Genussgarantie: Die richtige Humidor-Luftfeuchtigkeit


Egal, ob geschenkt, aus einem besonderen Anlass heraus gekauft oder einfach, weil die Zigarre noch etwas Reifung benötigt: In aller Regel werden Zigarren nicht gleich nach dem Kauf genossen, sondern gelagert. Und so wie Wein in den Keller und manche Lebensmittel in den Kühlschrank kommen, braucht auch eine Zigarre die richtigen Lager- und Reifebedingungen. Ausschlaggebend für die perfekte Reifung und das langfristige Aufbewahren von Zigarren ist diverses Humidor-Zubehör, um etwa die Humidor-Luftfeuchtigkeit zu regulieren. Denn Zigarren brauchen Feuchtigkeit, genau wie Pfeifentabak – und dabei kommt es auf Feinheiten an.

Wege zur Regulierung der Humidor-Luftfeuchtigkeit

Möglichkeiten, die Humidor-Luftfeuchtigkeit zu regulieren, gibt es viele. Welche davon die richtige ist, kann pauschal nicht beantwortet werden. Denn Ziel ist, die gewünschte Luftfeuchtigkeit – sie variiert zwischen 69 und 72 Prozent – möglichst stabil zu halten. Dafür gibt es unterschiedliche Methoden. Die einen bedeuten mehr Arbeit und Zuwendung, die anderen weniger. Nun meinen viele vielleicht: Je weniger Aufwand, desto besser. Doch für so manchen Aficionado ist es schlichtweg eine Bereicherung und ein Vergnügen, sich um seine Zigarren zu kümmern.

Was ist relative Luftfeuchtigkeit?

Der Zusatz relativ bedeutet, dass es sich um keinen absoluten Wert handelt. Vielmehr können Schwankungen stattfinden. Warum also relative Luftfeuchtigkeit? Weil es sich dabei um eine Relation der tatsächlichen Menge an Wasser pro Kubikmeter Luft zur maximal möglichen Menge handelt.

Dabei gilt: Je höher die Lufttemperatur, umso mehr Wasser kann aufgenommen werden und umgekehrt. Entsprechend steigt oder sinkt auch die relative Luftfeuchtigkeit.

Wie feucht sollten Zigarren sein?

In Verbindung mit der relativen Luftfeuchtigkeit muss auch die Feuchtigkeit der Zigarre bedacht werden. Ist der Tabak zu trocken, brennt die Zigarre schneller ab und wird beim Rauchen heiß, worunter auch der Geschmack leidet. Eher feuchter Tabak entfaltet zwar seine Aromen besser, aber brennt auch schlechter. Bei allzu feuchten Zigarren entsteht wiederum ein unangenehmer Geschmack.

Die Erfahrung zeigt letztlich, dass eine Feuchtigkeit von 13 % (also 13 % Gewichtsanteil Wasser in der Zigarre) der optimale Wert für Zigarren ist. Abweichungen von ein paar Prozent nach oben oder unten sind eine Frage der individuellen Vorlieben.

Nach der Fertigung besitzen Zigarren übrigens zunächst noch etwa 20 % Wasseranteil, der sich mit der Zeit ganz natürlich verringert – der Tabak bzw. die Zigarre trocknet.

Damit nun also möglichst 13 % Feuchtigkeit in der Zigarre bestehen bleiben und sie weder zu trocken noch zu feucht wird, bedarf es einer passenden relativen Luftfeuchtigkeit in ihrer Umgebung. Wie oben beschrieben, werden dafür zumeist etwa 69 bis 72 % genannt. Allerdings beziehen sich diese auf Raumtemperaturen von 20 °C. Während das hierzulande etwa die übliche Raumtemperatur ist, sind je nach Standort, Jahreszeit und anderen Bedingungen auch Unterschiede von einigen Grad möglich – und das hat Einfluss auf die Luftfeuchtigkeit im Humidor.

