Erstellen Sie einen Personal Humidor und behalten Sie die Übersicht über Ihre bereits gerauchten Zigarren und Tabake!

Length: 14.29Diameter: 2.14 TAM
Ist man einmal über die Freude über die beiden Ringe – das altbekannte hässliche Brown Label wird von dem 2. Ring, der sehr treffsicher völlig daneben und viel zu bunt designt ist, in Sachen Unansehnlichkeit in düstersten Schlagschatten gestellt – hinweg, fällt sofort auf, was denn das RC („Retro Cuban“) an diesem Stick bzw. dieser Linie ist: Die sehr wertig und gut ausgeführt wirkende Tatuaje La Seleccion de Cazador RC Series Nr. 2 sieht mit dem kunstvollen Triple Cap und dem winzigem Pigtail nicht nur aus wie die Cohiba Behike 54, nein, Länge wie Ringmaß sind ebenfalls identisch. Die Nr. 2 wirkt leicht boxpressed, das scheint mir aber unbeabsichtigt, leben die doch auf engstem Raum in der kleinen Kiste. Die kürzere Toro wirkt perfekt konstruiert, weder unterfüllte Stellen noch zu feste Knubbel sind zu spüren und sie gibt auf Druck leicht nach. Das von winzigem Zahn gesprenkelten und sichtbar sehr stark von dünnen Blattadern durchzogene Deckblatt fühlt sich elastisch und ledrig an. Es ist etwas glatter und trockener als ich bei dem Anblick erwartet hätte, dennoch leicht ölig. Das etwas hellere Colorado hat nicht einen Farbfehler und schimmert leicht orange im Sonnenlicht. Kalt duftet sie zuerst einmal fast ausschließlich nach Leder, bei zweitem Beschnuppern finde ich dahinter süßlich erdige Noten mit Melasse und ein wenig Holz, am Brandende hingegen etwas würziger mit blumigen und fruchtigen Noten mit frischer Qualität. Nach problembefreitem Anschnitt unterstreicht der Kaltzug die ersten olfaktorischen Eindrücke – hinter Leder und Erde kommen leicht heuige Noten durch mit einer leichten Würze und etwas Kaffee. Die Aromen wirken dabei recht trocken. Man muss ein bisschen Geduld mitbringen, um sie zu entfachen, doch wenn sie einmal brennt, startet die Tatuaje La Seleccion de Cazador RC Series Nr. 2 erstmal recht trocken mit Noten von Leder, Graubrot, steinig-süßer Erde und etwas Heu vor einer ordentlichen Portion Pfeffer, der auch lange im Abgang bleibt. Retronasal ist’s noch trockener mit Erde und allerlei Pfeffer. Zu Beginn würde ich sie in allen Belangen mittelkräftig einstufen. Langsam übernehmen cremig-süße Noten von Graubrot und würzige Erde mit ein wenig trockener dunkler Schokolade, Kakao-Nips, Laub und Pfeffer das Profil, während retronasal der Pfeffer mehr Volumen und mit frischen Zitrus-Noten einen interessanten Konterpart bekommt. Bei perfektem Zugwiderstand und völlig außer Kontrolle geratenem Rauchvolumen mit zu Beginn trockener, doch zunehmend cremiger Textur – ein bisschen sticky-trocken-cremig wie die Cremigkeit von Erdnussbutter – brennt die Nr. 2 etwas wellig ab. Die einheitlich hellgraue Asche ärgert, so flakig ist sie. Auf der Hose, auf der Jacke, ne was ist das ne Kacke… aber das ist das einzige Manko in der Performance bisher. Im zweiten Drittel wirkt das Profil auf mich viel eingebundener. Noten von gerösteten Mandeln, vanilligem Holz, kräftigem Espresso und cremigem Nougat kommen auf, bilden die Basis hinter sehr präsenten süßlichen erdigen und ledrigen Noten. Im Verlauf des 2. Drittels bekommen die Aromen eine zunehmend röstige und würzige Qualität. Im Abgang und retronasal finden sich weiterhin vor allem holzige Pfeffer-Noten und Zitrus, an der Nase kommen Noten von Nuss und süß-würzigem Leder auf. Erstaunlicherweise scheint sie mir nicht kräftiger zu werden, aber der Körper (medium++) nimmt stetig zu. Sirupartig übernehmen schwere, zunehmend metallische Erde und schwelendes Holz im letzten Drittel das Profil. Dahinter bleibt eine Melange aus Leder, Kaffee, Kakao, Nougat und Nuss. Salzige Noten und die Zitrus-Noten aus dem Retrohale kommen nun im Hintergrund auf. Der Abgang wird holziger. Retronasal vermengen sich Erde, Heu, etwas Chili und frisch-minzige Noten mit Holz und Pfeffer. An der Nase steht dem Vanille entgegen. Noch immer mittelkräftig in der Stärke, kratzt der Körper jetzt sehr ambitioniert an der „Voll“-Marke. Irgendetwas in dem Profil erinnert mich an die Le Bijou, ist da Sancti Spiritus mit in der Einlage? Die Tatuaje La Seleccion de Cazador RC Series Nr. 2 raucht sich gut eine Stunde und 40 Minuten, wobei man wahrscheinlich ein paar Minuten für das von ihr im letzten Drittel doch hin und wieder verlangte Nachfeuern abziehen muss. Sie ist nicht über-komplex und nicht wirklich überraschend abwechslungsreich, aber das braucht es für mich auch einfach nicht bei diesem Profil. Es ist ein solider und etwas eigenwilliger Smoke, bei dem ich das "Retro Cuban" allerdings nicht finde. Eher „Retro Nicaraguan“. Die La Seleccion de Cazador RC Series gehört nicht zu den preisgünstigsten Linien der Marke Tatuaje, aber gemessen an dem Spaß, die sie gut anderthalb Stunden schenkt, empfinde ich den Preis als allemal angemessen. DRINGEND AUSPROBIEREN!

