Erstellen Sie einen Personal Humidor und behalten Sie die Übersicht über Ihre bereits gerauchten Zigarren und Tabake!

Länge: 12.70Durchmesser: 1.98 TAM
Die Natural Born Killer Lizard King aus dem Hause BLTC kommt in einem gut konstruierten boxpressed-Format als herrliche Barber-Pole daher. Der ecuadorianische Habano Oscuro Decker mit den Rojiso-Deckblatt-„Kontraststreifen“ und dem geschlossenen Rojiso-Brandende machen echt was her – wie Erdnussbutter-Swirls in Schokoladen-Eis. Und es ist nicht nur der Optik willen! Der Ring, der diese sogenannte 5x50 „Corona“ ziert, ist ein kleines (Street-Art-)Kunstwerk für sich, wie bei allen Linien der BLTS/BLK WKS. Was auf den ersten Blick rustikal wirkt, entpuppt sich dann zwar als fett und ölig, aber mit wenig Zahn und gefühlt noch weniger Venen. Sie hat einen überwältigenden Kaltgeruch, Waldbodenassoziationen mit nassem Laub und Tannenholz kommen auf, dazu (alte) Milchschokolade. Nach problemlosen Anschnitt wirkt im Kaltzug der Zugwiderstand erstmal ob des geschlossenen Fußes recht fest und – mit einer leichten Verschiebung zugunsten der Schokoladen-Noten – bestätigt den Kaltduft. Noten von Kakaopulver und „spicy“ Leder kommen hinzu. Das Entfachen gestaltet sich dank des geschlossenen Fußes recht simpel. Die NBK Lizard King feuert ab dem ersten Zug aus allen Zylindern. Mit extremem Rauch und einem perfekten Zugwiderstand haut sie einem vor allem Noten von schwelender Tanne und bitterer Schokolade, dahinter Waldbodenassoziationen, „spicy“ Leder und Kakaopulver. Retronasal beißt einen Pfeffer und Chili, doch wenn das abflacht, bleibt süßes Kakaopulver zurück. Das Abbrandverhalten ist dem sehr jungen Tabak und den fetten, öligen Deckblättern geschuldet extrem wellig, aber selbstregulierend. Die Asche zeigt sich gleichmäßig hell, allerdings sehr flakig und lose. Im 2. Drittel wartet sie mit Noten von Milchschokolade, etwas Nougat, Erde und Kaffee auf, dahinter weiterhin diese Waldbodenassoziationen und Leder. Cremige Vanille-Noten kommen auf und stellen sich den sonst eher trockenen Aromen entgegen. Retronasal bleibt alles wie gehabt, wobei mir die Schärfe ein wenig bissiger vorkommt. Im letzten Drittel bleibt es schokoladig mit schwelenden Tannennoten und schärfer werdenden Leder-Noten. Retronasal hingegen geht der „Biss“ zurück und die Kakaopulver-Noten können sich durchsetzen. Dunkle Schokolade, süßes Kakaopulver und schwelendes Holz dominieren den langen Abgang. Die NBK Lizard King ist nichts für einen leeren Magen und wartet mit spürbar viel Nikotin auf – dennoch ist sie wie schon die Green Hornet für mich eine der mit Abstand besten Entdeckungen 2019 und ein Stick, den ich bis auf den allerletzten Zentimeter runterrauchen kann. Ich kann sogar nicht anders, sie gefällt mir trotz der Nikotinwucht so gut, dass ich mir nach 2 Stunden Rauchvergnügens am liebsten direkt die nächste anstecken würde. Ja, aber der stolze Preis – der ist in meinen Augen absolut gerechtfertigt!

Länge: 12.70Durchmesser: 1.91 TAM
Die Woermann Cigars Dominican Bundles Robusto kommt mit einem sehr schlichten, altbackenen Ring auf einem gleichmäßigen, feinen, senfgelben Claro-Deckblatt daher. Das Deckblatt wirkt trocken und glatt, aber elastisch, hat ein wenig Haar. Sie wirkt wertig und gleichmäßig konstruiert, ist dabei aber brutal fest. Auf Druck nachgeben? Nicht mit ihr! Kalt duftet sie unauffällig süßlich holzig mit Noten von Kandiszucker. Nach dem Anschnitt ist am Mundende erstmal ein kleiner Tabak-Fussel-Flashmob, doch hat man diesen beseitigt, zeigt die Robusto sich im Kaltzug dezent floral, süß, holzig und etwas parfümig. Leicht bittere Noten liegen im Abgang. Das Entfachen gestaltet sich langwierig – und dabei ist Vorsicht geboten, anders als die Einlage liebt das Deckblatt Feuer! Die Woermann Cigars Dominican Bundles Robusto startet mild, milder, am mildesten mit cremig süßen Noten von Milch (Kaffeesahne?) und Butterkeksen. Retronasal stehen dem florale und dezent würzige Noten entgegen. Der zuerst brutal feste Zugwiderstand lockert im Rauchverlauf langsam auf. Bei gleichmäßig hellgrauer und recht fester Asche und fettem Rauch brennt diese Robusto wirklich beispielhaft und kerzengerade ab, wird nie heiß und neigt auch nicht zum Ausgehen. Im zweiten Drittel wird sie zwar langsam würziger mit holzigen und dezent röstigen Noten, bleibt aber sehr linear, ohne die Süße und die an die ölige Konsistenz von Kaffeesahne erinnernde Cremigkeit zu verlieren. Retronasal kommen hintergründig grasige Noten auf, ohne zu überlagern oder störend zu wirken. Ab der Hälfte überholt die Stärke ein kleines bisschen die sehr milden Aromen und den Körper. Auch im letzten Drittel sind wenig Veränderungen zu verzeichnen. Holzige Noten werden vordergründiger, sie verliert ein wenig an Cremigkeit und der Abgang wird etwas trockener und leicht bitter. Nach einer Stunde und 20 Minuten ist diese kleine Freude vorbei. Bei dem PLV kann und darf man nicht meckern. Diese Robusto bietet genau das, was man zu erwarten hat, allerdings mit einem Twist: die Süße von Butterkeksen und die an die ölige Konsistenz von Kaffeesahne erinnernde Cremigkeit ist für mich einmalig.

