Abgang, mundfüllend. Retronasal steht sirupartige dunkle Schokolade mit Jalapenos im Vordergrund, getragen von Erde und mehr Pfeffer. An der Nase ist eine leicht holzige Popcorn-Süße zu erahnen. Sobald der Abbrand das volle Ringmaß erreicht hat, wirkt das Profil viel eingebundener und ein kleines bisschen reifer, die erdigen Noten kriegen eine dunkel sirupartig süßliche Qualität. Bei ab dem Moment, in dem das volle Ringmaß erreicht wurde, perfektem Zug und überdurchschnittlichem Rauchvolumen – der Rauch hat eine vollmundige, aber leicht trockene Textur – brennt die Belle Encre sehr gleichmäßig und gemütlich ab. Die Konstruktion ist einfach top. Im 2. Drittel holt die Stärke der Perfecto den Körper ein (mittelkräftig+), dabei wird es cremiger und röstig-süßer mit ledrig-nussigen Noten und Assoziationen von Grillfleisch. Hin und wieder kommen süße Gebäck-Noten wie von Brioche auf. An der Nase kommt mehr Erde auf. Retronasal hingegen wird es weicher; die Schärfe des Pfeffers zieht sich zurück, dafür werden die Schokoladen-Noten trockener, was erstaunlich gut zu den Noten von Erde und Jalapenos passt. Bis über die Mitte der Perfecto hat die weiße, ganz leicht flakige Asche gehalten, wo sie jetzt ist: keine Ahnung?! Nach zwei Dritteln nahezu perfektem Abbrand neigt die Belle Encre im letzten Drittel leider zum Schießbrand und muss ein- bis zweimal korrigiert werden. Bei wieder kräftiger werdendem Körper (mittelkräftig++) wird das Profil der Perfecto nochmal dunkler und röstiger, die Schokoladen-Noten werden zu kräftigem Espresso, die holzigen Noten zu schwelender Holzkohle und die erdigen Noten zunehmend vordergründiger. Süßer Anis-Likör bindet alles angenehm ein. Nach nur knapp anderthalb Stunden ist diesen Vergnügen vorbei – und meinetwegen könnte das echt länger sein. Aus der Erinnerung heraus würde ich sie als Milder als die Bon Chasseur einstufen und gehaltvoller als die Belicoso, die es zum 10. Markenjubiläum von Tatuaje einst gab. Ein guter, solider Smoke – Lobeshymnen wie auf die Cojonú 2009 bleiben für mich hier jedoch aus, dafür fehlt mir ein bisschen das Alleinstellungsmerkmal, das Besondere.

Length: 16.51Diameter: 2.06 TAM
Die Rocky Patel Number 6 Toro ist zu 50% versteckt unter einem sehr großen, aber angenehm zurückhaltend gestalteten Ring, der besonders durch die Pinstripe-Verzierungen schwarz in schwarz ins Auge sticht. Dieser Ring sitzt etwas hoch auf der Toro. Der zweite Ring am Fuß ist völlig überflüssig, hat aber auch einen großartigen Desing-Aspekt: das RP Logo schwarz auf schwarz. Die Ringe gefallen mir, sind farblich auch gut auf den fein, aber offensichtlich und stark geäderten Decker abgestimmt. Dieser hat einen im Licht schimmernden Colorado-Ton mit auffällig wenigen Verfärbungen, kaum sichtbarem Zahn und ist durchzogen von Blattadern, von denen ein Netz immer dünner werdender Blattadern abgehen, von