Length: 13.97Diameter: 1.91 TAM
Nach dem vielversprechenden Erlebnis mit der Petite derselben Serie und dem großen Fragezeichen, dass die Robusto Grande bei mir hinterlassen hat, habe ich mich nun an die My Father La Promesa Corona Gorda gewagt. Die Petite hat schonmal mehr hergemacht und vielleicht, da ging ich zumindest von aus, funktioniert dieser Blend für mich ja in geringeren Ringmaßen besser. Wie immer bei My Father verpackt als Eye Candy mit quietschbunten Ringen ist die schmale Corona Gorda perfekt konstruiert, abgeschlossen wird das gut ausgeführte Format mit einer Bilderbuch-Triple-Cap. Sie ist recht fest, gibt auf Druck nur sehr gering nach und fühlt sich etwas glatter an als die anderen Formate, jedoch auch etwas öliger. Das Mandelbraun-Colorado des Deckblattes weißt ordentlich Zahn auf und ein feines Netz aus Blattadern. Kalt duftet sie dezent ledrig und holzig mit blumiger Süße sowie gesalzenen Nüssen. Am Brandende kommen würzigere und stalligere Noten durch mit ausgebranntem Fass und etwas Kakaopulver. Einmal wie durch Butter angeschnitten präsentiert der Kaltzug Noten von Leder mit würzigem Holz, reif wirkenden erdigen Noten und einer leicht karamellisierten Zuckersüße. Etwas schwarzer Pfeffer liegt im Abgang, ohne Schärfe. Es dauert doch erstaunlich lange, die Corona Gorda zu entfachen – doch wenn sie dann brennt, legt sie in allen Belängen mittelkräftig los mit einem irgendwie cremig-röstigen Pfeffer-Kick. Kräftige ledrige und erdige Noten mit starkem Kaffee, holziger Vanille und sirupartiger Süße von eingelegten schwarzen Nüsse kommen auf und stellen sich Zug um Zug langsam in den Vordergrund. Retronasal stehen dem Chili- und Paprika-Noten mit gepfefferten Nüssen und etwas Zimt entgegen. Kurz vor Ende des ersten Drittels zeigen sich im Hintergrund cremige Noten von Erdnussbutter und Marshmallows, im Abgang liegt süßes Heu und eine dezente Jalapenoschärfe. Bei einem ordentlichen festen Zugwiderstand, den ich bei dem Format als perfekt empfinde, und übermäßigem Rauchvolumen mit sahnig-kaubarer Konsistenz brennt die My Father La Promesa Corona Gorda perfekt ab – und das, obwohl das Deckblatt meines Exemplares sich als sehr brüchig erweist. Bei dem Muster, nach dem es zwischen der Kappe bis zu den Ringen und nach Entfernung dieser immer weiter aufbricht, glaube ich allerdings, dass das nicht an der Dicke des Deckers oder an der Hitze der Glut liegt, sondern irgendwo beim Transport oder mir selbst ein kleines Malheur passiert ist. Sie scheint hingefallen oder gequetscht worden zu sein. Shit happens. Im zweiten Drittel wird der Körper voller (medium++), das Aromenprofil dabei röstiger und pfeffriger mit anbrennendem Karamell. Die Noten vom Erde, Leder sowie Erdnussbutter werden präsenter. Hintergründig kommen Sherryfass-Noten auf und im Abgang bleibt etwas Cookie Dough. Auch retronasal geht es nun röstiger zur Sache, holzige Noten mit trockener Herrenschokolade und trockenem Kakaopulver kommen auf, kontrastiert durch den Duft von holziger Vanille an der Nase. Trotz des sich zunehmend verabschiedenden Deckblattes brennt die Corona Gorda weiterhin beispielhaft ab und die fast weiße Asche – gemustert durch den sich abzeichnenden Zahn – sitzt bombenfest. Im letzten Drittel nun mittelkräftig+ in Stärke mit vollem Körper stehen Noten von Erdnussbutter und eingelegten schwarzen Nüsse im Vordergrund. Dahinter erleben die Kaffee-Noten ein Revival. Dezente Assoziationen von Charred Steaks kommen auf, wie bei der Petite. Noten von Pfeffer und Chili lösen Vanille und Sherry ab. Retronasal geht die Schokolade zugunsten von holzigem Zimt und ein wenig Lakritz zurück, dahinter bleibt eine leichte Schärfe von angebratenen Jalapenos und etwas – für eine My Father sehr wenig – Pfeffer. An der Nase liegen Noten von Nuss und süßem Leder mit Assoziationen von Iberico-Fleisch. Anders als bei der Petite und der Robusto Grande haben die Aromen der Corona Gorda keine Erinnerungen von Kartoffelchips bei mir geweckt. Ich vermisse sie nicht. Diese knapp anderthalb Stunden Genuss haben mir gezeigt, dass dieser Blend in dem schmaleren Ringmaß tatsächlich in meinen Augen viel besser zur Geltung kommt, wenn nicht am besten. So geht auch der Preis so gerade mal in Ordnung – wer die La Promesa ausprobieren will, der sollte die Corona Gorda wählen!

Length: 15.24Diameter: 1.98 TAM
Wie ich es zumindest von Camacho schon gar nicht mehr anders erwarte, kommt auch die Camacho Hard Charger Toro mit auf Coolness getrimmten Design daher, abgerundet durch ein imposantes Format und ein ordentlich dunkles Deckblatt. Einmal aus dem Cello befreit, ist das erste, was auffällt, wie rau und ölig das Connecticut Broadleaf ist. Als zweites fällt auf, wie weich sie ist, sie gibt auf Druck ordentlich nach. Aber sie ist gleichmäßig luftig gerollt und weiß auch genau, wo ihre ursprüngliche Form ist. Das Deckblatt ist ein dunkel marmoriertes Oscuro, das ein wenig an die Farbe gerösteter Kaffeebohnen erinnert. Der spürbare Zahn ist kaum sichtbar und nur ein paar wenige, dünne Blattadern sind zu entdecken. Die Hard Charger Toro duftet in erster Linie erdig und ledrig mit Noten von Bitterschokolade und einer leichten BBQ-Würze. Am Brandende ist diese Würze präsenter, mit Noten von Beeren, Tannenharz und Pfeffer. Auch im Kaltzug liegt diese Würze, mit erdigen und ledrigen Noten und einer Handvoll Kandiszucker. Salz bleibt im Abgang auf den Lippen zurück. Zügig entfacht beginnt die Camacho Hard Charger Toro cremig-süß mit erdigen Noten, dunkler, irgendwie malziger Schokolade, Leder, Erdnussbutter, Tanne, feuchtem Heu und Salz. Dahinter kommen eine dunkle Röstwürze mit Beeren und hin und wieder frische Noten von Kokosnuss auf. Retronasal stehen süßes Leder mit Erde und angeröstetem Pfeffer im Vordergrund. An der Nase liegt ein Geruch, der etwas Off aber dennoch angenehm Assoziationen von alten Benzinern weckt. Die Hard Charger überfordert nicht, die Stärke kratzt so gerade mal an der Medium-Marke, während der Körper mittelkräftig+ ist. Und sie ist wirklich sehr gut konstruiert, sie brennt beispielhaft ab mit perfektem Zug und ordentlichem Rauch mit sahniger Textur. Sogar die Asche ist perfekt, schneeweiß und bombenfest. Im zweiten Drittel bekommen die erdigen Noten eine zunehmend röstige Qualität, dahinter kommen ebenfalls röstige, fleischige Noten hinzu. Hin und wieder kommen Assoziationen von gesalzenen Kartoffelchips auf. Bei all den Deftigen Noten verliert die Camacho Hard Charger Toro jedoch nie diese süße Melange aus Schokolade, Tanne und Erdnussbutter; auch die salzigen Noten im Abgang bleiben. Die Noten von Tanne wandern in den Retrohale ab, wo sie eine angebrannte Qualität bekommen. Im letzten Drittel nun mittelkräftig mit einem Körper, den ich auf exakt halber Strecke zwischen mittelkräftig und voll einordnen würde, bleibt das Profil herrlich süß. Die röstig-fleischigen Noten und Assoziationen von frisch ausgebranntem Fass kommen mit in den Vordergrund. Die Schokoladen-Noten werden verdrängt von kräftigem Espresso. Brombeeren vermengen sich im Hintergrund mit cremiger Erdnussbutter. Retronasal werden die erdigen Noten langsam aber sicher metallisch und der Pfeffer wird kräftiger. Und die Benziner-Noten an der Nase? Die gehen nie ganz. Nach im Schnitt exakt zwei Stunden Rauchdauer stelle ich für mich immer wieder fest, dass die Camacho Hard Charger Toro aus der Brotherhood Series für mich ein schlichtweg großartiger Smoke ist! Right in the sweet spot, wie viele andere Zigarren mit Connecticut Broadleaf Maduro Deckblatt auch wie z.B. die Liga Privada Nr.9, RoMa Crafts CroMagnon oder die fast unerreichte Flores y Rodriguez Connecticut Valley Reserve. Da stört auch der aufgerufene Preis nicht mehr.

