Schnupftabak statt Rauchen


Schnupftabak statt Rauchen

Neben Zigarren, Zigaretten oder dem Genuss einer Pfeife gibt es eine weitere Form des Tabakgenusses. Diese verweist gleichfalls auf eine jahrhundertealte Tradition und kann sowohl gegenüber der Umwelt als auch für die Mitmenschen Vorteile haben. Die Verwendung von Schnupftabak kommt nämlich ohne den als störend empfundenen Rauch aus. Allerdings sollte man berücksichtigen, wie sich die Schnupftabak-Nebenwirkungen auf die Gesundheit auswirken.

Schnupftabak – Die rauchfreie Alternative

Seit mehr als 500 Jahren ist diese Art des Tabakkonsums in unseren Breitengraden bekannt. Die tatsächliche Geschichte dieser rauchfreien Alternative ist vermutlich noch wesentlich älter. Im Gegensatz zu anderen Formen des Rauchgenusses wird der Tabak hier über die Nasenschleimhäute aufgenommen, wo auch das Nikotin seine Wirkung entfaltet. Um Schmerzen durch zu heftiges Einziehen zu vermeiden, sollte der Schnupftabak langsam und sorgfältig über die Nase konsumiert werden. Wie immer gilt: Genuss geht vor Geschwindigkeit.

Herkunft und Geschichte

Bereits am Ende des 15. Jahrhunderts wurde diese Form des Tabakgenusses in den Berichten des Mönches Romano Pane auf dem Gebiet der heutigen Dominikanischen Republik erwähnt. Im Jahr 1561 gelangte der Tabak nach Europa. Die erste europäische Manufaktur für Schnupftabak wurde 1677 gegründet: Die königliche Tabakfabrik in Sevilla wuchs schnell zu einem bedeutenden Industriefaktor heran und produzierte in ihren Spitzenzeiten Mitte des 19. Jahrhunderts bis zu 1000 Tonnen pro Jahr – ein Wert, den andere Kolonialwaren nicht einmal ansatzweise erreichten.

alt

In Deutschland wurde der Schnupftabak zunächst nur über Apotheken vertrieben, aber 1733 entstand auch hier die erste Schnupftabakfabrik, die „Fürstlich Isenburgsche privilegierte Schnupftabakfabrik“ in Offenbach. Das Unternehmen besteht bis heute.

Die Blütezeit des Schnupftabaks fand im Laufe des 19. Jahrhunderts durch den beginnenden Siegeszug der Rauchwaren ein Ende, vorrangig durch den Umstieg auf die Zigarette. Unter Tabakkennern jedoch behielt der Schnupftabak stets eine treue Fangemeinde. In den letzten Jahren ist zu beobachten, dass der rauchfreie Genuss wieder mehr Anhänger gewinnt. Dies ist sicher eine Folge der um sich greifenden Rauchverbote – aber auch ein Zeichen dafür, dass Genussfreudigkeit und die Aromenvielfalt des Tabaks immer ihren Platz finden.

Von Schmalzer bis Snuff

Ursprünglich wurde der Tabak zu großen und festen „Tabak-Karotten“ gewickelt, die ihrer prägnanten Form ihren Namen verdanken. Der Tabak wurde gesoßt, mit Aromen versehen und anschließend „kalt“ fermentiert. Die Lagerung betrug mehrere Jahre, manchmal bis zu zehn oder mehr. Anschließend wurde er zu Pulver verarbeitet. Tabak-Karotten gibt es bis heute, obwohl diese Methode kaum noch eine Rolle spielt.

Besonders in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz hat der „Schmalzer“ bis heute seinen festen Platz auf dem Schnupftabakmarkt. Der Tabak wird zu langen Strängen geflochten, den sogenannten „Manchotes“, und hauptsächlich aus Brasil-Tabaken hergestellt. Nach Abschluss des Reifeprozesses wird der Tabak mit Soßen versetzt und doppelt in Holzfässern fermentiert. Schmalzer zeichnen sich durch einen erdigen und würzigen Geschmack aus, der meistens ohne zusätzliche Aromastoffe auskommt.

Die heutzutage am weitesten verbreitete Art, Schnupftabak herzustellen, ist jedoch der „Snuff“. Ursprünglich reifte der Tabak auch hier in Holzfässern – ein Verfahren, das teilweise noch heute bei der Snuff-Herstellung angewandt wird. Für gewöhnlich setzt man beim Snuff auf ein schnelleres Verfahren: Der fermentierte Tabak wird zu Pulver oder Mehl verarbeitet und anschließend gesoßt. Die Lagerung beträgt nur noch einige Wochen, eine erneute Fermentierung wird also ausgelassen. Für die Herstellung von Snuff werden vornehmlich helle Virginia-Tabake verwendet, die nach Bedarf aromatisiert werden. Besonders beliebt sind Menthol-Aromen, aber auch Eukalyptus-, Frucht- und Kaffeearomen finden oft Verwendung.

Tabak zum Schnupfen – „richtig“ genießen

Eine „richtige“ Methode, um diese Art des Tabaks zu genießen, gibt es natürlich nicht. Im Laufe der Jahrhunderte wurden die kuriosesten Maschinen entwickelt, um den Tabak in die Nase zu befördern. Zeitweise erfreuten sich beispielsweise Tabakschleudern großer Beliebtheit. Wesentlich haben sich jedoch zwei Methoden durchgesetzt, die den größtmöglichen Tabakgenuss gewährleisten.