Länge: 13.34Durchmesser: 1.98 TAM
Die Ann Eks X Gerda Robusto kommt unauffällig daher mit einem Ring, der durch seine Schlichtheit besticht. Trotz ihrer vielen Dellen und Kurven wirkt sie fest und alles andere als unterfüttert; Das gleichmäßig dunkelbraune Deckblatt irgendwo zwischen Colorado und Colorado Maduro fühlt sich leicht rau, etwas trocken und dennoch ölig an. Es weist sichtbaren Zahn und kristallin wirkendes Haar auf, ist durchzogen von klaren, prominenten Blattadern, kurz: fett, fest und rustikal. Konstruktion ist gut. Kalt duftet die Robusto ledrig-erdig mit Kaffee- und Vanille-Noten, süßlich-herb, am Brandende stechen Noten von Erde und Worchestershire-Würze hervor. Der Kaltzug ist etwas zurückhaltender als der Duft mit Worchestershire-Würze, Leder und saurer Erde vor röstigem Kaffee. Nach erstaunlich langwierigem Entfachen beginnt sie mild++ mit leicht überwiegendem Körper. Aromatisch zeigt sie sich trocken erdig-holzig-pfeffrig mit Worchestershire-Würze, etwas Leder und Salz auf den Lippen. Sie hat einen langen, holzig-wärmenden Abgang, retronasal viel Creme und Pfeffer. Nach dem ersten kleinen Tritt wird et Gerda herrlich eingebunden und cremig; Nussmus, Würze und Leder geben jetzt den Ton an. Retronasal geht der Pfeffer zugunsten von Erd-Noten zurück. Sie könnte etwas süßer sein. Bei durchschnittlichem Rauchvolumen und perfektem Zugwiderstand tunnelt sie leider im ersten Drittel, nach einmaligem Nachfeuern dann brennt sie jedoch zwar wellig, aber unproblematisch ab. Die Asche ist lose und hat ein dreckiges, dunkles Grau. Im 2. Drittel ist sie endlich da, die Süße! Kandiszucker und Nuss stehen nun im Vordergrund, dahinter viel Erde, etwas Leder, etwas Kaffee und ein wenig Vanille. Retronasal mehr Erde und Nuss, bei weit weniger Pfeffer. Der Abgang bleibt lange, holzig-wärmend. Bis hierher in allen Belangen medium, wird sie im letzten Drittel einen Ticken kräftiger – und dabei süßer und ledriger mit Worchestershire-Würze. Retronasal Erde und wieder weit mehr Pfeffer. Es ist ein bisschen, wie als wäre et Gerda wieder am Anfang ankommen. Leicht heuig-grasige Noten kommen hintergründig auf. Dabei raucht sie sich fast zwei Stunden – ein erstaunlich guter Smoke zu einem großartigen PLV!

Länge: 12.70Durchmesser: 2.06 TAM
Die „technischen Daten“ in den Infos und Fakten zu dieser Robusto, die ich von der diesjährigen Hausmesse mitgenommen habe, stimmen überein, der herrlich hässliche und old school überbordende Ring nicht. Die Robusto mit dem rostichigen Maduro Deckblatt gibt auf Druck ordentlich nach, dennoch weist sie keine unterfüllten, weichen Stellen auf und liegt schwer in der Hand. Sie ist leicht boxpressed, doch das wirkt mir unbeabsichtigt. Das glatte, ölige Deckblatt ist erstaunlich fein geädert mit vielen Sprenklern und mehr sicht- als fühlbaren Zahn. Sie duftet wirklich appetitanregend, mit Noten von würziger Schokolade, Beeren und Espresso. Am Brandende zeigt sie mehr dunkle Schokolade und Würze, darunter etwas Holz und, etwas off, Paprika-Assoziationen. Die Paprikanoten finden sich im Kaltzug dann zum Glück schon nicht mehr wieder, hier überwiegen herbe Schokolade, Erde, Würze und etwas Lakritz. Dezent Pfeffer und etwas Salz bleiben auf den Lippen zurück. Der Zugwiderstand ist zu Beginn ordentlich fest – doch das wird sich im Verlauf des ersten Drittels lösen. Ab dem ersten Zug ist die Blanco Nine Robusto mittelkräftig (medium-) mit einem smooth schokoladig-cremigen Aromenprofil. Dahinter röstige Aromen von Kaffeebohnen, Leder und eine extreme, dunkle Süße. Ganz dezent liegen Holz, Erde und süße Würze kommen und gehen Zug um Zug. Retronasal zeigt sie sich nussig-erdig. Nirgends ist Pfeffer, dafür salzige Qualitäten im Abgang. Gegen Ende des ersten Drittels kommen Assoziationen von Brownies auf. Nirgends Pfeffer. Herrlich. Zu Beginn war der Rauch noch etwas dünn, aber jetzt ist er voll mit einer immens cremiger Textur. Die Konstruktion dieser Robusto erweist sich als makellos, sie brennt zwar etwas wellig, dafür aber auch sehr gemächlich ab, ohne dass sie irgendwelche Korrekturen braucht. Die fast weiße Asche kontrastiert sehr schön die dunkle Farbe des Deckblattes. Im 2. Drittel wird der Körper voller (medium+) und das Aromenprofil würziger, dabei aber auch smoother. Die Brownie-Assoziationen bleiben, verbunden mit einer sirupartigen Röstsüße. Retronasal wird mineralische Erde präsenter. Die Blanco Nine Robusto hat einen sehr linearen Rauchverlauf, aber dramatische Veränderungen im Profil möchte ich hier auch einfach gar nicht haben. Sie ist einfach lecker. Im letzten Drittel wird auch im Mundraum die mineralische Erde mit holzigen Noten und röstig-deftiger Würze präsenter, dahinter und retronasal bleiben smooth die Brownie-Assoziationen und die sirupartige Röstsüße (zusammen mit Noten von Nuss). Auf die letzten Zentimeter kommen Zimt-Noten auf. Diese Robusto ist ein herrliches Dessert zum Rauchen – und bei dem für das Gebotene aufgerufenen Preis in meinen Augen ein absoluter PLV-Kracher!