Length: 15.24Diameter: 2.06 TAM
Die AVO Improvisations Series Limited Edition Toro 2019 ist geschmückt mit zwei edlen Ringen, die besonders durch den gewählten Kupferton auf Altweißem Grund sehr treffend auf das kupferrotstichige Deckblatt abgestimmt sind. Der zweite Ring, der die Jahreszahl der Erscheinung der Improvisations Series trägt, wurde bisher immer nach Themen aus der Musikwelt designt, wie zum Beispiel sehr treffend angelehnt an einen Gitarrenhals bei der „Classic Covers 2017“. In 2019 hat man sich im Design von den Pressmulden für das Verfahren für boxpressed Zigarren inspirieren lassen – da hätte man es ja beim Release auch international bei einer boxpressed Toro belassen können... hats aber nicht, warum auch immer. Mit den Ringen war es das dann aber auch schon mit edel, was das Erscheinungsbild der letztjährigen Improvisations Series Limited Edition Toro angeht. Denn abgesehen von dem wirklich wunderschönen, kupferrotstichigen Colorado-Maduro-Ton ist der Sungrown aus Ecuador stark geädert und übersäht mit vielen dunklen, fast schwarzen Flecken – und dieses sehr rustikale Erscheinungsbild wird noch unterstrichen von der krummen und schiefen Rollung. Die Toro ist voller Buckel und unterfüllten Stellen, zwischen denen sich die sich in sich kräuselnden und stark fühlbaren Blattadern hin und her schlängeln. Dazwischen ist das Deckblatt rau von etwas Mini-Zahn, dabei so ölig, dass die Berührung ein feucht kristallines Gefühl auf den Fingerspitzen hinterlässt. Sie wirkt wirklich wie das Schlusslicht aus dem „Volkshochschulkurs Kippe selber drehen“, aber man soll ein Buch ja nicht nach dem Cover beurteilen. Denn – Spolieralarm – abgesehen von dem leichten Manko, dass sie den kompletten Rauchverlauf an der Grenze zum Erlöschen mäandert, zeigt das fast kerzengerade Abbrandverhalten, dass sie trotz ihrem Erscheinungsbild gut konstruiert ist. Die Optik ist sowieso das größte Manko der Toro, denn der Kaltduft lässt mir sofort das Wasser im Munde zusammen laufen. Sie verströmt förmlich den Duft von feuchtem Waldboden mit Laub und Tau nach Sommerregen, zugleich frisch und reif. Am Brandende kommt mehr Laub durch, getragen von der Würze von Soja-Sauce mit etwas Limette. Der Anschnitt macht mir dann wieder etwas Sorgen, hinterlässt er doch ein extrem fusseliges Mundende und gibt den Blick auf eine Einlage frei, die sehr trocken wirkt. Die Achterbahnfahrt geht weiter, denn der Kaltzug ist wieder herrlich: etwas Soja-Sauce umspielt ein wenig sandige Erde, aufgepeppt mit einem Spritzer Limette. Dahinter liegt etwas Pfeffer, der leicht irritierend im Abgang liegen bleibt. Einmal und zügig entfacht, startet die AVO Improvisations Series Limited Edition Toro 2019 dann exakt mit diesen Noten irritierender Schärfe. Langsam geht diese zurück und ganz leichte, cremig-süße Waldassoziationen kommen durch. Es dauert seine Zeit, doch wenn die Irritation nach 1-2cm verflogen ist, stehen cremig-süße und wärmende Noten von Zedernholz und Tanne im Vordergrund, getragen von Soja-Sauce und Pfeffer sowie einer in meinen Augen Davidoff-typischen Muffigkeit. Dahinter ist richtig viel los, Espresso, Kakao-Nips, Laub, Leder und Limettenzeste geben einander die Klinke in die Hand, bleiben nie zu lange, um eintönig zu werden. Retronasal liegt der Schwerpunkt auf süßer Erde und nassem Laub mit Leder etwas schwarzem Pfeffer, das wird kontrastiert von süßer Sahne mit Vanille an der Nase. Man merkt, dass die verwendeten Tabake einige Jahre Reifezeit auf dem Buckel haben, denn die AVO Improvisations Series Limited Edition Toro 2019 ist gerade mal mild++ in der Stärke, doch aromatisch ist sie ein Schwergewicht mit mittelkräftigem Körper. Mit etwas losem Zug brennt sie zügiger ab als das Format vermuten lässt, bei durchschnittlichem Rauchvolumen mit milchiger Textur. Die Asche ist herrlich hässlich anzusehen, uniform dunkelgrau und locker flockig. Im 2. Drittel wird der Körper voller bei gleichbleibender Stärke. Aromatisch passiert im Vordergrund nicht allzu viel außer präsenter werdender Vanille. Dahinter aber werden die sich abwechselnden Aromen röstiger und dunkler, Gebäck-Assoziationen und frisch gebackenem Bauernbrot und mild floralen Anklängen kommen auf. Die Noten von Limette werden kräftiger, bleiben mit holzigen Noten und schwarzen Pfeffer lange im Abgang liegen. Der zu Beginn noch recht dünne Rauch wird immer voller und ist gegen Ende des 2. Drittels üppig mit einer Textur, die an die viel zu festen Milchshakes von McDonald’s erinnert. Im letzten Drittel stellen sich nun Noten von erdigem Röstkaffee, würziger Vanille, Leder und Rum-Assoziationen zusammen mit frisch fruchtigen Noten direkt hinter den vordergründigen, süßen und nun leicht röstigen Holznoten von Zeder und Tanne auf. Lakritz, Milchschokolade und Zuckerwatte geben alledem eine cremige Basis. An der Nase kommen kräftige nussige Noten auf, erinnern mich an Vanillemandeln. Retronasal komtm das Profil eine Spur floraler daher mit Noten von Laub, Moos und Baumrinde vor einer Basis aus Soja-Sauce und Pfeffer. Als ich die Toro nach etwas über anderthalb Stunden ablege, ist der Körper auf halber Strecke zwischen mittelkräftig und voll, ohne dass sie stärker geworden wäre. Trotz der Achterbahnfahrt vor dem Anzünden und während der ersten 1-2cm ist die AVO Improvisations Series Limited Edition Toro 2019 mit ihrem höchst komplexen, dabei ungeheuer abwechslungsreichen und sehr nuancierten Profil, in dem sämtliche Noten so angenehm eingebunden sind, ein herrlicher Smoke, der jedoch ungeteilte Aufmerksamkeit verlangt. Ein Manko hingegen ist ganz eindeutig der Preis.

Length: 16.51Diameter: 2.18 TAM
Die Rocky Patel Hamlet Paredes Liberation Toro war ein Humidorfund. Woher ich die habe weiß ich nicht mehr, ich glaube, ich habe sie von der Hausmesse im vergangenen Jahr, aber sicher bin ich mir nicht. Es war das imposante „Toro“-Format, das mich zu ihr greifen ließ – es ist eine längere und fettere Toro mit einem sehr gut ausgeführtem, fast schon zu spitzen 109-style Kopf. Besonders ansprechend ist das Brandende, an dem gut 1,5cm der Einlage samt Umblatt hervorstehen. Die Ringe von Hamlet haben mir abgesehen von dem ziemlich selbstbeweihräuchernden Aufdruck "Master of Tobacco" immer sehr gut gefallen, jedoch hat man sich bei der Liberation in meinen Augen mit dem Kontrast zwischen Gold und Babyblau ordentlich vergriffen, die durch das strahlende Weiß erreichte „Grundhelligkeit“ macht es nicht besser. Sie liegt gut und echt leicht in der Hand und hat einen schwammigen, „cubanischen“ Give auf der kompletten Länge der vom Deckblatt abgedeckten Toro. Am Brandende kann man jedoch sehr gut sehen und erfühlen, dass das speckig und ledrig wirkende, raue Deckblatt doch recht stramm um den Wickel gelegt ist und so dem Stick seine Grundfestigkeit gibt. Nur wenige prominente aber feine Blattadern durchziehen das Deckblatt, das vor allem viel kleinsten Zahn aufweist. Es ist fleckig und leicht rötlich, irgendwo zwischen Colorado und Colorado Maduro einzuordnen. Sie wirkt gut und wertig konstruiert, aber da ist noch Platz nach oben. Kalt duftet sie maggi-würzig mit erdigen und ledrigen Noten vor floralen und beerigen Untertönen und leichter Zuckersüße. Am Brandende kommt eine kräftige Würze mit Erde, frischem Kaffee und einer Idee Lakritz durch. Zuerst habe ich nur auf ca. 3mm abgeschnitten, um den coolen 109-style Kopf beizubehalten, doch da war leider der Zugwiderstand viel zu hoch. Nochmal ungefähr dieselbe Menge nachgeschnitten und der Zugwiderstand ist perfekt. Auch der Kaltzug zeigt Noten von Maggi mit Erde, Leder und einer Idee Lakritz im Abgang. Süße: Fehlanzeige. Beim Entfachen ist Vorsicht geboten, denn der Tabak am Shaggy Foot ist gierig. Wenn sie dann brennt beginnt es kantig mit erdigen und holzigen Noten. Sehr präsent stehen Pfeffer-Noten vor Heu und Gras, ganz weit entfernt liegen eine artifizielle Süße und Holzkohleassoziationen. Es bleibt ein irritierender Nachgeschmack auf der Zunge und am Gaumen, beißend. Retronasal wird das unterstrichen von Gras, Pfeffer und ein wenig altem trockenem Kaffeepulver. Wenn die Brandlinie das Deckblatt erreicht, wird die Liberation Toro plötzlich herrlich cremig und leicht süßlich, verliert komplett die irritierenden Noten. Fermentierter schwarzer Pfeffer und etwas metallische Erde bestimmen jetzt das Profil, vor „Gras-Likör“ und Andeutungen von Nuss mit mehliger Qualität. Retronasal steht ledriger Kaffee vor schwelendem Holz und Pfeffer minus Schärfe. Der Pfeffer und der „Gras-Likör“ halten sich lange im Abgang. Bis hierhin mittelkräftig in Stärke und Körper brennt sie wellig, aber unauffällig ab, wobei sich der Zug zunehmend öffnet. An dem Shaggy Foot zeigt sich die herrlich weiße Asche brutal lose und flakig; das wird sich leider nicht ändern. Im 2. Drittel wird der Körper voller und die Aromen klarer. Die Noten von schwelendem Holz aus dem Retrohale gesellen sich zu den metallischen Erd-Noten und dem Pfeffer im Vordergrund des Profils. Dahinter kommen eine leichte Zuckersüße mit Lakritz auf, passen gut zu dem "Gras-Likör". Retronasal wird es irgendwie dünner mit dezenten Noten von Leder und Pfeffer, an der Nase steht dem Zuckersüße entgegen. Bei null Zugwiderstand bestimmen im letzten Drittel Noten von Leder, Erde, Heu mit einer stalligen Süße das Profil, getragen vom allgegenwärtigen fermentierten schwarzen Pfeffer. Der "Gras-Likör" ist in den Retrohale abgewandert, wo auch die Kaffee-Noten ein Revival erleben. Der übertrieben dichte Rauch hat eine etwas trockene Textur, was den Aromen gegen Ende nicht gerade zugutekommt, da es die Trockenheit der zunehmend steinigen Erde unterstreicht und nach einem Begleitgetränk verlangt. Nach weit über zwei Stunden habe ich sie abgelegt und muss zugeben, dass sie in meinen Augen nicht zwingend ein Meisterstück ist und um Längen hinter dem Blend der ursprünglichen Tabaquero mit den grün-roten Ringen zurück bleibt.