denen wiederum ein Netz noch feinerer Blattadern abgeht. Ich erwarte fast, dass dies unter dem Mikroskop ewig so weiter geht mit immer feineren Äderchen, von denen das nächste Netz abgeht... Die Number 6 Toro fühlt sich fest und gleichmäßig an, gibt auf Druck etwas nach. Das Deckblatt wirkt glatt, samtig und geschmeidig mit dezentem Öl. Kalt duftet sie unauffällig süßlich-ledrig-holzig, am Brandende kommen eine leichte Würze und Assoziationen von Kandiszucker durch. Diese leichte Würze und Kandiszucker geben auch im milden Kaltzug den Ton an, dahinter kommen Noten von dunklem Rum und etwas Erde durch. Das Entfachen gestaltet sich etwas langwierig, die Toro wirkt fast schon flammenabweisend. Einmal entfacht startet sie sehr zurückhaltend mit holzigen und erdigen Noten. Dahinter und retronasal steht erstmal nur bunter Pfeffer. Langsam aber sicher mischt sich eine sirupähnliche Zucker-/Rumsüße ein. Die holzigen Noten werden zügig präsenter, kriegen eine interessante, nur leicht röstige Süße. Nussige Noten, etwas süßer Kakao und Assoziationen von Zuckerwatte kommen auf, wie der Duft neben einem Zuckerwattestand auf dem Rummel. Retronasal kommt eine fruchtige Süße auf und verdrängt den Pfeffer, der im Hintergrund als schöner Kontrast stehenbleibt. Die Rocky Patel Number 6 Toro wird immer cremiger. In Sachen Stärke und Körper pendelt sie sich schnell bei medium- ein – und da bleibt’s. Bei optimalem Zugwiderstand brennt sie wellig, doch nicht besorgniserregend und selbstkorrigierend ab. Dennoch ist Vorsicht gefragt, sie eine kleine Diva und möchte das Zentrum der Aufmerksamkeit sein. Der Rauch ist dicht und klebt mit (kondens-)milchiger Textur fett am Gaumen. Alles in allem ist sie sehr gut konstruiert, einzig die dreckig hellgraue Asche macht Ärger, denn die ist brüchig und locker, fällt ohne Vorwarnung. Die Asche wird im Rauchverlauf auch zunehmend dunkler. Im 2. Drittel wird es noch cremiger. Zucker, Zucker, Zucker, etwas Holz, süßer Milchkaffee mit Kakao, Zuckerwatte, Nuss und ein wenig Erde sind wahrzunehmen, retronasal tragen leichte Erd-Noten und deftiger Pfeffer vor fruchtiger Süße zur Komplexität bei. Im letzten Drittel wird das Profil der Rocky Patel Number 6 Toro würziger und röstiger mit viel mehr Nuss und aufkommender Vanille, was eine sehr willkommene und heiß ersehnte Abwechslung ist. Die holzigen Noten bekommen die Qualität von frisch ausgebranntem Fass; Kaffee bleibt präsent, jedoch mehr der Duft von frisch gerösteten Bohnen. Irgendwo brennt Zuckerwatte an. Es bleibt jedoch cremig. Retronasal schleicht sich eine ganz leicht grasige Note ein, eher anbrennendes Karamell. Langsam wird sie bitter mit Noten von Marzipan – und Marzipan ist und bleibt einfach nicht mein Ding. Aber nach bald zweieinhalb Stunden sehr gefälligem Schmauchens kann man sie ja auch getrost weg legen. Der Preis ist mehr als angebracht.

