Tabakplantage: Die Wurzeln des Tabaks
Der Verkauf von Tabakprodukten erzeugt jedes Jahr hunderte Milliarden von Dollar an Umsatz. Dass es also unzählige Produktionsstätten und Orte für den Anbau von Tabak gibt, ist kaum verwunderlich. Wer von hochwertigen Zigarren ausgeht, denkt beispielsweise sicher direkt an eine Tabakplantage auf Kuba, in Brasilien oder ähnlichen tropischen Gefilden. Dabei gibt es sogar die ein und andere Tabakplantage in Deutschland.
Tatsächlich finden Anbau, Verarbeitung und Produktion von Tabak beziehungsweise Tabakprodukten in vielen verschiedenen Ländern aller Kontinente statt. Dabei haben die jeweiligen klimatischen Bedingungen vor Ort einen großen Einfluss auf den Tabak. Insofern ist die Herkunft von entscheidender Bedeutung für die Qualität von Zigarren, Zigaretten sowie Stopf-, Dreh- oder Schnupftabak. Jahrelange Traditionen und Expertise spielen dabei natürlich eine wichtige Rolle.
Tabakanbau auf Tabakplantagen
Die bedeutendsten Anbaugebiete für Tabak finden sich heute im Raum Mittel- und Südamerikas: Kuba, Brasilien, Mexiko, Dominikanische Republik, Kolumbien, Honduras, Ecuador und Nicaragua. Doch auch in Indonesien sowie China wird inzwischen immer mehr Tabak für verschiedene Tabakprodukte angebaut.
Überdies ist es sogar möglich und ebenfalls legal, ganz privat in Deutschland Tabak selber anzupflanzen. Wer sich daran einmal versucht, wird schnell merken, welch interessante Pflanze der Tabak ist – und wie aufwändig die weitere Verarbeitung ist.
Dass die wohl bekanntesten und beliebtesten Zigarren schon immer aus Kuba und anderen Ländern Mittel- und Südamerikas stammen, liegt an den Bedürfnissen der Tabakpflanzen. Denn die idealen Voraussetzungen für den Tabakanbau kann man gewissermaßen als tropisch bezeichnen:
- täglich hohe Temperaturen von durchschnittlich 27°C
- viel Sonne aber auch viel Sonnenschutz durch Wolken
- hohe Luftfeuchtigkeit
- mäßig viel Regen
- sandhaltiger, nährstoffreicher Boden
Je nachdem, inwiefern die Voraussetzungen erfüllt werden und insbesondere wie intensiv die Sonneneinstrahlung ist, werden zwei unterschiedliche Anbautechniken für Tabak angewandt:
- Beim tabaco del sol, auch sun grown tobacco genannt, handelt es sich um Tabak, welcher ausgiebig unter unmittelbarer Sonneneinstrahlung gereift ist. Zudem entfernt man hier recht frühzeitig die Blüten der Pflanzen, wodurch Nährstoffe umso mehr in die Blätter gelangen. Durch den stetigen Einfluss der Sonne entwickeln die Blätter eine besondere chemische Zusammensetzung. Dies macht sie etwas weniger brennbar und führt mitunter zu umso mehr Aromen und dunklerer Färbung.
- Als tabaco tapado, auch shade grown tobacco genannt, wird der Anbau von Tabak im leichten Schatten bezeichnet. Den Sonnenschutz ergeben dabei über die Felder gespannte Stoffbahnen – die tela tapados. Dadurch wird die Sonneneinstrahlung um bis zu 35 Prozent reduziert und gleichzeitig umso mehr Wärme gespeichert. Folglich entwickeln die Blätter auch spezielle Eigenschaften. Sie werden größer, dünner, elastischer und besitzen weniger und dünnere Blattadern. Letztlich sind sie dadurch besser brennbar, aber auch etwas weniger aromatisch.
Die Wahl des Standorts (Bodenbeschaffenheit und Sonnenintensität) und die jeweilige Anbautechnik sind wichtige Kriterien für die spätere Verwendung der Tabakblätter. Praktisch sind für Deckblätter von Zigarren beispielsweise eher größere Blätter mit wenig Äderung und einer möglichst hohen Elastizität. Für Einlagen hingegen ist mehr Aroma und mehr Volumen im Tabakblatt gewünscht, wobei je nach Zigarre auch stärkere Blätter mit höherem Nikotingehalt verwendet werden.
Traditionen und Geschichte
Wer sich die oben aufgelisteten Voraussetzungen für den Tabakanbau genau anschaut, wird feststellen, dass die Insel Kuba wie geschaffen dafür ist. Es ist inzwischen wohlbekannt, dass der Anbau, die Verarbeitung und der Konsum von Tabak seinen Ursprung auf dem amerikanischen Kontinent hat – lange bevor Europäer die Länder eroberten.
Als Letzteres soweit war, kam es schnell zur Verbreitung des Tabaks, wobei das Wissen der Ureinwohner rund um den Anbau und die Pflege der Pflanzen direkt übernommen wurde. Auch die Art des Konsums, also das Rauchen, schaute man sich ab.
Mit der Gründung vieler Kolonien in der neuen Welt gelangte Tabak entsprechend auch in immer größeren Mengen nach Europa. Schon 1612 entstanden durch europäische Siedler Tabakplantagen in Virginia. Da die passionierten Tabakkonsumenten schon bald höchste Qualität verlangten, wurden Tabak und Zigarren aus Kuba bald zum Maß der Dinge.