Length: 12.70Diameter: 2.14 TAM
Wie alle Linien der Black Label Trading Company aus der Tabacaleria Oveja Negra ist die Royalty Robusto geschmückt mit herrlich düsteren Ringen – und das trotz der Grundfarbe Weiß. Das Robusto-Format ist gut ausgeführt, aber auch das muss man bei Oveja Negra eigentlich nicht mehr erwähnen. Sie ist bombenfest, fühlt sich leicht rau an und zuerst trockener als erwartet. Dann hinterlässt sie aber doch einen kristallin öligen Film auf den Fingerspitzen. Das orange-rötliche Colorado-Claro-Deckblatt wirkt etwas ledrig und weist winzigsten Zahn und nur wenige dünne Blattadern auf. Den Kaltduft dominiert eine irgendwie parfümiert grasige, artifizielle Süße. Am Brandende lässt sich ein wenig Leder, ein wenig Erde und etwas Würze erschnuppern. Der Kaltzug präsentiert dann eine Mischung dieser Noten. Etwas Salz bleibt auf den Lippen zurück. Einmal entzündet geht es dann in eine ganz andere Richtung. Mild+ in Stärke mit medium- Körper umschmeichelt sie mit cremigen Noten von süßen Pfefferaromen, Kandiszucker, leichter Vanille, etwas gebrannte Erdnüsse und Röstnoten von schwelendem Holz den Gaumen. Röstiger Pfeffer bleibt im Abgang lange auf der Zunge. Retronasal steht dem ein Pfeffer-Sting mit grasigen Noten, etwas Schokolade und Baumrinde entgegen. Mit hellgrauer und flakiger Asche, brutalem Rauchvolumen mit sehr cremiger, ja buttriger Textur und etwas zu offenem Zug brennt sie zwar etwas zügig, aber beispielhaft ab. Im zweiten Drittel kräftiger und voller (mild++ und medium-) wird das Profil holziger und irgendwie „fleischiger“ mit Röst- Noten von Kaffee- und Bitterschokolade, dazu hintergründig etwas Karamell. Die Vanille bekommt eine trockene Qualität. Retronasal bekommen die Aromen eine seifige Qualität. An der Nase findet sich süßes, holziges Karamell. Im letzten Drittel medium- in Stärke, schleichen sich hintergründig leicht bittere Erdnussbutter-Noten ein. Dazu kommen Assoziationen von Marshmallows. Die holzigen Noten werden kantiger, eine dunkle Würze von Zimt und Muskat kommt durch. Retronasal werden die grasigen Noten präsenter, dabei floraler und dann leider doch parfümiger. Der Abgang ist lang und wärmend. Gegen Ende kommen immer mehr die Noten Karamell, Erdnuss und Marshmallows durch. Nach anderthalb Stunden zufrieden abgelegt, ist die Royalty Robusto nicht meine liebste BLTC, dennoch macht sie Spaß. Sie ist smooth und sweet und easy, aber ihr fehlt das Sperrige, das mir an den anderen Blends von James Brown so gefällt.

Length: 15.24Diameter: 2.06 TAM
Die Mombacho Casa Favilli Toro zeichnet sich durch ein imposantes Format aus, das durch die sehr klar und simpel desingten Ringe und deren Farbgestaltung Gold auf Cremegelb sehr edel wirken. Grundlegend fühlen die Toros der Linie sich immer gleichmäßig fest an, bisher hatte eines von vier Exemplaren einen Soft Spot direkt unterhalb der Kappe, ansonsten. Das Deckblatt fühlt sich samtig weich und nur leicht ölig an, mit leichtem Schmirgel vom Zahn und fühlbare feste Blattadern. Anders als bei den Casa Favilli Torpedos schmückt die Toros ein schönes, hell Kakao-braunes und leicht stumpfes Maduro-Deckblatt. Ordentlich Zahn, einige wenige dunklere Stelleb und die vielen Adern zeichnen sich heller ab. Im Schnitt sind die Toros gut bis sehr gut konstruiert. Kalt duftet sie dezent nussig mit einer Melange aus süß-saurer Erde, Kaffee, Leder, Melasse und Kakaopulver. Am Brandende liegt das Augenmerk auf Noten von steiniger Erde, Nicaragua-typischer Worchestershire-Würze, Toffee und Frucht. Beim Anschnitt ist etwas Vorsicht geboten, bei einem Exemplar löste sich dabei die komplette Kappe ab. Der Kaltzug zeigt sich süßer als der Kaltduft mit viel steiniger Erde, Leder, Worchestershire-Würze und Kakaopulver. Witzigerweise gestaltet sich das Entfachen etwas schwierig, die Toro wirkt fast wie flammenabweisend. Hat man sie trotzdem dazu gezwungen, das zu tun, wofür sie gemacht wurde, beginnt die Mombacho Casa Favilli Toro sehr cremig und dezent säuerlich mit süßem Kakaopulver vor steiniger Erde, Toffee und leichter Würze. Den Abgang dominiert ein holzig-röstiger Pfefferkick mit leichten, süßlichen Paprika-Noten im Abgang. Die Säure verschwindet schnell und cremiger Kakao mit steiniger Erde übernehmen das Profil. Dahinter liegen BBQ-Assoziationen mit röstigen, fleischigen Noten, Worchestershire-Würze und ebenfalls röstigem Pfeffer. Retronasal zeigt sich mehr Erde mit schwelendem Holz, etwas würziger Kaffee und leicht grasigen Noten. Bis hierhin mit milder Stärke und mittelkräftigem Körper sind die Aromen in dem vollen Rauch sehr präsent, was die sahnige Textur des Rauches noch einmal unterstreicht. Bei einem Zugwiderstand, den ich am losen Ende von perfekt einstufen wurde, brennt die Mombacho Casa Favilli Toro gemütlich und leicht wellig ab; nur ein Exemplar neigte zum Ausgehen. Die Asche ist unfassbar dunkel und brüchig, ohne zu fallen. Dunklere Ringe in der Asche zeigen sehr genau, wann man abaschen muss. Bei leicht steigender Stärke und Körper (mild++ und medium+) wird das Profil im 2. Drittel süßer und cremiger, dabei röstiger. Noten von Kakao und Erde geben weiterhin den Ton an. Dahinter kommen zur Würze mit röstig fleischigen Noten nun frische und fruchtige Noten und Nuss auf, sirupartig süß. Retronasal wird es röstiger und würziger mit präsenterem Pfeffer und etwas Leder. An der Nase wirkt der Rauch ledrig-erdig-süß mit Kakao-Nibs. Im letzten Drittel werden die Aromen nochmal voller und präsenter mit würzige-röstigen Fleisch-Noten. Dennoch bleibt die Toro cremig und likör-süß mit Toffee und Kakao. Kaffee-Noten kommen und gehen, erinnern an Kaluha. Holz und steinige Erde zeigen sich dahinter, dazu Vanille, Zimt und etwas sehr Interessantes, das ich nicht greifen kann. Der Pfeffer-Kick und die Paprika-Noten sind zurück und trockenes Kakaopulver bestimmt den Abgang. Retronasal wird der Pfeffer intensiver, mit steiniger Erde, etwas Leder und Nuss. Zucker bleibt auf den Lippen. Wie ihre Schwestern bringt die Mombacho Casa Favilli Toro eine herrliche Mischung aus deftig und süß mit. Gut zwei Stunden raucht sich die Toro – und sie gehen schneller weg, als mir lieb ist. Mit dem nicaraguanischen Broadleaf-Deckblatt ist dieser Blend in allen Formaten aus dem Stand heraus einer meiner liebsten geworden. Kaufempfehlung! – oder ne, lasst es, dann bleiben mehr für mich!