Die Crowned Heads Court Reserve XVIII Sublimes ist verkleidet in schreiend auffällige, überzogene und trotzdem dezent gehaltene Ringe mit guter Farbgestaltung und abseits der Farbe sehr klar und sauber designt. Das Hochglanz der Ringe steht im harten Kontrast zu dem (grauschimmernd) stumpfen Deckblatt. Da fällt schon sehr auf, dass keines meiner Exemplare gerade ist. So fühlt sie sich auch an: durchgehend bretthart, krumm und schief und unterschiedlich dick, jedoch ohne soft Spots, dafür hatte jedes Exemplar mindestens einen Buckel. Das Deckblatt fühlt sich sehr rau und knochentrocken an, etwas bleibt auf den Fingern zurück, wie als wäre das Öl kristallin. Feinstes Haar, viel Zahn, sich stark abzeichnende Blattadern zeichnen das Deckblatt. Die Blattadern haben etwas hellere Outlines und sind selber dann etwas dunkler als das stumpfe Oscuro, das wirkt, als hätte es einen Grauschleier. Viele kleine fast schwarze Flecken und mindestens ein Loch im Decker pro Exemplar unterstreichen den rustikalen Look. Kalt duftet die Court Reserve nach „frischem“ Waldboden mit taunassem Laub, dahinter stehen Noten von frisch und zu lange getoastetem Weißbrot und ein wenig süßes Leder. Am Brandende geht es mehr in die holzig-erdig-würzige Richtung mit etwas Kakaopulver. Nach problemlosem, leicht fusseligem Anschnitt ist der Kaltzug im Vergleich zum Duft erstaunlich unauffällig. Ich kann frisch waldige Noten mit etwas Erde, ein bisschen Leder und leichten Lakritz-Assoziationen erahnen. Einmal und zügig entfacht sind die ersten Züge direkt sehr interessant. Es zeigt sich eine recht milde Melange aus steiniger Erde, süßen Holzspänen und cremigen Noten von angeröstetem schwarzen Pfeffer. Retronasal kommt sie cremig-röstig-holzig daher, Pfeffer fehlt hier. Fein süßlich-holzig wirkt sie an der Nase. Langsam kommen weit entfernt sanfte Noten von Milchschokolade und etwas leichtes, doch dunkel fruchtiges wie von Brombeermarmelade auf, leider ziemlich heruntergedimmt. Retronasal wird es zeitgleich würziger. Der Zugwiderstand wirkte zu Beginn fast schon zu fest, öffnet sich im ersten Drittel auf "perfekt". Bei üppigem Rauch mit sahniger Textur und uniform weißer Asche, die zwar flakig ist, jedoch bis zur Hälfte fest hält, brennt die Crowned Heads Court Reserve XVIII Sublimes nur ganz leicht wellig und etwas zügig ab. So hastig gewickelt und rustikal wie die Sublimes daherkommt, so sensationell gut ist sie konstruiert. Bis hierhin in Sachen Stärke vielleicht mild++ mit medium- Körper, wird es im 2. Drittel wie mit einem Schlag voller, präsenter und betonter (medium- & medium+). Steinige, doch cremige Erde führt nun das Profil an, dahinter verbinden sich schwelendes Holz, Kakaopulver, frisch geröstete Kaffeebohnen und cremig röstiger Pfeffer angenehm miteinander. Retronasal bleibt es cremig holzig mit leicht steiniger Erde, die röstigen Noten machen Platz für dezent süßlichen Vanillepfeffer – dies ist letzte Bastion der süßen Aromen in diesem Profil. Im letzten Drittel medium+ & medium++ mit spürbar Nikotin, führt weiterin steinig-cremige Erde das Profil an, das langsam trockener wird. Dahinter wird es viel röstiger mit anbrennendem schwarzen Pfeffer; dieser bleibt auch lange im Abgang. Die restlichen Aromen sind dahinter noch zu erahnen, mittelkräftig, aber überlagert. Retronasal liegen nun trockene Holznoten und etwas säuerlich-metallische Erde vor Pfeffer. Die Vanillenoten und die Süße sind weg, nur noch an der Nase zu erahnen – und dennoch bleibt es hochgradig unterhaltsam, bis nach über zwei Stunden die Finger brennen. Sie möchte aufmerksam und geduldig geraucht werden, sonst geht alles unter. Hat man die Zeit und Muße, wird man mit cremigen Noten von steiniger Erde und röstigem Pfeffer, die man so eher als trocken erwartet hätte, belohnt. Spannend finde ich den Umstand, dass die nur geringe Süße nicht wirklich ein Verlangen nach mehr von ihr hinterlässt. Das für mich einzige Manko der Crowned Heads Court Reserve XVIII Sublimes ist der extrem sportliche Preis.