Länge: 12.38Durchmesser: 1.98 TAM
Die CAO Nicaragua Tipitapa kommt mit einem herrlich hässlichen Ring dher. Die Farben sind hell und auf die Fresse, die Gestaltung markentypisch ein bisschen daneben, wahrscheinlich nicht umsonst haben die in meinen Augen ansehnlichsten CAO gar keinen Ring, zumindest keinen herkömmlichen. Das von sehr prominenten Blattadern durchzogene, leicht raue und etwas ölige Colorado-Rosado-Deckblatt hat einige Fehlfarben und dunkle Sprenkler (Zahn). Sie liegt schwer in der Hand, ist fest wie Stein, uneben gerollt und die Kappe wirkt wie im Vorbeigehen aufgeworfen. Wirkt hastig gewickelt, aber der Schein trügt: diese herkömmliche Robusto ist richtig gut konstruiert. Kalt duftet sie mittelkräftig nach Stall, nassem Leder und etwas sandiger Erde, dahinter findet sich eine leichte Würze und etwas Pfeffer. Nach völlig problemlosen Anschnitt legt der Kaltzug mit Noten von Leder, Erde, etwas Nuss, Worchestershire-Würze und eine Idee süßer Rosinen noch einen oben drauf. Einmal und zügig entfacht startet die Tipitapa in allen Belangen mittelkräftig+ mit viel Erde und dunklen, getrockneten Früchten vor Pfefferschärfe und Worchestershire-Würze. Pfeffer und sandige Erde im Abgang. Holz und nussige Süße an der Nase. Retronasal Erde, Zitrusnoten, Brombeere und mehr Erde hinter einem ordentlichen „ZING!“ aus viel Pfeffer und Senf. Röstsüße und nussige Noten stellen sich schnell zu der Erde in den Vordergrund. Aromatisch ist die Tipitapa sehr rund, dabei interessant sperrig. Bei durch die Bank weg welligem, aber unproblematischem Abbrand, ordentlicher Rauchentwicklung und optimalem Zugwiderstand wird das 2. Drittel eingebundener, ohne den sperrigen Mix aus Erde mit mineralischer Säure und süßen, gerösteten Nüssen zu verlieren. Dahinter zeigen sich Noten dunkler Früchte und etwas Würze. Der Retrohale wird dominiert von viel Pfeffer, dahinter kommen hin und wieder Brombeere, eine Idee Pflaume und etwas Leder auf. Sie wird nicht wirklich stärker, aber der Körper nimmt zu und die Aromen sind voll. Im letzten Drittel wird es nochmal süßer ohne dass die erdigen Noten verdrängt werden. Die Ledernoten werden präsenter, der Abgang wird herbaler mit etwas Gras und feiner Würze, retronasal gibt’s weiterhin viel Pfeffer. Nach einer Stunde und 18 Minuten purem Rauchvergnügens bleibt mein einziger Kritikpunkt die fast schneeweiße Asche – denn diese ist brutal lose und flakig. Die Tipitapa ist eine absolute Spice Bomb! – die ich jedem Fan pfeffriger Aromen hiermit ans Herz legen möchte. Wem Pfeffer nicht so liegt: dennoch probieren, ohne retrohale. Man gucke sich auf jeden Fall die Innenseite des Ringes an!

Länge: 15.24Durchmesser: 1.91 TAM
Bei manchen Zigarren frage ich mich doch, wie ich sie aus den Augen verlieren konnte, obwohl ich sie so gerne geraucht habe. Die New World Puro Especial ist eine davon. Allein optisch gefällt sie mir, die beiden Ringe sind schön Old School und klasse, auch wenn sie farblich sowie in den gewählten Schriftarten doch einige Unstimmigkeiten haben. Dennoch heben sie sich schön von dem dunklen, grob geäderten Decker ab, dessen Säume offensichtlicher als die Blattadern sind. Das Deckblatt an sich ist auch eine kleine Augenweide, es zeigt viel Zahn, der sich tlw. auch nochmal dunkler als das Ebenholz-Maduro von diesem absetzt. Dazu ist es gesprenkelt, ja, wie marmoriert mit dunkleren Punkten und Flecken. Sie fühlt sich fest, gleichmäßig, rau (viel Zahn), etwas ölig und herrlich konstruiert an und das schlanke Format wirkt weit eleganter als die Robusto. Kalt duftet sie wie ein stark gezuckerter Kaffee, dahinter kommen kräftige Noten von Leder und Erde durch, am Fuß zeigt sie sich würzig-ledrig-erdig mit frischen, minzigen Noten und Pfeffer. Nach bis auf ein paar wenige Tabakfussel unauffälligem Anschnitt ist der Kaltzug etwas verwirrend, weil die starke Zuckersüße erstmal komplett ausbleibt und in erster Linie mineralische Erde mit Pfeffer und ein paar Kaffeebohnen zu erschmecken sind. Eine ordentliche Portion Pfefferschärfe bleibt auf den Lippen. Zügig entfacht legt sie wie ihre dicke Schwester mit einem Pepper Blast, der mir jedoch weniger heftig als bei der Robusto erscheint, und süßen Röstaromen los. Die mineralisch-erdigen Noten stellen sich recht zeitig mit der – da ist sie endlich wieder – Süße stark gezuckerten Kaffees (fast wie der kernig-zuckrige Bodensatz) in den Vordergrund, vor einer tollen Melange der Noten des Kaltduftes. Spätestens jetzt ist klar: die Short Churchill ist viel süßer als die Robusto der Linie, wie diese mittelkräftig in Sachen Stärke, jedoch mit einem Körper und Aromen, die viel präsenter, ja bereits zu Beginn auf halber Strecke zwischen mittelkräftig und voll liegen. Retronasal zeigt sie vor allem Noten von Leder und Kaffeebohnen mit viel Pfeffer und Chili, dahinter eine Idee Nuss. Anfangs etwas wellig, reguliert sich der Abbrand aber sehr schnell und bleibt dann gestochen scharf und herrlich gemütlich bei schneeweißer und recht fester Asche, an der man anhand klarer Linien sehr genau sehen kann, wann man abaschen sollte. Die buttrige Textur des recht dichten Rauches entschädigt auch für den einen Ticken zu losen Zugwiderstand. Das 2. Drittel präsentiert sich cremiger und eingebundener, bei jetzt vollen Aromen und vollem Körper. Die Süße wird sirupartig, erinnert mich jetzt mehr an Kaluha. Dazu werden die erdigen Noten salziger und auch der Abgang wird salziger mit präsenten Holz-/Fass-Noten. Retronasal kommt die New World Puro Especial Short Churchill hier weniger scharf daher, aber dennoch würzig genug mit Noten von Chili, um dem Profil ordentlich Komplexität zu geben. Im letzten Drittel legt die Short Churchill nochmal eine Schippe Erde drauf; schwelendes Holz kommt in den Vordergrund. Sie wird trockener, verliert etwas von ihrer Cremigkeit, ohne jedoch die Süße zu verlieren, und im gleichen Atemzug – hahaha, Wortwitz – zeigt sie sich auch in Sachen Stärke voller als zuvor. Retronasal kommen hinter den Chilli-Noten Ideen von Schwarzbrot auf. Nach weit über anderthalb Stunden puren Genusses kann ich nur sagen, dass die New World Puro Especial Short Churchill für mich definitiv die beste „New World“ von AJF ist – vor allem in diesem Format!

