Die Ursachen der verschiedenfarbigen Flecken auf Zigarren-Deckblättern
Zwar ist sie zum Rauchen geschaffen, doch wird der erste Eindruck, den wir von einer Zigarre haben, durch ihr Aussehen bestimmt. Es sind Form und Farbe, die uns auffallen, wenn wir sie zur Hand nehmen. Gewiss hat schon mancher Aficionado dabei Verfärbungen festgestellt oder sich sogar über Flecken auf dem Deckblatt gewundert. Sie sind ärgerlich, schmälern sie doch den edlen Anblick einer schönen Zigarre und nehmen uns womöglich die Vorfreude auf den Genuss. Aber was genau hat es mit diesen farblichen Veränderungen auf sich?
Glanz - kein Ausweis von Qualität
Dass eine elegante Zigarre unbedingt eine glänzende Oberfläche besitzen sollte, trifft als pauschale Aussage nicht zu. Tatsächlich ist Glanz kein Ausweis von Qualität; im Gegenteil lässt eine zu stark glänzende Zigarre auf Mängel in der Herstellung schließen, wie sie bei hochwertigen Produkten kaum vorkommen. Verantwortlich für den Glanz ist ein hoher Anteil an Ölen, der zurückbleibt, wenn der Tabak zu kurz oder bei zu geringer Temperatur fermentiert wurde. Denn für die Fermentation sind drei Faktoren von entscheidender Bedeutung: Feuchtigkeit, Temperatur und Druck, weshalb die Tabakblättern zu großen Haufen aufgetürmt und während des Prozesses mehrfach umgeschichtet werden. Die optimale Wärme während der Fermentation liegt zwischen 50 und 60 Grad, die Luftfeuchtigkeit sollte etwa 80 Prozent betragen, so dass dieser Produktionsschritt in eigens dafür eingerichteten Trockenhäusern abläuft.
Hohe Rückstände an Öl können einen scharfen oder auch bitteren Geschmack hervorrufen. Umgekehrt erscheint die Oberfläche einer Zigarre matt, wenn Fette und Öle im Tabak stark beschädigt sind. Gründe dafür sind häufig, dass der Tabak zu lang oder bei zu hohen Temperaturen fermentiert oder dass die Zigarre über einen längeren Zeitraum zu trocken gelagert wurde. Natürlich bleibt auch dies für das Aroma nicht ohne Folgen. Grundsätzlich ist jedoch festzuhalten, dass es eine Frage der persönlichen Präferenz ist, ob der Aficionado eine eher glänzende oder lieber etwas mattere Zigarre bevorzugt – letztlich sollte wie immer der Geschmack entscheiden.
Flecken auf dem Deckblatt
Über die Ursache von Flecken auf dem Deckblatt gibt die Farbe Aufschluss. Sind sie grün und treten flächig auf, handelt es sich meist um Chlorophyll, jenen Blattfarbstoff, mit dessen Hilfe Pflanzen Licht zur Photosynthese absorbieren. Während des Trocknens der Tabakpflanze wird das Chlorophyll in der Regel abgebaut. Geschieht jedoch der Trockenvorgang sehr rasch, können Rückstände erhalten bleiben, die dann als grüne Flecken im Deckblatt erscheinen oder sich an kleinen Rissen sammeln. Aufgrund der sattgrünen Farbe des Chlorophylls könnte man befürchten, dass sich hier Schimmel ausbreitet. Aber die Sorge ist unbegründet. Eine Zigarre ist eben ein pflanzliches Produkt, und da kann es auch zu Resten von Blattfarbstoff kommen. Eine Beeinträchtigung stellt er nicht dar: Chlorophyll trägt vielleicht nicht gerade zu ihrer äußeren Schönheit bei, besitzt aber keinen Eigengeschmack und wirkt sich somit nicht negativ auf das Aroma der Zigarre aus.
Gelbe oder schwarze Flecken resultieren aus zu geringer bzw. zu hoher Feuchtigkeit in der Trockenscheune. Die gelbe Farbe ist dabei einfach eine Verdichtung von Pigmenten, schwarz hingegen entsteht durch die Ansammlung von in der Tabakpflanze enthaltenem Zucker. Schließlich können Zigarren auch weiße Flecken aufweisen. Bedecken sie eine größere Fläche, handelt es sich um Blauschimmelbefall, besitzen sie die Form kleiner Punkte, so deutet dies auf den Pilz Cercospora hin. In beiden Fällen gilt einmal mehr: Vielleicht nicht gerade ästhetisch, aber heitlich unbedenklich und ohne nachteiligen Effekt auf den Geschmack der Zigarre.
Nun ist also geklärt, was es mit den Verfärbungen auf sich hat. Am häufigsten sind übrigens grüne Flecken vom Chlorophyll oder die weißen Punkte, hervorgerufen durch Cercospora. Alle übrigen Farbveränderungen treten nicht nur selten auf, sondern sie gehen auch in der Regel nicht in den Verkauf – denn darauf haben wir unser strenges Auge.
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