  • Vom Handrücken schnupfen:
    Am weitesten verbreitet ist, den Schnupftabak vom Handrücken zu schnupfen: Die linke Hand wird zur Faust geformt und ein kleiner Haufen Tabak auf dem Handrücken platziert. Dabei sollte die Oberfläche so gerade wie möglich gehalten werden, zum Beispiel durch Spreizen von Daumen und kleinem Finger. Anschließend wird der Handrücken direkt unter die Nase gehalten und der Schnupftabak langsam eingezogen. Die Geschwindigkeit ist entscheidend: Ein zu schnelles Einziehen kann die Nasenschleimhaut reizen und Niesreiz oder Brennen verursachen.

  • Über die Fingerspitzen schnupfen:
    Die zweite, ebenfalls beliebte Art, den Schnupftabak zu konsumieren, ist die „englische“. Sie wird über die Fingerspitzen vorgenommen. Die Tabakprise wird zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten und so direkt der Nase zugeführt. Auch hier sollte zu schnelles Ziehen und Hektik vermieden werden.

Schnupftabak und Zigaretten: Ist die Wirkung vergleichbar?

Ebenso wie in Zigaretten ist auch im Schnupftabak Nikotin enthalten. Eine Nikotinsucht durch den Konsum von Schnupftabak kann deshalb nicht ausgeschlossen werden. Ein weiterer Aspekt, der die Wirkung des Schnupftabaks mit der einer Zigarette vergleichbar macht, zeigt sich über die verstärkte Ausschüttung der Neurotransmitter Serotonin und Dopamin, die sich direkt auf das zentrale Nervensystem auswirken. Auch die Langzeitfolgen von Schnupftabak machen sich auf diese Weise bemerkbar. Durch den Weg über die Nasenschleimhaut gelangt das Nikotin in den Blutkreislauf und von dort in das Gehirn. In dieser Hinsicht ist die Wirkung von Schnupftabak mit der einer Zigarette vergleichbar.

Gesundheitsaspekt bei Schnupftabak

Schnupftabak zu konsumieren, hat im Vergleich zum Rauchen Vorteile. Einerseits bleiben die Mitmenschen von Rauch verschont, der Effekt des Passivrauchens entfällt. Auch der Schnupfer selbst ist beim Genuss keinen Verbrennungsprodukten wie Teer oder Benzol ausgesetzt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO bestätigt, dass allein durch den Konsum kein erhöhtes Krebsrisiko besteht. Gleichwohl sollte auch diese Form des Tabaks in Maßen genossen werden. Bei überhöhtem Konsum kann die Nasenschleimhaut das Nikotin nicht ausreichend aufnehmen, sodass es über Magen und Darm zu schnell in die Blutbahn gelangt und einen Nikotinschock auslösen kann. So heißt es auch hinsichtlich der Gesundheit: Schnupftabak ist wie jeder Tabak ein Genussmittel.

Warum Schnupftabak schädlich ist

Die folgenden drei Gründe sprechen dafür, dass Schnupftabak nicht ohne gesundheitliche Folgen ist:

  • Das im Schnupftabak enthaltene Nikotin wirkt direkt auf den Stoffwechsel des Gehirns ein, was zur Folge hat, dass sich schnell eine körperliche Abhängigkeit entwickeln kann.

  • Durch den Konsum von Schnupftabak wird die Nasenschleimhaut belastet. Ein längerer Konsum verstärkt die Langzeitfolgen für die Schleimhaut, sodass die Nase häufiger verstopft ist und sich leichter entzünden kann.

  • Mit dem Schnupftabak werden über die Nase auch giftige Chemikalien aufgenommen, darunter Schwermetalle, Kohlenwasserstoffe und Nitrosamine.


Tabaklexikon

Tabaco - Herkunft und Geschichte des Tabakkonsums Bietet Knaster eine Alternative zu Tabak? Die Wirkung von Nikotin - Glücksmomente für Raucher The Curly Cut: Explanation and Tips Drehtabak - das zeichnet ihn aus Sun-Cured-Tabak: der orientalisch süßliche Tabak Die Bedeutung des Tabakblatts für Zigarren und Tabakprodukte Tabakkäfer - Kampf gegen den Zigarrenfeind Tabakmarken Übersicht: Eine Reise durch die Welt des Tabaks Tabaksorten: Eine umfassende Übersicht Canuma Tabak: Deutschlands eigener Tabakgenuss Ihr Wegweiser durch den Nikotinflash – wertvolle Tipps Rancho Tabak - Feinschnitt Schnupftabak und seine Risiken Tabaco Tapado - Tabakpflanzen im Schatten Tabak anbauen & verarbeiten Tabakplantage: Die Wurzeln des Tabaks American Blend: Was steckt in der beliebtesten Tabakmischung der Welt? Ist Snus legal in Deutschland? Ein umfassender Überblick So funktioniert das Trocknen von Tabak Feinschnitttabak: Eine Einführung in die Welt des Selbstdrehens Die Wirkung von Kautabak Tabak selber anpflanzen - So funktioniert's Do It Yourself: Tabakherstellung Tabak richtig fermentieren Was ist nikotinfreier Tabak? Die Eigenschaften von Seco Tabak Tabaco Negro Cubano – kubanischer Schwarztabak Tabak aromatisieren – Zusätzlicher Geschmack Tabak Feucht Halten - Tipps und Tricks für den Erhalt der Tabakfrische Die Zigarrenherstellung in Kuba – Hingabe fürs Detail Tabaksteuer bei Zigarren – Wie hoch ist sie in Deutschland und wie wird sie berechnet? Feuerzeuge nachfüllen – alles, was Sie wissen müssen Helmut Schmidt - Schnupfen statt Rauchen Tabak fermentieren: Übersicht und Erfolgsfaktoren Pfeifenrauchen Zungenbrand - So können Sie ihn vermeiden oder behandeln Naturtabak ohne Zusatzstoffe: Definition, Merkmale und Marken Was bewirkt Nikotin im Körper? Eine umfassende Analyse