Length: 12.70Diameter: 2.14 TAM
Wie auch die anderen Deckblatt-Variationen kommt auch die Maduro Robusto mit den typischen schlichten Ringen daher, die farblich wirklich gut auf das Deckblatt abgestimmt sind – wobei diese Farbwahl auch einfach jedem Deckblatt gut zu Gesicht steht. Das Manko dieser Ringe ist sicher, dass sie sich heute in jedem Humidor kaum noch gegen das moderne Design vieler anderer Marken durchsetzen können. Das imposante Fat Robusto Format fühlt sich gleichmäßig an und fest mit ordentlichem Druckwiderstand. Es zeigen sich keine unterfüllten Stellen, dafür wirkt sie auf den Fingerspitzen rau vom Zahn und irgendwie feucht, was ich aber dem speckig ledrigen und öligen Deckblatt zusprechen mag. Dieses zeichnet sich aus durch ein fleckiges und mit dunklen Punkten und Zahn gesprenkeltes Herrenschokolade-Oscuro, das leicht stumpf und ölig glänzend zugleich wirkt. Nicht wenige offensichtliche Blattadern, die zum Teil wie gebügelt wirken, geben der Robusto einen leicht rustikalen Look, dagegen steht die sehr gut ausgeführte Triple Cap. Die Brick House Maduro Robusto ist wie für J.C. Newman typisch sehr gut konstruiert. Kalt duftet sie nach kräftigem würzigem Kaffee mit süßem Kakao, metallischer Erde und etwas Leder. Am Brandende duftet sie dezent stalliger mit frischen Noten von Heu und ein wenig Anis im Nachklang. Einmal wie durch Butter geschnitten, offeriert der Kaltzug dann süße Noten von Kakao, Kaffee und Erde mit frischen blumig-fruchtigen Noten dahinter. Eine leichte Pfefferschärfe und etwas Salz bleiben im Abgang und auf den Lippen. Nachdem sie ob des Ringmaßes etwas langwieriger zu entfachen ist, startet die Robusto zurückhaltend mit cremig-süßen Noten von Holz, Erde und Nuss(-Schalen). Noten von Leder, dunklen Beeren und frisch gebackenem Brot schleichen sich hintergründig ein. Cremige Noten von angerösteten schwarzen Pfefferkörnern bleiben im Abgang auf der Zunge. Retronasal sind die Noten von Brot, metallische Erde, etwas Ahorn-Sirup und geröstetem Pfeffer präsenter. Bis hierhin mild++ in Stärke mit medium- Körper brennt sie bei perfektem Zug leicht wellig ab. Der Rauch ist überdurchschnittlich dicht mit fluffiger Konsistenz. Die Asche hält relativ fest, schwarze Linien in dem fiesen dusteren Grau lassen genau nachvollziehen, wann ich einen Zug genommen habe und wann es Zeit ist, abzuaschen. Im zweiten Drittel wird sie kräftiger (medium-) und voller (medium+), Noten von Erde, Holz und Leder werden vordergründiger. Dahinter bleiben Noten von fruchtigem Kaffee und cremige Milchschokolade mit angeröstetem Pfeffer. Retronasal steigern sich die erdigen Noten, eine leichte Würze mit fleischigen Noten kommt auf. Salzige Noten bleiben im Abgang lange auf der Zunge. Im letzten Drittel legt sich das Augenmerk auf Holzschokolade und würzig-erdigen Kaffee, die cremig-süß im Vordergrund stehen. Dahinter zeigen sich etwas Leder, eine Idee Beeren und eine grundlegende Würze. Retronasal wird das Profil holziger als zuvor mit leichten Chili-Noten im Hintergrund. Gegen Ende bekommen die Noten von Kaffee zunehmend Säure und Bitterstoffe. Die Brick House Maduro Robusto schenkt dem geneigten Genießer für eine Stunde und 40 Minuten zu einem unschlagbaren Preis ein Raucherlebnis, das ich als Blueprint klassischer Maduros empfinde und jedem, der sie noch nicht probiert hat, hier wärmstens ans Herz legen möchte.

Length: 13.34Diameter: 1.98 TAM
Die JCF ist und bleibt für mich die Beste unter den heute hierzulande noch erhältlichen Neanderthals. Sie vereint die brachiale Wucht der HS mit den ultracremigen und süßen Noten, die bei der SPG, KGF und vor allem HN das Profil anführen. Und das bei dem besten PLV innerhalb dieser Serie. Eine meiner liebsten Zigarren.

Length: 12.07Diameter: 2.22 TAM
Die Gordito kommt in einem brachialen Robusto-Format mit der Neanderthal-Signatur Flat Cap daher, die RoMa Craft typisch stylischen Ringe sind sowohl mit der Texturprägung als auch mit dem Orange perfekt auf das dunkle, rotstichige Maduro des San Andres Deckblattes abgestimmt. Starke dicke Blattadern, helle Punkte, eine ordentliche Maserung vom Zahn und einige dunkel Flecken runden das rustikale Erscheinungsbild ab. Die Gordito ist brutal fest, fühlt sich rau und trocken an und hinterlässt dennoch ein öliges Gefühl auf den Fingern. Abgesehen von den Buckeln durch die Blattadern ist die KFG gleichmäßig ausgeführt und perfekt konstruiert. Kalt duftet sie kräftig nach süßem Leder, Erde und Tanne. Am Brandende kommen noch kräftigere Noten von Tanne durch, gepaart mit einer süßen Würze. Fährt man am Mundende nur leicht mit der Klinge an der Kappe entlang, kriegt man diese gelöst, ohne mehr von der Gordito abschneiden zu müssen. Der Kaltzug präsentiert dann kräftig süßlich-waldig-holzige Noten mit Erde und Leder. Dabei ist sie brachial und zugleich sehr süß – und ja, da sind sie, die milchig-süßen Zimt-Noten, mit denen mich die leider nicht mehr erhältliche HN direkt gekriegt hat, die mich an meine Kindheits-Frühstücks-Droge Cini Minis erinnern. Nach langwierigem Entfachen startet die KFG cremig-süß mit tannigen Noten und einem würzig-pfeffrigem Kick. Noten von anbrennender Zuckerwatte, Tanne, trockenem Leder, noch mehr Tanne und milchigen Cini-Minis kommen durch. Retronasal stehen dem scharfe Chili-Noten und mineralische Erde entgegen, röstig mit leichten, cremigen Zitrus-Noten. Im langen Abgang liegt eine leichte, cremige Säure, die mich entfernt an Big Mac Soße erinnert. Die KFG scheint mir die „leichteste“ Neanderthal zu sein, startet sie doch in allen Belangen mittelkräftig. Nun, so bleibt es nicht. Bei perfektem Zug und brutalstem Rauchvolumen – der Rauch hinterlässt ein cremig-süßes Mundgefühl – brennt sie sehr langsam und, wenn auch unproblematisch, ordentlich ungleichmäßig mit Hang zum Schiefbrand ab. Die fast weiße und vom Zahn gesprenkelte Asche ist fest, allerdings leicht flakig. Im zweiten Drittel medium+ in Stärke mit einem Körper, der irgendwo auf halber Strecke zwischen medium und voll liegen geblieben ist, werden die jetzt vollen Aromen nun trockener. Tannig-erdige Noten stehen mit schwerer Würze im Vordergrund, dagegen steht eine sirupartige Röstsüße. Die Noten von Zimt und – mangels eines anderen Wortes – Cerealien bleiben als Basis, mittelgründig. Retronasal findet sich mineralische Erde hinter Chili und Wasabi Schärfe. Im letzten Drittel liegt das Hauptaugenmerk des Profils auf „röstig-holzigem Vanilleeis mit Zimt und candied Bacon“. Dahinter liegen fleischige Noten und etwas, das mich an karamellisierte Zwiebeln erinnert. Eine süße Würze mit Chilis, Leder und schweren erdigen Noten bleibt lange im Abgang. Retronasal bleibt es metallisch-steinig mit Wasabi. Das Profil wird bei steigender Stärke (medium++) und vollem Körper gegen Ende zunehmend trockener, erdiger und holziger. Die Neanderthal KGF bietet einem für eine Stunde und 50 Minuten einen deftig-süßen, abwechslungsreichen und ungewöhnlichen Smoke, ohne wie die HS zu kantig zu sein. Klasse und smooth – wird dennoch von der heute noch erhältlichen JCF meines Erachtens komplett in den Schatten gestellt. Dazu empfehle ich einen Single Barrel Bourbon oder einen jungen Islay Single Malt.