Länge: 15.24Durchmesser: 2.06 TAM
Die Pinolero Toro kommt gut ausgeführt mit niedlichem Pig Tail und herrlich buntem Ring mit vielen kleinen Gimmicks daher, der mich an die alten Hergé-Comics erinnert. Sie ist etwas spongy, aber gleichmäßig, der laubfarbene Colorado-Decker hat nicht eine einzige Verfärbung, ganz leichtes Haar und fühlt sich an wie meine alte Lederjacke. Die Toro wirkt glatt und kaum ölig - das ist wohl alles in dem über die Jahre der Lagerung tiefbraun gewordenem Cellophan gelandet. Kalt duftet sie erstaunlich unauffällig mit süßem Leder und etwas Holz. Am Fuß hingegen ist sie kräftig stallig-tabakig mit Würze und Laub und viel Pfefferschärfe, fast senf-ähnlich. Das findet sich auch so im Kaltzug wieder, jedoch süßer mit Noten von Nuss. Einmal und zügig entfacht startet die Pinolero Toro süßlich-erdig-ledrig mit Nuss-Assoziationen und zurückhaltendem Pepper Blast. Schnell wird sie süßer und sehr cremig. Retronasal zeigt sich süßes Karamell mit, sehr dezent, Gras, jedoch ohne Pfeffer. Salzig-bittere Röstnoten liegen im Abgang. Langsam kommen erfrischende Zitrusnoten auf, besonders retronasal. Die Asche präsentiert sich fest und fast weiß, hält zumindest das erste Drittel. Im 2. Drittel bleibt die Toro angenehm cremig mit holzig-ledrig-erdigen Noten, einer tollen Karamellsüße und etwas Popcorn. Retronasal stehen Noten von geröstetem Karamell und Nuss vor leichten Zitrusnoten und etwas Pfeffer im Finish. Der Abgang ist recht kurz und süßlich-holzig. Bei ordentlicher Rauchentwicklung, perfektem Zugwiderstand und leicht welligem, aber unauffälligem Abbrand ist die Pinolero Toro in allen belangen ab dem ersten Zug mittelkräftig und geht von dort aus nirgends hin. Im letzten Drittel übernehmen Holz, Karamell und grasige Noten das eingebunden cremige Profil. Retronasal stehen jetzt Gras mit Karamellsüße und Pfeffer im Vordergrund. Popcorn und Leder finden sich an der Nase, die Zitrusnoten liegen im nun längeren Abgang. Die Pinolero ist erfrischend und komplex, dabei - in diesem Fall zum Glück – über den über anderthalbstündigen Rauchverlauf recht eindimensional. Zu dem reduzierten Preis von 7,40 unbedingt empfehlenswert.

Länge: 15.56Durchmesser: 2.06 TAM
Wie die komplette Linie Le Bijou 1922 kommt auch die boxpressed Torpedo mit viel zu vielen viel zu großen, überbordenden Banderolen daher. Unstimmig sind sie nicht, man hat viel und das lange zu betrachten und besonders das Orange des Fußbandes passt durch den starken Kontrast hervorragend zu dem dunklen Maduro/Oscuro-Ton des Deckblattes. Das abgerundete boxpress-Torpedo-Format mit der langgezogenen Spitze und dem dezenten Give macht richtig viel her, ebenso das schier makellose, fette und rustikale Deckblatt mit dem leichten Schmirgel und dem öligen Gefühl, dass es auf den Fingern hinterlässt. Die Torpedo ist, gelinde gesagt, sehr wertig konstruiert. Kalt duftet sie einzigartig kräftig nach süßer dunkler Schokolade, Kaffee und Leder, viel Leder. Dahinter liegt eine dezente, leicht bittere Minz-Note. Nach sehr simplen Dickman Cut merkt man schon im Kaltzug einen perfekten Zugwiderstand, dazu bestätigt sich der Kaltduft, jedoch gepaart mit Erd-Noten, wodurch sie richtig deftig wirkt. Sie hinterlässt Salz auf den Lippen. Einmal – und zügig – entfacht, startet die MF Le Bijou Torpedo kräftig mit präsenten Noten von Holz, Erde und Pfeffer direkt auf die Fresse. Dahinter liegen dezente Noten von Gewürzen und etwas Nussmuß. An der Nase liegt vor allem Leder und retronasal gibt’s alle Sorten Pfeffer. Langsam geht der erste Blast zurück und dunkle, trockene – und hin und wieder sehr süße, fast sirupartige – Noten von Espresso, Kakaobohnen und Nüssen werden präsenter. Dazu Noten von Trockenfrüchten und viel Leder. Leder, schwelendes Holz und viel Pfeffer im Abgang. Sie brennt wirklich beispielhaft ab, mit herrlicher, fester Asche in einem ebenmäßigen hellen Grau, direkt an der Grenze zu Schneeweiß. Sie qualmt wie ein Kühlturm. Sie legt direkt auf halber Strecke zwischen mittelkräftig und kräftig los, mit vollem Körper. Im zweiten Drittel erschmecke ich vor allem karamellisiertes Leder mit erdigen Nuancen, süßem Espresso und etwas Kakaopulver hinter viel dunkler Trockenfrucht. Dahinter sind leichte Minz-Noten zu erahnen, viel Erde mit schwelendem Holz, Pfeffer und etwas Nuss machen den langen Abgang aus. An der Nase zeigen sich Leder, Popcorn, Nussmuß und Erde, retronasal kommen Pfeffer und Chili auf, die das ganze schön abrunden. Es fühlt sich an, wie als würden Salz- und Zuckerflocken auf den Lippen zurück bleiben. Im letzten Drittel präsentiert sich die MF Le Bijou 1922 Torpedo boxpressed aromatisch kräftiger, aber auch etwas eindimensionaler mit Holz, Leder, Erde und dahinter nussiger Röstsüße. Retronasal gibt’s viel Pfeffer und Erde, an der Nase kommen Leder und dezente Minz-Noten hinzu. Erde, Gewürze und viel Pfeffer dominieren jetzt den langen Abgang. Die Röstnoten werden immer stärker, fast etwas wie schwelende Kohlen, verbinden sich interessant mit stärker werdenden, frischen Minze-Noten. Seltsam, aber interessant, kurz: einzigartig. Gegen Ende schleicht sich leider diese "frische Bitternote" ein, die für so viele MFs typisch ist, und zeigen einen, dass man nach knapp zwei Stunden nun auch langsam mal den Deckel draufmachen kann. Die Le Bijou 1922 Serie ist definitiv eine meiner liebsten MF’s, wenn nicht sogar mein absoluter Favorit. Für meinen Geschmack – ja, einen Minuspunkt habe ich – transportiert die Petit Robusto jedoch die Aromen der Le Bijou am besten und knackigsten.