Length: 13.97Diameter: 2.06 TAM
Wie alle Linien aus dem Hause Mombacho kommt auch die Casa Favili mit herrlich einfach, dezent und dennoch edel gestalteten Ringen daher, die exakt zwischen „altbacken“ und „modern“ liegen. Mir persönlich gefällt das Logo, das den Vulkan Mombacho darstellen soll – doch noch mehr als bei den anderen Linien ist bei der Casa Favilli die Farbwahl der Ringe das absolute Alleinstellungsmerkmal. So wie die Ringe trägt auch das sehr spitz zulaufende, toll ausgeführte Belicoso-Format (eine war krumm und wirkte hastig gepackt) zu der recht edlen Erscheinung bei. Und dann kommt der Stilbruch, den ich echt klasse finde. Denn das Deckblatt ist matt, stumpf und fleckig, mit einem graustichigen und doch schimmernden, (steinigen) Maduro-Graubraun, das wirkt, als würde ein hellerer Tischvlies drüber liegen. Viel sichtbarer Zahn, helle Punkte, dunkle, fast schwarze Flecken und ein sehr offensichtlich wahrnehmbares, fast schwarzes Netz prominenter und unterschiedlich dicker Blattadern – die wie eine Sepia-Luftaufnahme von einem Straßennetz zwischen Feldern wirken – verwirren das Auge, besonders in Kombination mit den sehr zurückhaltend gestalteten Ringen. Verglichen zu der Robusto und Toro sowie den viel uniformeren Deckblättern der anderen Linien aus der Hand von Claudio Scroi – und auch so – hat die Casa Favilli Torpedo ein schier hässliches Deckblatt. But never judge a book by it's cover. Die Torpedo fühlt sich sehr fest an, gibt auf Druck kaum nach – und an dem spitz zulaufenden Mundende gar nicht. Obwohl das Deckblatt sehr stumpf aussieht, fühlt es sich doch ölig an, der Zahn ist als feiner Schmirgel und die Blattadern sind beachtlich stark spürbar. Trotz des wie zum Weggucken gemachte Deckblattes wirkt sie meisterhaft konstruiert, wie für eine Mombacho zu erwarten. Nur ein Exemplar von vieren, witzigerweise das mit der krummen Spitze, hatte ein paar Soft Spots. Kalt duftet die Casa Favilli Torpedo mild süßlich-nussig-erdig mit kräftigeren Leder-Noten, ein bisschen Melasse und etwas Würze. Am Brandende kommt steinige Erde mit leicht rauchiger Würze (Worchestershire-Würze), dunkleren Toffee/Schokoladennoten und leichter Frucht durch. Nach wie durch Butter geschnittenem Dickman Cut ist der Zugwiderstand schon kalt perfekt, ein Exemplar musste nachgeschnitten werden. Das krumme, natürlich. Der Kaltzug ist dann süßer als der Kaltduft, ähnelt doch mit viel Erde und ledriger Würze im Abgang mehr dem Duft vom Brandende. Zügig entfacht läuft einem ab dem ersten Zug im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser im Munde zusammen. Geschmacklich/aromatisch geht es los mit einer milden, undefinierbaren Süße (mit puderig-pulvriger Qualität), mineralisch-steinigem "Erd-Sirup" und cremigen Toffee-Noten, eingebunden und einlullend. Retronasal stehen Noten von steiniger Erde mit leichter Würze vor etwas Pfeffer und leichten Röstnoten. Die Röstnoten kommen süßlich auch langsam am Gaumen an, ein bisschen wie karamellisierte Steakkruste. Noten von Kaffee und Kakaopulver finden sich an der Nase. Bis hierher steigern sich die Stärke (mild++) sowie der Körper der Aromen (so gerade medium) gemächlich und ohne zu überfordern. Die zu Beginn fast weiße, ebenmäßig hellgraue Asche, in der sich etwas dunkler sehr klar die Blattadern und in der Textur der Zahn abzeichnen, wird im Rauchverlauf zunehmend dunkler, dreckiger. Sie hält zwar recht