Lesepfeife - Was macht Churchwarden aus?
Eine besondere Art des Pfeifenrauchens bietet die Lesepfeife, die im Englischen unter dem Namen Churchwarden bekannt ist. Was macht diese Pfeifenform so besonders, und was hat es mit ihrer Geschichte auf sich? Diese Fragen und sonstiges Wissenswertes über die lange, schlanke Pfeife wollen wir Ihnen im Folgenden etwas näherbringen.
Merkmale der Churchwarden
Das besondere an der Churchwarden ist das lange, meist gebogene Mundstück oder auch Pfeifenholm. Diese Pfeifen haben ein Mundstück in der Länge von 20 bis 45 Zentimeter und werden als einzige nicht nach ihrer Kopfform klassifiziert.
Die Lesepfeifen gibt es mittlerweile in den meisten Formen einer Bent-Pfeife. Der Kopf dieser Pfeife ist bedeutend kleiner als der von anderen Pfeifen. Bevorzugt wird der Dublin-Kopf, es gibt sie jedoch auch mit Apple- oder Billard-Kopf.
Beispiel für eine Churchwarden mit Dublin-Kopf: Peterson Churchwarden Braun - DUBLIN (14011)
Beispiel für eine Churchwarden mit Apple-Kopf: Chacom T.V. Pfeifen Burgundy 871 (13278)
Zur Herstellung einer Churchwarden werden sowohl Bruyère als auch Meerschaum verwendet. Durch das lange Mundstück kann man mit der Pfeife eigentlich nichts Anderes machen, als sie im Sitzen zu rauchen, und früher hat man dazu gerne gelesen, denn die lange, schlanke Pfeife hat den Blick auf das Buch nicht gestört. Daher auch die deutsche Bezeichnung: Lesepfeife.
Besondere Rauchgewohnheiten
Durch das lange Mundstück entsteht im Vergleich zur Pfeife mit kleinem Mundstück ein neuer Rauchgenuss – man bezeichnet es auch als Trockenrauchen. Im langen Pfeifenrohr kondensiert sich die Feuchtigkeit, so dass der Rauch am Ende kühl und trocken ist und den scharfen Tabakgeschmack mildert. So sammelt sich häufig aber auch Feuchtigkeit im Pfeifenkopf, da sie aus dem Mundstück zurückfließt.
Es bedarf einiger Übung, um in den Genuss einer Lesepfeife vollends eintauchen zu können. Denn das lange Mundstück bestimmt das Zugverhalten der Pfeife nicht unerheblich, und man braucht Gefühl und Erfahrung, um den richtigen Zugwiderstand zu finden.
Zieht man zu schwach oder zu langsam an der Pfeife, geht sie ständig aus. Zieht man hingegen zu kräftig oder zu schnell, wird der Pfeifenkopf zu heiß und die sich im langen Pfeifenrohr niederschlagende Feuchtigkeit sammelt sich an der untersten Stelle der Pfeife. Dies hat zur Folge, dass einerseits natürlich der Pfeifenkopf durchbrennen kann, und anderseits die Brennkammer (Pfeifenkopf) zuviel Feuchtigkeit erhält und der Tabak dadurch nicht mehr rauchbar ist.
Tabake und Zubehör
Spezielle Tabake sind für die Lesepfeifen nicht nötig. Das hängt von den Vorlieben des Pfeifenrauchers ab und ein wenig auch von dem Füllvolumen des Pfeifenkopfes. Selbstredend sind für die Lesepfeifen längere Pfeifenreiniger vonnöten. Meist bekommen sie beim Kauf einer einer Lesepfeife direkt ein paar dazu. Aber auch separat sind diese langen Pfeifenreiniger für geringes Geld zu erwerben.
Geschichte und Ursprung der Lesepfeife
Der englische Name für die Lesepfeife ist Churchwarden. Diesen Titel kann man im Deutschen am besten mit Gemeindevorsteher oder Küster übersetzen. Eine schöne Geschichte besagt, dass der Churchwarden als Namenspatron herhalten musste, weil diese älteren Kirchendiener mit ihren dicken Bäuchen bequemes Rauchen bevorzugten - und dafür musste der Pfeifenkopf über den Bauch hinausreichen.
Bevor man im 19. Jahrhundert das Bruyère-Holz für die Herstellung widerstandsfähiger Holzpfeifen entdeckte, wurden die Pfeifen aus Ton oder Porzellan hergestellt. Da beide Materialien aber nicht sehr hitzeresistent sind, benötigte man ein langes, geschwungenes Pfeifenrohr, damit der heiße Rauch bis zum Mund einigermaßen abkühlen konnte.
Die Herstellung von Tonpfeifen wurde im 17. Jahrhundert nach Vorlagen aus England und Amerika entwickelt. Bereits 1606 kamen englische Söldner zur Verteidigung der Stadt Gouda und lernten die Kunst der Pfeifenherstellung. Wegen der intoleranten Haltung Jakobs I., des Sohns von Königin Maria Stuart und Nachfolgers von Königin Elisabeth I., wanderten viele Pfeifenbäcker nach Holland aus.
Das Zentrum dieser Pfeifenbäcker wurde die Stadt Gouda – die nicht nur für Ihren Käse, sondern auch als Bierstadt und für ihre Tonpfeifen bekannt ist. 1660 wurde die Gilde der Goudaer Pfeifenmacher gegründet, und die Goudaer Tonpfeife erfreute sich vor allem im 18. Jahrhundert großer Beliebtheit. Daher ist es wahrscheinlich, dass die Churchwarden in direkter Linie von der ebenso langen wie zerbrechlichen Gouda-Pfeife abstammt.
Die Lesepfeife hat in den letzten Jahren durch die Hobbit-Trilogie auch wieder an Beliebtheit gewonnen, und der Pfeifenhersteller Vauen hat extra hierfür eine Serie namens Auenland auf den Markt gebracht.
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