Length: 19.05Diameter: 1.55 TAM
Auf der Hausmesse 2019 wurde bei dem Tasting mit Jeremy Casdagli die „Sabino“ derselben Linie verköstigt. Von dieser ist mir nur die leicht sahnige Karamell-Note in Erinnerung geblieben – und der Duft von Karamell mit Leder von dem laut Jeremy für diese Noten verantwortlichen Tabaks, von dem er zum „Beschnuppern“ ein Blatt herumreichte. Er sagte damals, dass in der „Cremello“ diese Aromen weit deutlicher sein würden – das musste ich dann natürlich ausprobieren. Schon visuell macht die DOTW Cremello viel her, die wie die Liga Unico L40 aus dem Hause Drew Estate fetter und länger wirkt als eine typische Lancero. Das winzige Zöpfchen am Mundende und der sehr dünne und galant designte Ring runden das Erscheinungsbild ab. Das ledrig-lehmige Colorado Deckblatt ist stark mit sehr feinen Venen geädert. Man fühlt und sieht ein wenig Zahn, doch ansonsten fühlt sie sich „unauffällig“ glatt, trocken und dennoch etwas seifig an. Die Lancero ist wirklich sehr gut konstruiert, sehr gleichmäßig und mit ordentlich Give. Kalt duftet sie, wenn auch sehr dezent, schon nach stalligem Karamell, am Brandende kommen etwas mehr Erde, Leder und eine feine Brotwürze hinzu. Der Anschnitt gestaltet sich etwas knifflig, da die Lancero recht weich ist; der Kaltzug dann unterstreicht den Kaltduft: etwas kräftigere Noten von Karamell und Laub lassen sich erahnen, dahinter etwas Leder. Die Erwartungen werden sukzessive hochgeschraubt – und mit dem ersten Zug schon erfüllt. Noten von trocken röstig-holzigem Karamell bestimmen das Profil, retronasal ebenfalls cremiges Karamell, kontrastiert mit einer leicht grasigen Schärfe. Langsam kommen Noten von kräftigem Kakao, leichte Gewürze und süßer Soja-Sauce auf, transportiert von einer hintergründigen, an Kokosnuss erinnernden, frischen Nuss-Note. Retronasal wird es zunehmend röstiger, die grasige Schärfe weicht Noten von Pfeffer. Den Bewertungen der anderen Formate dieser Linie konnte ich entnehmen, dass diese im Bereich mittelkräftig bis voll eingestuft wurden – das habe ich bei der Cremello (und aus der Erinnerung heraus bei der „Sabino“ ebenfalls) ganz anders erfahren. Die Lancero kommt mild+ in Sachen Stärke daher, mit einem medium- Körper und einen Ticken kräftigeren, klaren Aromen. Der dichte Rauch hinterlässt ein cremig-buttriges Mundgefühl, während der komplette Raum um mich herum einen süßen Duft von holzigem Karamell angenommen hat. Mit fast weißer, gleichmäßig hellgrauer und sehr fester Asche und bei gutem Zugwiderstand brennt die DOTW Cremello perfekt, jedoch etwas zügig ab. Im 2. Drittel wird das Profil holziger, grasiger, röstiger und würziger. Noten von röstigem Kaffee löst den milchschokoladigen Kakao ab und die Noten von Soja-Sauce werden deftiger, ohne dass die cremigen Karamell-Noten verloren. Auch die frischen Nuss-Noten werden vordergründiger, Vanille kommt hinzu. Retronasal wirkt das Profil eingebundener mit Noten von Holz, Leder und röstender Chili. Im zweiten Drittel ist die Cremello etwas stärker (mild++), der Körper kratzt noch immer an der Medium-Marke, aber die Aromen sind voll. Im letzten Drittel setzt der Trend, der sich bis hierhin abzeichnete, fort, bei steigender Röst-Karamell-Süße und zunehmendem Körper (medium). Retronasal kommt Vanillepfeffer hinzu. Noten von Holz, Leder und – jetzt klare – Kokosnuss werden immer vordergründiger. Hintergründig kommen Assoziationen von Minze hinzu. Nach rund 100 Minuten habe ich den letzten Zentimeter so erstaunt wie zufrieden dem Aschenbecher geopfert. Die DOTW Cremello ist herrlich raffiniert und bietet ein zwar lineares, dabei abwechslungsreiches und komplexes Raucherlebnis – und der Preis ist mehr als gerechtfertigt. In meinen Augen sollte man diese Lancero unbedingt probiert haben!

Length: 15.24Diameter: 2.06 TAM
Bei der AVO Unexpected Tour Regional Edition East sind genauso wie bei ihrer blauen Schwester West die Ringe cool und hip gestaltet, jedoch in ihrem Orange für meinen Geschmack farblich nicht so klasse und stimmig wie die der AVO Unexpected Tour Regional Edition West. Das Figurado-Format hingegen ist der absolute Brüller. Gut ausgeführt mit gleichmäßigem „Druckwiderstand“, egal, auf welchem Ringmaß man fühlt. Sie weist keinerlei spürbar unterfüllten Stellen auf. Das feste, elastische Deckblatt, das ein kristallin-öliges und ledriges Gefühl auf den Fingerspitzen zurück lässt, hingegen wirkt wie mit Gewalt um den Wickel geprügelt. Es hat etwas Rustikales mit dem offensichtlichem Netz unterschiedlich dicker, aber noch feiner Venen, der ordentlichen Maserung mit viel Mini Zahn und dem bisschen Haar. Einige dunkle Verfärbungen im den erdigen, hellen, sichtbar öligen Colorado und Falten im Deckblatt vervollständigen den rustikalen Touch. Dennoch ist auch hier wie bei der Schwester die Konstruktion top – auf den ersten Blick, doch dazu später mehr. Kalt duftet die AVO Unexpected Tour Regional Edition East recht kräftig mit Noten von kandiszuckersüßem Leder, Worchestershire-würziger Erde und etwas Kaffeesatz. Am Brandende finde ich auf den ersten Riecher wohl ob des geringen Durchmessers keinen Unterschied. Ein zweiter Riecher offenbart leicht verwirrende käsige Noten – und nein, ich habe die Zigarre nicht in der Zwischenzeit mit den Zehen gehalten. Nur ein winziges Stückchen Kappe abknipsen reicht vollkommen, um einen (im Kaltzug) perfekten Zug zu haben. Der Kaltzug entpuppt sich als leichter als der Kaltduft; zuckrige Erde und gezuckertes Leder kommen so gerade durch, eine leichte Pfefferschärfe bleibt auf Lippen und Zungenspitze zurück. Einmal und bei dem dünnen Brandende sehr schnell entfacht, beginnt die AVO Unexpected Tour Regional Edition East dann auch erstaunlich zurückhaltend, fast schon hohl mit Noten würziger Erde. Eine leichte Schärfe bleibt auf der Zunge. Retronasal hingegen ist mehr los mit milden, wärmenden Noten von Holz und etwas Kaffee, frisch gemahlen. Ist das volle Ringmaß erreicht, wird das Profil voller (medium- in Sachen Körper bei mild++ Stärke) und röstiger mit holzigen Noten und cremigem Karamell; letzteres ist so sahnig, dass es mich an Werthers Echte erinnert. Der zu Beginn sehr dünne Rauch ist nun überdurchschnittlich dicht mit cremig-buttriger Textur. Die Figurado brennt sehr gut ab, unauffällig und ohne einem allzu große Aufmerksamkeit abzuverlangen bei fast perfekter Brandlinie. Der im Kaltzug noch perfekte Zugwiderstand öffnet sich leider, sobald die Brandlinie das volle Ringmaß erreicht, auf etwas zu leicht. In der brüchigen, losen, dreckig hellgrauen Asche zeichnet sich jeder Zug mit einem klaren Ring ab. Im 2. Drittel so gerade mal medium- in Sachen Stärke mit medium Körper werden die Aromen dunkler und röstiger. Feine Noten von Holz und weiterhin wahnsinnig cremige Karamell-Noten mit eine leichten, süßen Worchestershire-Würze stehen im Vordergrund, dahinter und retronasal kommen Noten von Kaffee, Leder, Orangenzeste und etwas Gras hinzu. Die Pfefferschärfe ist komplett weg. Bis hierhin war die Konstruktion einfach top – doch bei einem Exemplar fand ich einen ordentlichen Fehler, der wohl beim Anbringen des Deckblattes unterlaufen sein muss, unter dem Hauptring versteckt. Das Deckblatt bei diesem Exemplar überlappte sich nur wenige Millimeter, wodurch sich hier exakt auf dem Buckel zum vollen Ringmaß der Figurado ein Loch zu finden war. Von da an entblätterte sich dieses Exemplar beim Rauchen, jedoch ohne negativen Einfluss auf den Geschmack. Im letzten Drittel wird die AVO Unexpected Tour Regional Edition East nicht stärker, der Körper jedoch etwas kräftiger (medium+) und die Aromen dunkler. Die holzigen Noten bekommen eine Qualität von schwelendem Holz, auch das Karamell wirkt angebrannter. Kaffee, etwas sandige Erde und Würze verdrängen die leichten Noten von Orangenzeste. Dezente Noten von Kakaopulver und Nuss halten die Süße aufrecht, verweilen im kurzen Abgang. Retronasal stehen Noten von Gras und gezuckerter Kaffee mit leichter Säure im Vordergrund. Gegen Ende des knapp zweistündigen Vergnügens wird alles noch einmal herrlich cremig. Die AVO Unexpected Tour Regional Edition East kommt etwas kräftiger daher als die AVO Unexpected Tour Regional Edition West, und obwohl ich persönlich eher auf kräftige Zigarren stehe, hat mir die West in ihrer Raffinesse doch mehr zugesagt. Dennoch: Empfehlung! Beide machen soviel Spaß, dass ich das PLV obwohl sie nicht gerade preisgünstig sind als sehr gut einstufen muss.