fest, ist aber dennoch „fluffig“. Der eher durchschnittlich dichte Rauch hat eine angenehm sahnige Textur. Der Abbrand ist ganz leicht wellig und gemächlich, braucht wenig Aufmerksamkeit. Allerdings ist bei dem Format sehr vorsichtiges Paffen gefragt, sonst wird es aromatisch sehr schnell bitter. Ein Exemplar (von 4) hat Unachtsamkeit sehr schnell mit Erlöschen bestraft und verlangte einen sehr genauen Rhythmus. Im zweiten Drittel wird sie keinesfalls stärker, doch die Aromen treten kräftiger an. Der nun vollere Körper (medium+) zeigt sich dabei jedoch noch süffiger als zuvor. Süßlich-erdige Noten führen das Feld, dahinter stellen sich die Toffee-Noten und Kakaopulver auf. Die röstig-fleischigen Noten bekommen nussige Züge. Ideen von Salz und Lakritz in weiter Ferne dahinter. An der Nase liegt Schokoladenleder. Retronasal hingegen wird es würziger mit viel mehr röstigem Pfeffer und leichten, süßen Gras-Noten. Im letzten Drittel übernehmen schokoladige Noten, Toffee und Kakaopulver cremig das Ruder, ohne dass die steinigen Noten sich verdrängen lassen, für die Komplexität. Noten von Holz, kräftigem Espresso und mehr Leder kommen auf. Der Abgang wird länger mit pfeffrig-würzigen Noten und einer leicht sandigen Textur. Hin und wieder kommen Assoziationen von Kartoffelstärke auf. Retronasal sind die Aromen trocken pfeffrig-holzig-erdig mit null Süße – ein toller Konterpart zu dem Geschmack am Gaumen. Alles in allem bringt die Mombacho Casa Favilli Torpedo eine tolle Mischung aus deftig und süß. Gegen Ende kommt eine feine mineralische Säure auf. Alles in allem kann ich nach im Schnitt über zwei Stunden Rauchvergnügens nur sagen: Mombacho an sich war für mich meine Lieblings-Neuentdeckung des vergangenen Jahres und die Casa Favilli legt da nochmal einen oben drauf, ganz gleich, in welchem Format. Die steinig-kantige Süße des nicaraguanischen Broadleaf Maduro Deckblattes hat ein starkes Alleinstellungsmerkmal. Also: keine Zeit für Aging verschwenden und einfach rauchen – die haben schon ein paar Jahre auf dem Buckel, laut Box von 2018, liest sich der Stempel auf der Innenseite des Ringes „Aug 2017“. Innerhalb des bisherigen Line-Ups von Mombacho wird die Casa Favilli aus der gleichnamigen Tabacaleria für mich nur noch durch die Cosecha'14 getoppt.

Length: 15.24Diameter: 2.22 TAM
Die Dias de Gloria Toro hat ein wirklich imposantes Format mit anschaulichem ovalen boxpress. Die Ringe stehen ihr gut zu Gesicht und das Design kommt überbordend und sakral und barock daher, wie als gehörten sie in die sixtinische Kapelle. Erstaunlicherweise sind im Falle der Dias de Gloria – zumindest unter all den Linien von AJ Fernandez, die ich bisher in der Hand hatte – Papierqualität, Druck, Fonts und Farben auf den beiden Ringen identisch und beißen einander nicht! Farblich sind diese auch herrlich auf das Kastanien-braun des Deckblattes abgestimmt. Dieses an sich kann man so gut wie gar nicht sehen, da die Toro bis unter die Ringe in Zedernholz und mit einem roten Fußbändchen eingepackt ist. Viel Show, aber dank Zedernholz sicher auch viel Effekt. Die Toro liegt schwer in der Hand, sie ist fest und gibt dennoch auf Druck leicht nach. Das boxpress ist veredelt mit schön abgerundeten Kanten, wie man es z.B. von der San Lotano Oval kennt. Wenn man es einmal vom Zedernholz befreit hat, zeigt sich das Deckblatt in seiner vollen Pracht. Es wirkt seidig, dennoch spürbar