Folglich lässt sich für die Humidor-Luftfeuchtigkeit eine Tabelle herleiten, mit der auf etwaige längere Temperaturunterschiede reagiert werden kann:

Temperatur in Grad Celsius Erforderliche relative Luftfeuchte für
13 % Wasser in den Zigarren
16 95 %
18 84 %
22 66 %
24 59 %

Vom Klassiker zum hochprofessionellen elektrischen Luftbefeuchter

Humidorbefeuchter auf Schwammbasis

Lange Zeit waren die klassischen Befeuchtungsschwämme das Um und Auf, wenn es darum ging, im Humidor für die richtige Luftfeuchtigkeit zu sorgen. Der französische Hersteller Credo setzte sich mit seinen Schwämmen langfristig durch und wurde zum Marktführer. Bei diesem System der Befeuchtung handelt es sich um einen Schwamm in einem Gehäuse, das im Innenraum des Humidors installiert wird.

Das Prinzip, nach dem ein solcher Schwamm im Humidor den Zigarren Luftfeuchtigkeit spendet, ist einfach: Der Schwamm wird in Wasser getränkt und gibt folglich dieses Wasser über einen längeren Zeitraum an die Luft im Humidor ab. Wichtig hierbei ist, dass es sich um destilliertes Wasser handelt. Dadurch wird die Bildung und Verbreitung von Bakterien und Schimmel verhindert.

Zusätzlich empfiehlt sich Propylenglykol, um Schimmel zu verhindern, ohne jedoch das Aroma der Zigarren zu beeinträchtigen. Entsprechend der einfachen Funktionsweise muss im Humidor die Feuchtigkeit regelmäßig und genau kontrolliert werden. Um den Aufwand insgesamt zu minimieren, gibt es indes spezielle feste Schwämme, die besonders viel Wasser aufnehmen können.

Humidorbefeuchter auf Acrylpolymer-Basis

Im Laufe der Jahre erfreute sich neben der Befeuchtung mithilfe des klassischen Schwamms auch die Befeuchtung auf Basis von Acrylpolymeren zunehmender Beliebtheit. Je nach Größe des Humidors variiert die Menge dieser Polymere ebenso wie ihre Art. Richtig abgestimmt, können Acrylpolymer-Befeuchter die Humidor-Luftfeuchtigkeit bei rund 70 bis 72 Prozent halten. Befeuchtet werden die Acrylpolymere mit destilliertem Wasser bzw. mit Propylenglykol. Die Haltbarkeit liegt bei etwa zwei Jahren.

Vorteile gegenüber den klassischen Schwämmen:

  • Beim Öffnen des Humidors ergeben sich Luftfeuchtigkeitsschwankungen, die von Acrylpolymer-Systemen leichter ausgeglichen werden, da sie schneller für einen stabilen Wert sorgen.
  • Aufgrund der Effizienz und Effektivität ist der Aufwand hier insgesamt wesentlich geringer als bei Schwämmen.
  • Die hygroskopischen Acrylpolymer-Kristalle haben genügend Kapazität, um das 200- bis 300-Fache ihres Gewichts an Wasser aufzunehmen. Somit spenden sie den Zigarren gleichmäßig und bis zu zwei Monate lang Feuchtigkeit.
  • Die Kontrolle der Luftfeuchtigkeit im Humidor ist demzufolge nicht ganz so oft nötig, während auch eine Überfeuchtung weniger wahrscheinlich ist.
  • Darüber hinaus besitzen Acrylpolymer-Befeuchter auch ein grundsätzlich geringeres Risiko für Bakterien- und Schimmelbefall als es bei Schwämmen der Fall ist.
  • Inzwischen gibt es Acrylpolymer-Systeme sowohl in Form einzelner Kristalle als auch als Fleece-Schwämme.

Boveda Packs

Eine weitere Möglichkeit, im Humidor für die richtige Luftfeuchtigkeit zu sorgen, sind sogenannte Boveda Packs. Sie arbeiten nach dem Prinzip der reversen Osmose und geben, je nach Bedarf, Luftfeuchtigkeit ab oder nehmen sie auf. Schwankungen des Feuchtigkeitshaushalts im Humidor gibt es keine. Auch die Gefahr von Schimmel-, Pilz- oder Bakterienbefall ist auf ein Minimum reduziert. Und Aufwand hat man mit den kleinen Pads auch nicht. Lediglich ausgetauscht müssen sie alle zwei bis drei Monate werden.