Length: 13.97Diameter: 2.10 TAM
Die AVO Unexpected Tour Regional Edition West ist visuell ganz großes Kino. Bei den abgesehen von dem Markenlogo modern und zurückgenommen desingten Ringen hat man farblich den Nagel auf den Kopf getroffen: das fast schon in den Augen stechende Blau lässt sie einerseits aus der Menge in jedem Humidor herausstechen und es passt auch noch hervorragend zu dem Deckblatt; hier wird durch Colorblocking alles zum Eye Candy. (Im weiteren werde ich jetzt versuchen, das Bullshitbingo des Sprechs der Modewelt zu unterlassen.) Das Torpedo-Format der AVO Unexpected Tour Regional Edition West zeigt direkt, dass man es hier mit einer Marke aus dem Hause Davidoff zu tun hat; es ist sehr gut ausgeführt und ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass diese Zigarre perfekt konstruiert ist. Sie liegt leicht in der Hand und hat einen beachtlichen, ja, schwammigen Give. Am Mundende hingegen ist sie knochenhart. Es fühlt sich ledrig und recht glatt an, das dezent ölige Deckblatt mit den wenigen, dünnen Venen. Das erdig wirkende und leicht rotstichige Milchschokoladen-Colorado schimmert leicht Orange im Sonnenlicht. Kalt duftet sie leicht stallig, leicht heuig, dabei zuckersüß und dunkel würzig. Am Brandende duftet sie ähnlich süß-würzig mit dezenten Noten von frisch gebackenem Bauernbrot. Sie lässt sich einfach anschneiden und nach einem Dickman Cut zeigt sie schon einen ordentlichen Airflow, der fühlbar nur durch das spitz zulaufende Mundende Widerstand erfährt. Auf der Hälfte zwischen Spitze und vollem Ringmaß gerade gecuttet wäre wahrscheinlich null Widerstand vorhanden. Der Kaltzug zeigt sich dann erstmal erstaunlich trocken mit zurückgenommenen Noten von Brot, nassem Gras und anröstendem Zucker. Eine leichte Würze und etwas (verschwindend gering) Lakritz zeigen sich dahinter. Einmal – und das sehr zügig – entfacht, startet die AVO Unexpected Tour Regional Edition West sehr mild und mild++ in Körper bei dezent erdig-grasig-würzigen Aromen. Das Profil wird zügig holziger und röstig süß wie von anbrennender Milch-Schokolade. Retronasal hingegen stehen süßlich-grasig-holzige Noten mit dezenter Schärfe weißen Pfeffers im Vordergrund, an der Nase kommen leicht metallisch-ledrige Noten hinzu. Eine tolle würzig-zuckrige Karamell-Röst-Süße bleibt cremig im Abgang. Alles an diesem Profil hat eine sehr interessante, "helle" Leichtigkeit. Bei fast gestochen scharfem, verzeihendem und gemütlichem Abbrand dampft die AVO Unexpected Tour Regional Edition West extrem. Der Rauch hat eine interessante erdig-zuckrig kaubare Textur. Die Asche ist im Kontrast zu der kompletten Torpedo erstaunlich unansehnlich mit einem dreckigen Hellgrau. Sie ist ziemlich flockig, aber fest, fällt per Drittel. Im zweiten dieser geht es ein wenig würziger zur Sache bei mild++ Stärke und medium- Körper. Die Aromen bekommen eine „dunklere“ Qualität und röstige Holz- und Karamell-Noten geben den Ton an. Noten von Leder, Laub und Brot liegen süßlich-cremig dahinter und an der Nase. Retronasal wird es grasiger und pfeffriger als zuvor. Hin und wieder kommen am Gaumen Röstnoten von karamellisiertem Fleisch auf. Die AVO Unexpected Tour Regional Edition West ist und bleibt top konstruiert – der recht luftigen Rollung wegen tendiert sie aber dazu, im Rauchverlauf sehr weich zu werden, hält aber die Form. Im letzten Drittel nicht spürbar stärker oder kräftiger bleibt das Profil röstig-holzig-süß mit BBQ-Assoziationen und Kaffeelikör. Frisch fruchtige Noten von Quitte und Orangenzeste kommen hinzu. Retronasal geben Leder und süßer Nussmus den Ton an, letzterer bekommt zunehmend Assoziationen von Nougat, fast schon wie Nutella. An der Nase umspielt Vanille die Orange. Dieser Flirt ist gemessen an dem gemütlichen Abbrand nach erstaunlich kurzen und kurzweiligen 80 Minuten mit erfrischend hellen und sommerlichen Aromen, die sich viel dunkler lesen als sie sich erleben lassen, schon vorbei und ich muss zugeben, ich hätte gerne mehr als nur zwei der AVO Unexpected Tour Regional Edition West gehabt. Wer noch welche davon finden kann, lasse bitte die Finger davon und sage mir Bescheid!

