Entwicklung der brasilianischen Zigarren in Deutschland
Ob Zauberfußball, farbenprächtiger Karneval oder die Naturparadiese des Amazonas – Brasilien steht für Lebendigkeit und Vielfalt. Die Wenigsten allerdings denken beim größten Land Südamerikas spontan an Zigarren. Doch das zu Unrecht, denn bereits in der frühen Kolonialzeit etablierten Siedler aus Europa hier den Anbau von Tabak.
Aber den hiesigen Markt erreichten lange Zeit zumeist günstige Zigarren aus maschineller Fertigung, und sie prägen bis heute das Image Brasiliens als Tabakproduzent. So kennt man aus Opas Zeiten lediglich die Unterscheidung zwischen Brasil und Sumatra, damals waren alle mehr oder weniger maschinell hergestellten Zigarren grundsätzlich in eine helle (Indonesien und Sumatra) und in eine dunkle Variante (Brasil oder auch Brazil) eingeteilt. Diese gibt es weiterhin, jedoch hat die handgemachte Longfillerzigarre aus der Karibik gegenüber den Shortfillerzigarren die Oberhand gewonnen. Dabei sind, seit die Longfillerzigarre, die per Hand aus ganzen Blättern gerollt wird, einen Aufschwung erlebt, hierzulande vermehrt auch brasilianische Serien dieser Machart im Handel und werden von den Aficionados zunehmend geschätzt. Als beliebteste Vertreter dieser Gattung sind die Alonso Menendez, Regalia Fina, Villiger do Brasil und Dona Flor zu nennen.
Das Hauptanbaugebiet liegt in der Região Nordeste, jener Spitze des Landes, die im Nordosten in den Atlantik ragt. Sie ist die Heimat von über einem Viertel der rund 200 Millionen Brasilianer und zugleich Schmelztiegel für die unterschiedlichen Kulturen einstiger Kolonialherren, ehemaliger afrikanischer Sklaven und indianischer Ureinwohner. All die verschiedenen Einflüsse, aus denen das moderne Brasilien entstand und die es bis heute prägen, befinden sich hier auf engem Raum in regem Austausch miteinander.
Bekannte Anbaugebiete von Tabak in Brasilien
Bekanntheit als Anbaustätte von Tabak erlangte vor allem die Stadt Arapiraca, inmitten des von Zuckerrohrplantagen dominierten Bundesstaat Alagoas, was ihr auch den Beinamen „município do fumo“ – „Stadt des Rauchs“ – einbrachte. Hierher stammen Deckblätter von hervorragender Qualität, die eine feine Struktur und leichte Würze besitzen. Kräftiger im Geschmack sind diejenigen aus der südlich von Alagoas gelegenen Provinz Bahia, darunter jene aus dem Gebiet Mata Fina. Diese dunklen, fast schwarzen Blätter mit ihrem öligen Glanz auf der Oberfläche sind besonders nachgefragt, denn sie genießen einen exzellenten Ruf und zählen zu den teuersten weltweit. Üppige Niederschläge, sandige Böden und eine mittlere Temperatur um 25 Grad Celsius bieten eine kaum zu übertreffende Grundlage für den Anbau von erstklassigem Tabak.
Neben seinem typisch würzig-süffigen Geschmack zeichnet sich brasilianischer Tabak auch durch Kombinationsfreude aus. Seine milde bis mittlere Stärke lässt ihn mit anderen Tabaken harmonisch zusammenwirken, ohne dass er selbst zu stark dominiert oder von den anderen überdeckt wird. Dabei besitzt er angenehm vollmundige Aromen von Erde und Holz, gepaart mit einer leicht süßen Note. Mit ihrem quasi „fetten“ Geschmack erobern sie langsam, aber sicher die Herzen der Aficionados und überzeugen sicherlich auch eingefleischte Raucher von Havannas aus Kuba.
Fazit zu Zigarren aus Brasilien
Liebhaber, die noch unter dem Einfluss alter Vorurteile stehen, sollten sich selbst ein aktuelles Bild machen. Mögen die kubanischen Schwestern mitunter kräftiger ausfallen, so überzeugen brasilianische Zigarren jedoch durch Komplexität und Volumen, was sich allmählich auch unter Freunden von Havannas herumspricht. Und so gibt es inzwischen einige Namen, die man kennen sollte. Wie etwa die Alonso Menendez oder die Villiger do Brasil – beides Zigarren, die ausschließlich brasilianische Tabake unter einem Mata-Fina-Deckblatt vereinen. Gleiches gilt auch für die Dona Flor Mata Fina, von der gleich mehrere Formate im Fachblatt „Cigar Aficionado“ hohe Bewertungen erzielten. Ein Beispiel für eine gelungene Melange hingegen bietet die Regalia Fina: Brasilianische Süße und kubanische Kraft erzeugen eine Komposition, welche die herausragenden Eigenschaften beider Länder wechselseitig verstärkt. Doch ganz gleich, ob als Puro oder Verschnitt – den Geschmacksreichtum Brasiliens sollte man unbedingt probiert haben.