„Boveda ist ohne Frage das effektivste Produkt, um ideale Reifebedingungen herzustellen!“
(Carlos Fuente jun., Arturo Fuente Cigar Company)

Statt destillierten Wassers (oder Propylenglykol) bedarf es hier lediglich einer Salzlösung, die für den Feuchtigkeitsaustausch sorgt. Ebendiese befindet sich bereits in den Kissen bzw. innerhalb einer Membran. Anhand dessen ergibt sich eine saubere Variante der Luftbefeuchtung ohne weiteres Zutun.

Daher sind die Boveda Packs insbesondere für Reise-Humidore bestens geeignet. Zu bedenken ist jeweils die Anzahl der Zigarren im Humidor. Pro 25 Stück empfiehlt sich ein Pack, das dann etwa 2 Monate reicht. Außerdem muss beim Kauf auf das gewünschte Feuchtigkeitsniveau geachtet werden. Je nach Wahl sorgt ein Kissen für 65, 69, 72 oder 75 % Feuchtigkeit im Humidor.

Elektronische Humidorbefeuchter

Für die Regulierung der richtigen Humidor-Luftfeuchtigkeit bei großen Zigarrenmengen genügen elektronische Befeuchtungssysteme höchsten Ansprüchen. Bei dieser Art der Befeuchtung wird die Luftfeuchtigkeit im Humidor aktiv gemessen. Anschließend steuert ein Mikroprozessor die Befeuchtung über den integrierten Schwamm. Ein Lüfter sorgt zusätzlich für das perfekte Klima im Humidor. Fällt die Luftfeuchtigkeit durch ein etwaiges Öffnen ab, wird dies durch eine direkt darauffolgende Befeuchtung ausgeglichen.

Entsprechend der eindeutigen Vorteile von elektronischen Befeuchtungssystemen für Humidore liegen diese höher im Preis als die Alternativen. Jedoch ist vor allem die Möglichkeit der individuellen Einstellung einer gewünschten Luftfeuchtigkeit ein überzeugendes Argument. Insbesondere im Hinblick auf eventuelle Temperaturunterschiede durch äußere Bedingungen macht sich dies bezahlt.

Diese hochmoderne und professionelle Methode steht klassischen Alternativen in gewissem Sinne gegenüber. Mitunter verlassen sich traditionsbewusste Aficionados daher weiterhin lieber auf die passiven Varianten der Befeuchtung. Immerhin ist damit auch ein besonderes Maß an Fürsorge für das braune Gold verbunden. Ein Richtig oder Falsch gibt es bei alledem natürlich nicht.

Was tun bei zu hoher Luftfeuchtigkeit?

Gerade bei Schwämmen und Acrylpolymeren, aber auch generell ist ein Schwanken der Humidor-Luftfeuchtigkeit immer möglich. Im Sommer beispielsweise kann es zum Überschreiten des gewünschten Wertes kommen. Dabei ist eine nur kurzzeitig höhere Luftfeuchtigkeit für Zigarren kein Problem. Ansonsten sind allerdings Gegenmaßnahmen notwendig.

Hilfe bei zu hoher Luftfeuchtigkeit Wie kommt es zu hoher Luftfeuchtigkeit? Gefahren
Hygrometer und Temperatur überprüfen, um Fehler auszuschließen. Die Umgebungstemperatur (bzw. Temperatur im Humidor) ist über längere Zeit zu hoch. Eventuell vorhandene Bakterien breiten sich schneller aus.
Befeuchtungssystem auf korrekte Wassermenge und Funktionsweise prüfen. Das Befeuchtungssystem enthält zu viel Wasser oder ist fehlerhaft. Das Risiko für Schimmelbildung ist erhöht.
Humidor für einige Stunden offen stehen lassen und anschließend Feuchtigkeit überprüfen. Die Feuchtigkeit aus der Luft kann nicht schnell genug vom Holz des Humidors absorbiert werden. Zu feuchte Zigarren ergeben einen feuchteren Rauch.
Zigarren umschichten (weiter weg vom Befeuchter) und ggf. kühleren Standort für den Humidor wählen. Ungenügende Luftzirkulation im Inneren des Humidors (etwa bei Tablareinlagen) kann zu unterschiedlichen Feuchtigkeitsniveaus führen. Zigarrenblüte (Tabakblüte) kann bei zu schnellen Schwankungen der Luftfeuchtigkeit entstehen.

Was tun bei zu niedriger Luftfeuchtigkeit?