Bis heute ist auf Kuba die Tabakplantage ein Ort traditioneller Handarbeit. Nach wie vor kommen so gut wie keine technischen Geräte zum Einsatz, während Handarbeit ein Qualitätsmerkmal ist. Daran orientieren sich viele namhafte Marken für Zigarren und Tabak noch immer. Die Massenfertigung von Zigaretten- und Tabakpackungen nach dem Import des Tabaks geschieht in großen Produktionsstätten heute freilich durch Maschinen.
Tabaksorten auf Tabakplantagen
Aus botanischer Sicht handelt es sich bei Tabak zunächst einmal um die Pflanzengattung Nicotiana, wovon es wiederum etwa 75 Arten gibt. Davon werden jedoch nur zwei wirklich für Konsumzwecke angebaut: in geringem Maße der sogenannte Bauern-Tabak (Nicotiana rustica) und hauptsächlich der virginische Tabak (Nicotiana tabacum).
Beim virginischen Tabak muss außerdem zwischen verschiedenen Sorten unterschieden werden. Die am häufigsten verwendeten sind:
- Virginia-Tabak ist eine Tabaksorte, die eher einen süßen Geschmack beim Rauchen ergibt.
- Burley-Tabak schmeckt eher würzig, relativ bitter und ist auch etwas holziger.
- Orient-Tabak ist abermals leicht süß, aber schwerer im Aroma und grasiger in der Beschaffenheit.
- Java-Tabak ergibt ein leichtes, mild-würziges Aroma.
Darüber hinaus kommt es für die Verwendung des Tabaks neben der Anbautechnik, wie oben beschrieben, auch auf die jeweiligen Blätter der Pflanze an. So haben Volado-Blätter am unteren Pflanzenteil ein feineres Aroma und die beste Brennbarkeit. Die Seco-Blätter sind hinsichtlich des Aromas am ergiebigsten. Die Ligero-Blätter im oberen Teil sind die stärksten Geschmacksträger.
Je nachdem, wie stark ein Tabak sein soll oder ob dessen Blätter bei Zigarren für Einlage, Umblatt oder Deckblatt genutzt werden sollen, kommen also ganz bestimmte Tabaksorten und deren jeweilige Blätter zum Einsatz.
Tabakernte und Verarbeitung auf Tabakplantagen
Etwa 70 bis 120 Tage vergehen nach der Pflanzung, ehe es zur ersten Ernte der Tabakblätter kommt. Dann werden zunächst einmal die untersten zwei bis drei Tabakblätter gepflückt. Meist geschieht das per Hand – sogar bei Tabakbauern in Deutschland. Die Reife ist zu erkennen, wenn ein Blatt hellgrün bis leicht gelblich und die Rippe weißlich gefärbt ist. Nach und nach, aller etwa fünf bis sieben Tage, kommt es dann zur Ernte der restlichen Blätter.
Anschließend findet die Trocknung der Blätter statt. Dies geschieht zumeist entweder in Schuppen und auf natürlichem Wege und über zwei bis drei Monate hinweg oder auch auf schnellerem Wege mittels Heißluft – und dann sogar innerhalb weniger Tage.
Schließlich erfolgt der Prozess der Fermentation, also gewissermaßen der Gärung des Tabaks, damit die Blätter für den Verbrauch bzw. Konsum bereit sind. Die Fermentation setzt von selbst ein und kann auf unterschiedliche Arten gesteuert werden – wahlweise maschinell oder aber traditionell durch eine bestimmte Lagerung.
Tabakplantagen in Deutschland
Tabakanbau in Deutschland gibt es bereits seit mehr als 400 Jahren. Die ersten Plantagen entstanden hierzulande somit nicht viel später als in den Kolonien der heutigen USA. Allerdings besteht er anhand der Klimaverhältnisse in unseren Breiten als Sonderkultur und nimmt insgesamt nur einige tausend Hektar Anbaufläche ein.
Die größten Tabakplantagen Deutschlands befinden sich in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Bayern. Noch 2022 kamen insgesamt 3700 Tonnen Tabak zustande, wodurch ein Umsatz von etwa 22 Millionen Euro entstand. Alle Bauern sind im Bundesverband deutscher Tabakpflanzer zusammengeschlossen, während für die Verarbeitungsbetriebe der Verband der deutschen Rauchtabakindustrie besteht.
Im Übrigen ist sogar eines der größten Tabakunternehmen der Welt Teil der deutschen Tabaklandschaft. British American Tobacco brachte beispielsweise die Marken Lucky Strike und Pall Mall auf den Markt und steht auch hinter dem beliebten Canuma Drehtabak.
Qualitätskontrolle und Tabakprodukte
Natürlich gibt es für den Anbau und die Verarbeitung von Tabak in allen Ländern gesetzliche Vorschriften. Diese betreffen nicht zuletzt auch die Qualitätskontrolle. Eine Tabakplantage in Europa wird beispielsweise durch Behörden überprüft, welche auch für die Kontrolle der Lebensmittel zuständig sind. Demzufolge kommt es nur in geringem Maße zum Einsatz von einigen zugelassenen Zusatzstoffen.
Auf den Plantagen selbst pflegen die Tabakbauern ihre ganz eigenen Qualitätskontrollen und überprüfen ständig die Beschaffenheit der Pflanzen. Dies gilt sowohl für deutsche Tabakbauern als auch jene auf Kuba oder anderswo. Insbesondere für kubanische Zigarren herrscht dahingehend höchste Sorgfalt. Geachtet wird etwa auf Qualitätsmerkmale wie große, schadlose Blätter mit möglichst feinem Blattgewebe.