Length: 12.70Diameter: 1.98 TAM
Die Toros und Torpedos der La Gran Oferta haben mir bereits sehr gut gefallen, da musste ich auf der Suche nach einem kürzeren Smoke doch auch die Robusto mal probieren – doch mit gerade mal 10min kürzerer Rauchdauer als die Torpedos und somit einer längeren als bei den Toros qualifiziert sich die Robusto zumindest schonmal nicht als „kürzerer Smoke“. Das sehr gut ausgeführte Robusto-Format zeigt jedoch den Blend von einer anderen Seite. Die La Gran Oferta Robusto ist herrlich anzuschauen, auch wenn die Ringe nicht so wundervoll bekloppt überladen sind wie die der La Promesa. Die Robusto wirkt fest mit ordentlich Druckwiderstand, weist keinerlei unterfüllte oder weiche Stellen auf. Das ölig schimmernd glänzende, feste, rötliche Milchschokoladen-Maduro-Deckblatt fühlt sich ledrig, speckig, samten und ein bisschen pelzig an. Es ist sichtbar gesprenkelt von dunklem, fetten Zahn und geziert durch ein fühlbares Netz aus unterschiedlich festen, spürbaren Venen. Die La Gran Oferta Robusto ist schlichtweg sehr gut konstruiert. Kalt duftet sie süßlich stallig mit Noten von ledrigem Kaffeepulver und einer leicht grasigen Schärfe, am Fuß kommt eine parfümig-blumige Würze durch. Der Kaltzug präsentiert dann würzig holzige, ledrige und dunkel röstsüße Noten von Kaffee und etwas Lakritzähnlichem. Eine dezente Pfefferschärfe bleibt auf den Lippen. Nach recht langwierigem Entfachen – oder besser Flammannahmeverweigerung – startet die La Gran Oferta Robusto erstaunlich mild mit einem leicht über mittelkräftig einzustufendem Körper. Röstig-blumig-süße Noten von Beeren, Schokolade, Holz, würziger Melasse umspielen die Zunge, alles wahnsinnig sahnig. Etwas schwarzer Pfeffer bleibt im Abgang, ebenfalls sehr cremig. Retronasal stehen dem trockene Noten von Heu, Erde und Leder entgegen, mit einem leichten Chili- (Wasabi?) Kick im Nachgang. Hin und wieder kommen Assoziationen von angebrannter Zuckerwatte auf. Bei perfektem Zugwiderstand sowie gemächlichem und kerzengeradem Abbrand produziert die Robusto einen massiven, dichten Rauch mit zuerst sahniger Textur, die im Abgang leicht mundaustrocknend wirkt, wie zu süße Schokolade. Obwohl sie sehr brüchig aussieht, ist die fast weiße Flecktarn-Asche sehr stabil. Im zweiten Drittel mittelkräftig mit leicht überwiegendem Körper bestimmen nun Noten von Holz, kräftigem Espresso, feiner Erde, karamellisiertem Zucker und Noten gezuckerter Brombeeren das Profil, etwas trockener als zuvor. Kakao und eine Idee Oregano liegen dahinter, schwelendes Holz und ein leichter Pfeffer-Sting im Abgang. Retronasal treten ledrig-laubige Noten mit Vanillepfeffer in den Vordergrund, an der Nase würzige Melasse. Auch im letzten Drittel vollzieht das Profil „eine dramatische Wendung“. Noten von angebrannten, karamellisierten Nüssen und schwelendes Holz mit lehmiger Erde stehen nun im Vordergrund. Dahinter bleibt es melasse-süß mit Kirsch-Noten sowie würzig mit Oregano und lakritzähnlichen Anklängen. Retronasal setzt sich starker Kaffee durch, mit ledrig-laubigen Noten und holzig-trockenem schwarzem Pfeffer. Mittelkrätftig in der Stärke und irgendwo auf halber Strecke zwischen mittelkräftig und voll in Sachen Körper wird das Profil zunehmend dunkel-röstig-holzig und trocken mit scharfen Zimt-Noten. Dieser herrlich abwechslungsreiche und doch logische Aufbau im Profil, zusammen mit der langsamen, doch stetige Steigerung hat mir sehr viel Freude bereitet. Die La Gran Oferta weiß durch die Bank weg mit einer herrlichen Mischung aus süßen und herzhaften Aromen zu begeistern – aber das macht sie in meinen Augen im Format Torpedos am besten. Dennoch kann ich nur jedem ans Herz legen, die My Father La Gran Oferta Robusto unbedingt auszuprobieren!

Length: 11.43Diameter: 1.98 TAM
Obwohl es einfach viel zu viel ist und man so von der an sich sehr schönen Petite rein gar nichts mehr sieht – mir gefallen die MF Ringe. Aber das darunter versteckte Deckblatt ist noch um Längen schöner! Das Short Robusto -Format ist ebenfalls sehr ansehnlich. Es ist sehr fein gemasert von ordentlichem, großen Zahn und etwas Haar; wenige klare Blattadern geben dem ansonsten gleichmäßigem Colorado-Mandelbraun ein schönes Muster. Das Deckblatt ist rau und auf den Fingerspitzen nach dem Anblick trockener als erwartet. Die Petite ist leicht, klein und gibt auf Druck ein gutes Stück nach. Erst nach dem Entfernen der ganzen Ringe kann man die Unebenheiten und unterfüllten Stellen erfühlen. Die Schulnote für die Konstruktion dieses kleinen Wickels läge wohl bei befriedigend+, mit zugedrückten Augen vielleicht bei gut-. Kalt duftet sie nach würzigem Leder und gesalzenen Nüssen, dahinter finden sich leicht florale Noten und etwas weißer Pfeffer. Am Brandende duftet sie stalliger und würziger mit etwas Kaffee, einer ordentlichen Portion cremigem Kakaopulver und blumig-heuigen Noten. Wie durch Butter gleitet der Cutter durch das Deckblatt an der recht hastig montiert wirkenden Kappe. Der Kaltzug lässt dann süßlich-karamellisiert-würzige Noten erahnen, mit Erde, Leder und Kakaopulver – und wirkt direkt kräftiger als bei der Robusto Grande. Etwas Pfefferschärfe bleibt auf den Lippen zurück. Einmal und ziemlich zügig entfacht, ist die Petite sofort da, mittelkräftig mit leicht überwiegendem Körper. Geschmacklich geht es los mit einer interessanten Mischung aus cremigem Leder, Kakaopulver, fermentiertem schwarzen Pfeffer und eingelegten schwarzen Nüssen. Dahinter und im Abgang finden sich Kandissüße, viel Heu und etwas Jalapenoschärfe. Retronasal steht dem vor allem röstiger Kaffee mit Leder entgegen, transportiert von feinen Noten von Kakaopulver sowie leicht floralen Noten. Pfeffer fehlt hier erstaunlicherweise erstmal ganz. An der Nase liegt süße Vanille. Der Zugwiderstand ist wohl mehr der lockeren Rollung als dem kleinen Format wegen einen Ticken loser als perfekt, das Abbrandverhalten zeigt sich höchstwahrscheinlich auch der Konstruktion wegen recht zickig, mit etwas Schiefbrand, der jedoch ignoriert werden kann. Die Asche zeigt sich gleichmäßig hellgrau und fest, der Rauch hingegen ist völlig außer Kontrolle mit einer interessanten, mundausfüllenden sahnig-fetten Textur. Im 2. Drittel scheint mir das Profil etwas trockener und erdiger zu werden; dezent bittere Noten von Walnuss-Schale und cremige Holznoten kommen auf. Die Süße bekommt Röstnoten, die zusammen mit der Jalapenoschärfe jetzt den Abgang dominieren. An der Nase werden die Vanille-Noten zu süßem Holz, das wärmende Assoziationen weckt. Retronasal werden florale Noten präsenter. Das Abbrandverhalten ist nun leider nicht mehr zu ignorieren, hier muss das Feuerzeug zu mehrfacher Korrektur bereit gehalten werden. Im letzten Drittel setzt sich der Trend aus dem zweiten fort: die Walnuss-Schalen-Bitterkeit wird nochmal präsenter, mit Erde und Pfeffer. Dahinter bleibt, cremig, Kakaopulver mit cremigem Leder und reifem Laub. Retronasal kommen nun Noten von fermentiertem Pfeffer und angebratenen Jalapenos auf, mit einer Handvoll Kräutern im Nachgang. Leichte Fleischassoziationen bleiben im Abgang, wie Charred Steaks, dazu eine sehr leichte, dunkle Süße, wie die von rauchigen und torfigen Whiskys. Gegen Ende kommen ähnlich wie bei der Robusto Grande aus dieser Linie auch bei der Petite Noten von Kartoffelchips auf, jedoch mit mehr Wumms und mehr Paprika. Für mich ist dieses letzte Drittel klar das interessanteste an der Petite, auch wenn dieses Erlebnis begleitet wird von mehrfachem Nachfeuern. Ich glaube auch, dass dieses Nachfeuern ein wenig die Entwicklung der My Father La Promesa Petite gebremst hat, sie ist zwar etwas kräftiger geworden (medium+), Aromen und Körper jedoch traten in Intensität und Fülle auf der Stelle. Dennoch ist die Petite nach anderthalb Stunden Genuss trotz häufigem Nachfeuern und in dem Preissegment unverzeihlicher Schwächen in der Konstruktion für mich um Längen spannender und abwechslungsreicher als die Robusto Grande aus derselben Serie.