Länge: 15.24Durchmesser: 2.14 TAM
Die feste, schwere und makellos gerollt wirkende PDR 1975 Gran Reserva Maduro Grand Toro kommt farblich stilsicher danebengegriffen daher. Das Re-Branding von PDR ist herrlich überbordend und hässlich, mit überzogen auffälligen Farben auf viel zu großen Banderolen; dazu kommt, dass die untere Hälfte der Grand Toro leider von einem ordentlich fest verklebten Papierchen mit Firmenlogo verdeckt wird. Leider, denn einmal entfernt, darf man das wirklich schöne San-Andrés-Maduro-Deckblatt bewundern. Und dieses Deckblatt macht wirklich was her. Es ist sehr rau mit ordentlich Zahn und dezent ölig; mit zwar prominenten, aber dünnen Blattadern, von denen ein offensichtliches Netz feinster Venen abgeht; das recht matte und nur leicht ölige Maduro ist abgesehen von besagten Venchen gleichmäßig, schimmert im Sonnenlicht leicht rötlich. Kalt duftet sie stark nach Tanne, noch dampfenden Schwarzteeblättern und etwas Leder; am Fuß erschnuppere ich mehr Tee mit blumigen und dezent stalligen Noten. Vom Kaltduft her erinnert mich die 1975 Gran Reserva Maduro stark an die Viaje Skull & Bones, die ja im selben Hause gefertigt wird. Der Anschnitt ist herrlich – den Doppelklingen-Cutter gerade angesetzt, leichten Druck ausgeübt und schon springt die Kappe ab. Der Kaltzug bestätigt dann den Duft mit Noten von Tee, Tee, Tee, Tanne und etwas Leder, dahinter Anklänge von braunen Zuckerkörnern und frische Minze im Abgang. Gierig nimmt die Grand Toro die Flammen an. Aromatisch geht es erstmal blumig-ledrig los, mit einem etwas mehr als mittelkräftigen Körper, wobei sie in Sachen Stärke knapp unter der Mittelmarke los legt. Langsam baut sich eine zuckrige Süße auf, gefolgt von Leder und Mandeln; an der Nase zeigen sich vor allem Tannenholz, Leder und etwas Zucker, retronasal ist es röstiger mit schwelender Tanne und noch dampfenden Schwarzteeblättern. Der Abgang ähnelt dem Retrohale, dazu kommt hier mineralische Erde, die zu Beginn etwas off wirkt. Nach einem Zentimeter verschwindet die Fehlnote, dabei wird die Grand Toro süßer mit nun vordergründigeren Röstnoten, wie als würde man zwischen Grill und Zuckerwatte-Büdchen stehen. Bei für mich perfektem Zugwiderstand und leicht welligem Abbrand ist der fast kaubar cremige (Zuckerwatte-)Rauch vom ersten Zug an außer Kontrolle. Die Asche ist sehr fest, marmoriert und zwar noch fast weiß, aber etwas dunkler als bei San Andrés Maduro gewohnt. In Sachen Stärke ändert sich im zweiten Drittel nicht viel, der Körper hingegen wird voller, ich würde ihn jetzt bei „auf halber Strecken zwischen mittelkräftig und voll liegen geblieben“ einstufen. Die Noten von schwelendem Tannenholz werden kräftiger. Im Mundraum erlebt man eine interessante Mischung aus karamellisiertem Fleisch (Ibericó, bei den nussigen Untertönen ), Zuckerwatte und dunklen Trockenfrüchten. Dahinter, dezent, etwas Salz und Erde. An der Nase verbinden sich Noten von Tanne und Leder, retronasal mehr Tanne mit leichter Fruchtsäure, dezenter Würze und einer Prise weißen Pfeffers. Herrlich komplex, süß und herzhaft, cremig und dunkel. Im letzten Drittel schleichen sich salzige Noten und mehr Gewürze ein, der Pfeffer und die holzig-erdigen Noten werden präsenter, nicht nur im Retrohale – ansonsten ist das letzte Drittel der Grand Robusto eine sehr genaue Kopie des vorhergegangenen Drittels. Die 1975 Gran Reserva Maduro Grand Toro passt hervorragend zu Rum; dazu gab es einen Venezuelanischen Rum in Fassstärke, der 10 Jahre in Sherry-Fässern lagerte – das war ein kleines Gedicht. Das wurde auch nicht davon geschmälert, dass ich sie im letzten Drittel doch einige Male nachfeuern musste. Eine dezente Kohle-Note auf dem letzten Zug sagt einem nach gut anderthalb Stunden Rauchvergnügen sehr genau, dass nu auch Schluss ist. Wer auf die Flores y Rodriguez Connecticut Valley Reserve steht, bekommt hier für weniger Geld einen ähnlich komplexen Maduro-Smoke aus dem Hause PDR, der jedoch dezent inkonsistent ist. Bei meinem ersten Exemplar waren die Noten dunkler Trockenfrüchte weit präsenter als beim zweiten Exemplar, welches jedoch durch eine klarere Röstsüße aufwarten konnte. Da mir beides extrem gut gefallen hat ist das aber kein Gegenargument. Das Leben ist halt wie eine Schachtel Pralinen. In meinen Augen ist die 1975 Gran Reserva Maduro ein Muss für Maduro-Fans!