Genauso wie die Luft im Humidor zu feucht sein kann, kann sie auch zu trocken werden. Auch hier gilt, dass eine kurzzeitig verminderte Luftfeuchtigkeit für Zigarren kein Grund zur Sorge ist. Bei längerem Abfall der Luftfeuchte ist die Qualität der guten Stücke jedoch gefährdet.

Hilfe bei zu niedriger Luftfeuchtigkeit Warum? (Wie kommt es zu niedriger Luftfeuchtigkeit?) Gefahren
Hygrometer und Temperatur überprüfen, um Fehler auszuschließen. Die Umgebungstemperatur (bzw. Temperatur im Humidor) ist über längere Zeit zu niedrig. Die Zigarren trocknen auf Dauer aus.
Befeuchtungssystem auf korrekte Wassermenge und Funktionsweise prüfen. Das Befeuchtungssystem ist für die Größe des Humidors nicht ausreichend, enthält zu wenig Wasser oder gibt es unzureichend an die Umgebung ab. Zu trockene Zigarren verlieren ihr Aroma, brennen schneller ab und schmecken unangenehm stark.
Bei Einlagerung mehrerer trockener Zigarren ist eine kurzzeitig niedrigere Luftfeuchte üblich. Leitungswasser kann durch seine Inhaltsstoffe die Poren eines Schwamms zunehmend verstopfen. Ausgetrocknete Zigarren werden brüchig oder letztlich komplett unbrauchbar.
Das Befeuchtungssystem ggf. ersetzen oder kurzzeitig einen zusätzlichen Schwamm zur Befeuchtung verwenden. Der Humidor ist nicht luftdicht genug oder bekam über längere Zeit trockenere Außenluft (etwa durch Offenstehen des Deckels).  

Welche Hilfsmittel gibt es zur Regulierung der Luftfeuchtigkeit?

Die zahlreichen möglichen Ursachen für das Schwanken der Luftfeuchtigkeit im Humidor sprechen für die Nutzung einer elektronischen Luftbefeuchtung. Doch auch damit sind verringerte oder erhöhte Werte nicht ausgeschlossen. Somit erweisen sich nicht etwa nur bei klassischen Befeuchtungsvarianten diverse Hilfsmittel als nützlich.

Hygrometer

Grundsätzlich notwendig ist ein Hygrometer, um die Luftfeuchtigkeit überhaupt erst überprüfen zu können. Es lohnt sich als zusätzliche Kontrollmöglichkeit zum elektronischen Sensor.

Destilliertes Wasser

Destilliertes Wasser wurde bereits mehrfach erwähnt. Einerseits ist es das Mittel zum Zweck für Schwämme und andere Varianten. Andererseits kann es in einem Glas im Humidor stehend zeitweise zusätzlich Feuchtigkeit spenden. Zudem sollte natürlich auch die Reinigung des Innenraums mit einem Stofftuch und destilliertem Wasser erfolgen.

Tablare, Divider & Trennblätter

Außerdem gibt es für Humidore Einlagen, sogenannte Tablare und Trennblätter. Diese sind nützlich für die Lagerung mehrerer Zigarren mit verschiedenen Ansprüchen an die relative Luftfeuchte oder schlichtweg für eine gewisse Ordnung im Humidor. Nicht zuletzt lässt sich durch Humidor-Divider auch die direkte Aromaübertragung unter verschiedenen Zigarren verringern.

Luftfeuchtigkeit im Reise-Humidor

Allgemein gilt, je größer der Humidor ist, desto besser lässt sich die Luftfeuchtigkeit konstant halten. Insofern erfordert die Handhabung eines kleineren Reise-Humidors in Sachen Luftfeuchtigkeit durchaus etwas Geschick. Idealerweise wird der Reise-Humidor schon im Voraus als Aufbewahrungsort getestet. Später auf Reisen ist es dann eine Sache der Erfahrung.

Überdies lohnen sich für Reisemodelle mit einer Kapazität von bis zu 20 Zigarren die Boveda Packs als Mittel zur Befeuchtung. Zum einen erlauben diese eine sehr einfache Anwendung und zum anderen kann je nach Urlaubsort ein dem Klima entsprechendes Feuchtigkeitsniveau gewählt werden. Damit finden die Zigarren auch auf Reisen die ideale Luftfeuchtigkeit im Humidor vor.


Zigarrenlexikon