kristallin ölig (extrem sogar, das bleibt richtig auf den Fingerspitzen liegen!); die sehr feinen und dennoch markanten Äderchen und eine starke Maserung winzigsten Zahnes und kurze Härchen stören das uniforme Kastanien-Milchschokoladen-Braun nicht. Das Deckblatt hat keine Flecken, keine fehlerhaften Stellen, keine Verfärbungen, es ist einfach unfassbar attraktiv. Nur nach der Optik und Haptik bewertet liegt die Konstruktion in meinen Augen in der Kategorie Kunstwerk. Der Kaltduft verrät Noten von süßlich-feuchtem Heu, Leder, Stall, dazu buttriges Popcorn (wie der Duft an der Kinokasse) und ein bisschen dunkle Schokolade. Etwas saure Erde und Noten von Beeren finden sich am Brandende, gezügelt. Der Anschnitt gestaltet sich etwas fusselig. Erdiger und ledriger als der Kaltduft kommt der Kaltzug mit dezent stallig-würziger Schokolade und Kakaobohnen daher, dazu ein klein wenig Pfeffer sowie die beerigen Noten vom Brandende. Eine leichte Würze bleibt auf der Zunge und den Lippen zurück. Wie bei dem Ringmaß zu erwarten gestaltet sich das Entfachen etwas langwierig, doch wenn die Dias de Gloria Toro einmal glimmt, startet sie ölig und fett mit leicht salzigen Noten von Nuss und Leder. Nach wenigen Zügen kommen Noten von frisch gemahlenem Kaffee, Zitronen(zeste) und eine feine Zimtschärfe auf, sind da, um zu bleiben. Alles steht irgendwie nebeneinander im Vordergrund, dahinter liegt eine leichte süßliche Vanillenote. Retronasal wird es waldiger mit nassem Laub, Erde und etwas Heu vor Leder. Im Abgang bleibt eine Schärfe auf der Zunge, die mich an geräuchertes Jalapeno-Pulver erinnert. An der Nase finden sich röstige Holz und Nuss-Noten. Die Performance kommt nicht ganz an den ersten Eindruck zur Konstruktion heran, denn der Abbrand ist wellig, der Zug typisch boxpressed etwas loser als perfekt und die gleichmäßig recht helle, fast weiße Asche sehr brüchig und flakig. Der Rauch ist brutal dicht und üppig mit an Zuckerwatte erinnernder Konsistenz; bleibt fett am Gaumen. Bis hierher mild mit mittelkräftigem Körper, wird sie im 2. Drittel doch spürbar stärker (mild++) und voller (medium+). Die Vanillesüße wandert komplett an die Nase, wo sie sehr präsent steht. Die Leder- und Nuss-Noten werden fetter, Erde wird präsent, leicht mineralisch. Die Würze tritt mit den Kaffee-Noten cremig zurück in den Hintergrund. Mal kommen Brot-Assoziationen auf, wechseln sich ab mit der Zimtschärfe. Hin und wieder blitzen Assoziationen von Milchschokolade auf. Langsam kommen die Noten von geräuchertem Jalapeno-Pulver mit öligen Erdnüssen auch retronasal auf. Im letzten Drittel jetzt mittelkräftig übernimmt saure Erde das Profil, dahinter kommt ankokelndes Holz auf, zu Ungunsten der Komplexität. Die hintergründige Zimtschärfe bleibt, mischt sich mit trockener Vanille minus Süße. Die Noten von würzigem Kaffee und Milchschokolade verpuffen langsam im Hintergrund. Retronasal gibt’s nun eine interessante Mischung aus Zimt und geräuchertem Jalapeno-Pulver mit etwas Erdnussöl. Obwohl die Aromen eine trockenere Qualität bekommen, bleibt das Profil der Dias de Gloria Toro bis zum letzten Zug nach zwei Stunden und 15 Minuten cremig-ölig. Für mich liegt der X-Faktor der Dias de Gloria Toro ganz klar in den ersten beiden Dritteln, danach endet dieser großartige Smoke leider mit dem letzten Drittel auf einer säuerlichen Note. Ob Aging das zu smoothen wissen wird? Ich hoffe es.