Länge: 12.70Durchmesser: 2.14 TAM
Optisch und haptisch steht die Gordo (laut gestempeltemm Datum auf der Rückseite der Banderole vom November 2017) – abgesehen davon, dass sie etwas weicher ist als diese – der Double Robusto dieser Serie in nichts nach. Anders als die „große Schwester“ jedoch ist sie mittelkräftig/mittelkräftig+ mit etwas flacherem Körper und geringerem Aromenspiel. Sie raucht sich wahnsinnig angenehm mit üppigem Rauch, perfektem Abbrand und einem Zugwiderstand, der etwas loser, aber ebenfalls (in diesem Falle gerade noch) perfekt ist. Auch hier erinnern Kaltduft und Kaltzug an einen Old Fashioned – fruchtige Noten konnte ich dann in dem herrlich cremigen Rauch allerdings nicht finden. Mit sehr präsenten Noten von Leder, Zeder, diversen Nüssen, Ahorn, einer guten Prise Pfeffer und sich langsam aufbauenden und immer präsenter werdenden, „dunklen“ und mineralischen Erd-Noten unterhält sie einen bei sehr linearem Rauchverlauf über anderthalb Stunden. Die Mombacho Liga Maestro Gordo ist in meinen Augen eine großartige Zigarre, der jedoch das Außergewöhnliche und die Komplexität der Mombacho Liga Maestro Double Robusto fehlt. Für Experimentierfreudige: die Gordo passt außergewöhnlich gut zu stark rauchigen/torfigen Whiskys. Ich habe sie gestern Abend zu einem 2014’er Bunnahabhain Staoisha aus einem recharred hogshead in Fassstärke genossen. Die Süße des Whiskys ergänzt die der Gordo perfekt, während die rauchigen Noten des Staoishas die Röst- und Erdaromen sehr gut hervorgehoben haben. Danke an Claudio und Hung Ma für dieses kleine Präsent!

Länge: 15.24Durchmesser: 1.51 TAM
Die Warped La Relatos Habano macht viel her, obwohl – oder gerade weil? – sie so ein kleiner Stick „für zwischendurch“ ist. Optisch. Sie hat ein feines, elegantes Format, welches von einer winzig kleinen, aber großartig und treffsicher gestalteten, violetten Banderole geschmückt wird. Sie wirkt sehr fest und gleichmäßig, fein "pelzig" und ölig an den Fingerspitzen. Erst in der Hand fällt ein dezentes boxpressed auf. Das Deckblatt hat ein sehr schönes, feines, rötliches Colorado und ist fein geädert. Die Konstruktion ist schlichtweg sensationell. Kalt duftet sie leicht stallig, mit holzig-würzig-ledrigen Noten und kräftigem Honig. Der Kaltzug bestätigt das, dazu kommen süßliche und frische (kühle) Qualitäten und ein langer Abgang mit Walnuss-Noten. Formatbedingt ist die La Relatos zügig entfacht und möchte, wenn sie einmal brennt, keinerlei weitere Aufmerksamkeit vom Feuerzeug; sie brennt gestochen scharf und sehr gemächlich ab bei ab dem ersten Moment ebenmäßig weißer und sehr fester Asche. Das erste Drittel begrüßt einen mittelkräftig mit leicht überwiegendem Körper und perfektem Zugwiderstand. Grasige Noten und Noten von asiatischen Gewürzen machen den Anfang, mit einer Wasabi-Schärfe retronasal. Dahinter entwickeln sich Noten von Erdnuss, salzige Noten bleiben auf den Lippen zurück und im Abgang. Leder, Holz, eine Prise Kaffee und Kandis kommen auf, dazu Grill-Assoziationen. Die erste Schärfe schwindet schnell und macht Platz für Noten heller, süßer Früchte mit kräftiger Vanille und Leder. Es ist richtig was los auf der Zunge und an der Nase, die La Relatos ist vollmundig und cremig, ungewohnt und zugleich old school. Hat sich was mit „für zwischendurch“. An der Nase präsentiert sie zunehmend süße und karamellisierte Noten, retronasal nussige Noten und eine ledrig-süße Würze. Hin und wieder kann man überraschend minzig-frische Anklänge erahnen. Der Rauch ist mittlerweile dicht und üppig, fühlt sich an, als würde er im Mund aufquellen wie Marshmallows. Im 2. Drittel wird der Körper voller, während sie in Sachen Stärke eher abzunehmen scheint. Karamellisiertes Holz, süßes Leder und kräftige Vanille-Noten geben jetzt den Ton an, dahinter liegt eine feine Tabakwürze (mit Koriander??). Retronasal und an der Nase bleibt sie wie gehabt, zum Glück, denn sie macht Spaß. Der Abgang ist lang, holzig-erdig mit süßlich-nussigen Qualitäten. Es bleibt dezent asiatisch, mit leichten Noten von Soja-Sauce und eingelegtem Ingwer im Hintergrund. Im letzten Drittel ist sie wirklich „full bodied“, dabei entwickelt sie sich linear, wird kräftiger und würziger. Die Vanille-Noten bekommen eine dunkle und trockene Qualität und das macht richtig was her. Die Soja-Sauce-Noten im Abgang bleiben länger; reife, laubige und tannige Noten schleichen sich auf die letzten Züge ein, angenehm einlullend; Karamell und minzige Frische wechseln sich Zug um Zug ab. Nach gut anderthalb Stunden bis auf den allerletzten Zentimeter runtergeraucht muss ich sie leider weglegen und würde mir am liebsten direkt die nächste La Relatos anstecken. Ein erfrischend anderes Raucherlebnis und für mich ganz großes Kino!

Länge: 13.97Durchmesser: 2.06 TAM
Alleine optisch besticht die Vegas del Purial Gran Reserva Belicoso. Das mag einerseits von den wundervoll überbordend old school designten Banderolen unterstützt werden, andererseits aber durch das tolle Format. Definitiv liegt es aber an dem wunderschönen, im Sonnenlicht orange schimmernden, fein geäderten, milchkaffee-braunen Sumatra-Deckblatt. Sie fühlt sich sehr fest gerollt an und hat keine weichen oder unterfüllten Stellen, das Deckblatt hat so gut wie gar keinen Zahn, dafür viel Öl. Es wirkt sehr dünn, sehr filigran – was beim Anschnitt dann auch direkt bestätigt wird: das Deckblatt platzt bei geringstem Druck auf. Spoiler-Alert: das wird sich weder negativ auf den Rauchverlauf auswirken und ist außerdem das einzige Manko an dieser sonst in meinen Augen außergewöhnlichen Belicoso. Kalt duftet sie wundervoll honigsüß mit Anklängen von Nuss (Cashew?) und leichten Getreidenoten; am Fuß kommen würzig-erdige Noten durch. Der Kaltzug lässt einem mit Noten von würzigem Honig, Nuss (definitiv: Cashew!), frisch gemahlenen Kaffeebohnen und ganz ganz weit entfernt einer Prise Pfeffer ebenfalls das Wasser im Munde zusammenlaufen. Erstaunlicherweise ist die Prise Pfeffer das allererste Aroma, was die Vegas del Purial Gran Reserva Belicoso einem bietet, sobald sie einmal entfacht ist. Das legt sich nach nur wenigen Zügen und Gaumen und Nase werden von würzigen Honig-Aromen mit süßer Vanille, Latte Macchiato und Cashew verwöhnt. Holzige, ja, Nadelwald-Aromen und süßliche Tabak-Noten kommen und gehen Zug um Zug. Bei erstaunlich dichtem Rauchvolumen ist der Abbrand perfekt, ebenso der Zugwiderstand. Die Asche ist schön, ebenmäßig hellgrau und fest. Sie macht wirklich Spaß, diese Belicoso, und setzt im 2. Drittel noch einen drauf. Aromatisch ändert sich nicht viel, sie wirkt nur viel ausgewogener, was vielleicht auch den besonders im Retrohale liegenden, aufkommenden süßen Zimt-Noten zu verdanken ist. In Sachen Nikotin gibt es hier nichts zu berichten, aber die Aromen sind full-bodied. Die Zimt-Noten werden im letzten Drittel vordergründig, in einem angenehmen Mix mit Vanille und „terroir“. Alles wird getragen von einer Melange aus würzigem Honig, (Nadel-) Holz und dezenten Pfeffer-Noten. Retronasal erlebt man vor allem Zimt, Gewürze und Nadelwald. Herrlich. Nach knapp zwei Stunden allerhöchstens mittelkräftigem, doch full-bodied Rauchvergnügen würde ich mir am liebsten sofort die nächste Vegas del Purial Gran Reserva Belicoso anstecken…

Länge: 13.34Durchmesser: 2.06 TAM
Die Umnum Robusto ist schlichtweg – großartig. Zumindest in meinen Augen. Spongy, aber sehr gleichmäßig gerollt, kommt sie mit einer schönen, schlichten Banderole auf einem ansehnlichen Colorado Claro Deckblatt daher, das wenige feine Blattadern hat und gleichmäßig, glatt und leicht ölig wirkt. Sie macht sozusagen direkt Appetit. Sie liegt sehr leicht in der Hand und wirkt etwas lose, aber das mag man ihr verzeihen bei dem aufgerufenen Preis. Kalt duftet sie ein wenig nach Kandiszucker, Leder und Stall, am Fuß lassen sich blumig-tabakige Noten erahnen. Der Anschnitt ist etwas tricky dank der dezent unterfüllten, aber gut ausgeführten Kappen und das Mundende dementsprechend ganz schön fusselig danach. Im Kaltzug präsentiert die Umnum Canonazo sich dann bei nahezu garkeinem Zugwiderstand verhalten salzig-holzig-ledrig-süß. Willig nimmt die Canonazo die Flammen an und verströmt schon vor dem ersten Zug Unmengen von Qualm. Sie legt auch direkt mittelkräftig los mit ledrig-süßen Noten, blumigen Anklängen und dem Geschmack, NICHT der Schärfe!, von Pfeffer. Die Süße – die irgendwie künstlich wirkt – definiert sich recht zügig als dominanter Geschmack, mit gesalzenem Nussmuß und etwas Ahornsirup. Im Nachklang finden sich Noten von Leder und Holz. An der Nase präsentiert die Umnum sich feinwürzig mit Kaffee, retronasal Kaffeepulver mit Zimt. Der Rauch ist angenehm cremig. Bisher finde ich nur drei Minuspunkte an diesem Stick: die Asche ist wirklich nicht schön, sondern sowohl sehr dunkel als auch extrem lose, Zugwiderstand ist nicht vorhanden und ich verspreche mich jedes Mal, wenn ich „Umnum“ sagen will. Im zweiten Drittel bleibt bei dezent zulegender Stärke – medium+, höchstens – die Süße im Vordergrund. Allerdings flacht der Körper etwas ab mit holzigeren, trockeneren Noten. Auch der Abgang wird kürzer mit einer ordentlichen Planke Holz auf der Zunge und dezenten Kohle-Noten an der Nase. Retronasal zeigt sich jetzt mehr Pfeffer. Hintergründig schleichen sich eine leichte Säure und angenehm (!) bittere Noten ein. Bis hierhin ist die Umnum Canonazo zwar zügig, aber dafür kerzengerade abgebrannt – ab dem 2. Drittel jedoch zeigten alle verköstigten Exemplare einen unterschiedlich ausgeprägten Hang zum Ausgehen. Im letzten Drittel stehen Noten von Kaffee und süßem Leder mit viel Nuss im Vordergrund. Dahinter zeigen sich florale und grasige Noten mit leichter Säure, an der Nase Nussmuß und retronasal Pfeffer und Zimt. Der Abgang wird zunehmend bitterer mit Assoziationen von Holzkohle. Die Süße zieht sich angenehm als Leitmotiv durch den kompletten Rauchverlauf, der leider auf einer bitteren Note endet – doch das ist Meckern auf hohem Niveau. Trotz des zügigen Abbrandes waren meine Exemplare der Umnum Robusto ein zwischen anderthalb und zweistündiges Raucherlebnis der Sorte „easy smoking“. Für mich bei dem, was sie sensorisch zu bieten hat, ein absoluter PLV-Kracher!

Länge: 15.24Durchmesser: 1.75 TAM
Gestern bei dem wirklich bemerkenswerten und sehr informativen Mombacho Event in Beisein des Masterblenders Claudio Sgroi in der Lounge verköstigen dürfen. Die Fino hat mich sehr positiv überrascht und wieder mit der Tierra Volcan versöhnt. In dem schlanken Format kommt der Blend meiner Meinung nach viel besser zur Geltung. Das Aromenprofil ist viel ausgewogener. Auch ist die Süße, verbunden mit einer dezenten Tabakwürze und mineralisch-erdigen Noten über den gesamten Rauchverlauf viel präsenter, wird nie von pfeffrigen Noten überlagert. Dabei ist die Fino nur geringfügig kräftiger als die Clasico bei – abgesehen von einem leichten Hang zum Ausgehen – gutem Abbrandverhalten und sehr dichtem, cremigen Rauch. Das Deckblatt fühlte sich öliger an als bei der „dickeren Schwester“. Alles in allem eine großartige Zigarre, die ich mit 100% Sicherheit noch viele Male genießen werde.

Länge: 13.34Durchmesser: 1.98 TAM
Die Warped Gran Reserva 1988 – eine etwas längere Robusto – hat ein in meinen Augen extrem appetitanregendes Erscheinungsbild. Die dezente, modern und eigenwillig gestaltete Banderole sticht durch ihre Schlichtheit ins Auge und der alt-weiße/beige Grundton ist wirklich gut abgestimmt auf das sehr gleichmäßig matte, ja milchig wirkende, helle (erd-/rost-?) Braun des Deckblattes. Die elegangte Robusto liegt schwer in der Hand, wirkt sehr fest und noch viel präziser gerollt. Das Deckblatt hat einige sehr offensichtliche Blattadern, fühlt sich jedoch samtig an, fein und glatt, zeigt leichten Schmirgel und hinterlässt ein öliges Gefühl auf den Fingerspitzen - bei einem der verköstigen Exemplare war der Decker allerdings sehr brutal um den Wickel geprügelt, verzogen und faltig, und hatte dazu eher ein Quadrupel-Cap als ein Triple Cap am Mundende. Bis auf einen Ausrutscher (von bisher vier Exemplaren!) empfinde ich die Warped Gran Reserva 1988 als perfekt konstruiert. Kalt duftet sie unauffällig, zeigt eine schöne Mischung aus Erde, Holz, Heu und Leder, dahinter ist ein wenig frisch gemahlener Kaffee und etwas Würzig-Süßes zu erahnen. Der Anschnitt ist eine kleine Sensation für sich: auf nur leichten Druck mit dem Xi1 hin springt die Kappe sauber ab, ohne dass man die Einlage anschneidet – jedes einzelne Mal! Der eben falls etwas unauffällig Kaltzug präsentiert Ideen von Nuss, Heu, Leder und nasser Erde, hinterlässt eine dezente, undefinierbare Süße auf den Lippen, schön kontrastiert mit etwas Schärfe (weißer Pfeffer?) auf der Zungenspitze. Entfacht startet die Warped Gran Reserva 1988 schwer mit Noten lehmiger und mineralischer Erde, cremigem Leder und nassem Heu. Auf den Lippen findet sich noch immer diese (einlullende) undefinierbare Süße, kontrastiert durch die dezente Schärfe auf der Zungenspitze. An der Nase gewürztes Leder und retronasal Erde und Erdnussbutter. Nach nur wenigen Zügen wird das Aromenprofil cremiger und „karamelliger“. Der im Volumen eher durchschnittliche, dafür in der Textur angenehm cremige Rauch hinterlässt einen langen Abgang mit präsenten Noten von Holz, Leder und frisch gerösteten Kaffeebohnen. Die Robusto raucht sich lange und langsam bei bis jetzt perfektem Zugwiderstand und fester, hellgrau melierter Asche. Im zweiten Drittel geben Holz, Leder und süßes Karamell den Ton an. Hintergründig kommen und gehen Noten von dunkler Schokolade, gerösteten Kaffeebohnen und undefinierbaren Früchten. Leichte Noten hellen, aber ordentlich angeflämmten Toastbrotes und fruchtige Anklänge kommen auf. Der Angang präsentiert sich angenehm cremig und lang mit süßem Holz und Leder. An der Nase und retronasal wirkt sie viel zurückgenommener mit Erdnussbutter, dezenten Zimtnoten und etwas Heu. Die Warped Gran Reserva 1988 hat einen schweren Körper, in Sachen Stärke kratzt sie jedoch „nur so gerade“ an der Medium-Marke. Bei dem einen Exemplar, das sowieso wie "hastig verschraubt" wirkte, platzte im zweiten Drittel der Decker auf... doch das schmälerte das Raucherlebnis erstmal nur visuell. Im letzten Drittel dann begann bei dem Montagsmodell der lange Riss im Deckblatt das Raucherlebnis nun doch zu schmälern. An weiteren Stellen platzte das Deckblatt auf und die Gran Reserva hatte übermäßige Probleme, zu brennen. Bei den anderen Exemplaren der Gran Reserva 1988 wurde hingegen bei nur leicht schwererem Körper das Aromenprofil komplexer und süßer mit Erde, Leder und viel Holz, leicht gepfefferter Erdnussbutter retronasal und fruchtig-ledrigen Noten an der Nase. Nicht nur das Montagsmodell brannte stark wellig ab und musste schon früh korrigiert werden. Auch die anderen Exemplare zeigten einen leichten Hang zum "tunneligen" Ausgehen. Die Warped Gran Reserva 1988 möchte aufmerksam und mit gutem Timing geraucht werden, sind also eher was für anderthalbstündige "moments of solitude" als für angeregte Gesprächsrunden. Doch trotz des etwas schwergängigen Abbrand ist dies ein sehr guter, angenehmer, ehrlicher und meinem Empfinden nach außergewöhnlicher Smoke zu einem phänomenalen Preis, den man einfach probieren muss – und bei dem man nach Entfernen der Banderole einen sehr schönen Lifestyle-Befehl auf der Innenseite dieser findet. Ich werde mir bei Gelegenheit eine Kiste einlagern - also sobald mein heimischer Humidor nicht mehr wegen Überfüllung geschlossen ist.


